Essen im Alten Ägypten

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Land und Leute Ägypten

Essen im Alten Ägypten
Essen und Trinken war ein hohes Kulturgut der Ägypter

Für die Vielfalt der Nahrungsmittel war allein der Nil
die fruchtbare Quelle für ein ausgewogenes Essen im Alten Ägypten

Der Nil als die segensreiche Mutter Ägyptens gab schon den Menschen in der Antike die Möglichkeit im fruchtbaren Nilland, umgeben von Steppen- und Wüstenlandschaften, eine große Vielfalt an gesunden Nahrungsmiittel zu erzeugen. Der Nil mit seinen Fischreichtum und eine Viehwirtschaft zwischen dem Anbau von Obst, Gemüse, Kräutern und Getreide sorgten für Lebensmittel, die ein ausgewogenes Essen im Alten Ägypten gewährleisteten. Die alten Ägypter hinterließen aus ihrem gesellschaftlichen Leben vieles in schriftlicher Form doch Rezepte gab es kaum, weshalb Ägyptologen heute fast alles  aus den Gräbern, den dortigen Wandmalereien, echten Opfergaben und Grabbeigaben für die Verstorbenen in Erfahrung bringen können, wie die Menschen im Alten Ägypten sich mit welchen Lebensmitteln versorgten. Eine wichtige Informationsquelle ist aber auch der altgriechische Reiseschriftsteller und Forschungsreisende Herodot der um 448 v. Chr. Ägypten bereiste und vieles aus dem gesellschaftspolitischen Leben der Ägypter berichtete, weshalb man heute auch Speisepläne aus der Pharaonenzeit zusammenstellen kann.

Bild 1: Die alten Ägypter waren beim Essen und Trinken auch Genießer, denn Grabmalereien bezeugen sehr ausführlich den praktizierten Weinanbau. Dieses Bild zeigt eine traditionelle Weinpresse. Gleich nach der Ernte wurden die Trauben in eine Wanne geschüttet und durch Treten mit den Füßen ausgepresst. Damit die stampfenden Männer dabei nicht ausrutschten, hielten sie sich mit den Händen an Stöcken fest, die von einem Balken herabhingen. Über dem Arbeiter der den Most in einem Auffangbecken abschöpfte sind vier Henkelkrüge für die Lagerung des Weins dargestellt, den dafür verwendete man hohe, unten spitz zulaufende Amphoren. Diese Weingefäße wurden mit einem Tonverschluss versehen, an denen man sogar noch ein Etikett anbringen konnte. Theben-West Neues Reich aus der 18. Dynastie, Wandmalerei im Grab des Nacht (TT52). Bild 2: Aufwendige Wandmalerei im Grab des Menna (TT69) mit einem großen Angebot an Lebensmittel für die Versorgung des Verstorbenen auf seiner langen Reise. Zu den Opfergaben für den Grabherrn gehörten zum Beispiel Wein, Brote, Feigen , Geflügel und Rindfleisch. Menna war ein angesehener und wohlhabener Schreiber und Beamter im Neuen Reich in der 18. Dynastie um 1380 v. Chr. in der Regierungszeit von Amenophis III. BIld 3: Wandbild mit Opfergabenträger im Gab des Menna, sie bringen für das Leibeswohl des Verstorbenen beliebte Speisen wie zum Beispiel Brot und Enten. Bild 4: Ein weiteres Wandbild im Grab des Menna (TT69) mit Lebensmittel wie Fisch aus dem Nil, Enten und Weintrauben, die von Opfergabenträgern für den Verstorbenen geliefert werden.

Brot und Bier gehörte zum traditionellen Essen im Alten Ägypten

Zum Essen im Alten Ägypten gehörten die Getreideprodukte Brot und Bier zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln. Brot und Bier gab es schon zum Frühstück und selbst Kinder bekamen diese Speisen zur ersten Tagesmahlzeit. Während die wohhabene altägyptische Gesellschaft als Getränk den Wein bevorzugte, war Bier praktisch das Volksgetränk mit einem deutlich niedrigeren Alkoholgehalt als unsere heute bekannten Biersorten. Als Grundstoff für das Bier diente Emmer-Weizen und später auch Gerste. Die Getreideköner wurden zerstoßen und mit Sauerteig versetzt. angefeuchtet und in kleinen Fladen angebacken., anschließend kamen diese dann noch in große Behälter, wo man sie in Wasser aufweichte und zerstampfte. Da den alten Ägyptern Hopfen als Zusatz nicht bekannt war, gaben sie Gewürze oder Datteln zum Süßen dazu. Dieser Bierbrei wurde dann noch vergoren und über einem Gefäß auf einem Sieb durchgeknetet, damit die Flüssigkeit abtropfen konnte. Und selbst beim Einschenken wurde das Bier durch eine besondere Vorrichtung am Krug nochmals geseiht.  Das so erzeugte und sehr beliebte Gebräu hatte nur einen Nachteil, es musste regelmäßig produziert werden, weil es leicht verderblich war. So trank fast jeder im Volk dieses Bier täglich als Nationalgetränk.
Neben Bier (altägyptisch: henqet) als Volksgetränk, tranken die alten Ägypter aber auch Milch von Kuh, Schaf und Ziege und auch frische Obstsäfte hatte man genossen.
Neben Gemüse, Obst, Fisch vom Nil, Geflügel und ab und zu auch Ziege oder Schaf, Rindfleisch konnten sich nur wohlhabene Bürger leisten, war natürlich das Brot das wichtigste Grundnahrungsmittel. Es war auch ein ganz bedeutender Bestandteil der Opfergaben, die Göttern und Verstorbenen dargebracht wurden. In diesem Zusammenhang sollte man auch die Hieroglyphe für das Wort “geben” betrachten., die einen ausgestreckten Arm mit einem kegelförmigen Brot in der Hand zeigt. Nach der Getreideernte und dem Dreschen wurde das Korn natürlich erst zu Mehl gemahlen. Gemahlen wurde in der frühen ägyptischen Antike immer nach Bedarf, denn jeder Haushalt war für die Herstellung des Brotes selbstverantwortlich, dass änderte sich erst langsam ab dem Neuen Reich 1550 bis 1070 v. Chr. in dem sich professionelle Backstuben bildeten, für jeden Haushalt waren derartige Berufsbäckereien eine enorme Erleichterungen im Alltag, obwohl in der breiten Masse der Bevölkerung die täglichen Brote auch weiterhin selbst gebacken wurden. Gefertigt wurden die Brote mit gesäuerten Teig und auch Brothefe war bereits bekannt. Als Getreidearten kannte man Emmer und Einkorn, gesunde und wertvolle Getreidesorten die man sogar heute wieder gerne in Biobäckereien verwendet, aber auch Gerste und ein weiterentwickelter Weizen waren den Ägyptern bekannt. Vielfach veredelte man sogar das Brot mit Datteln, Feigen, Eiern, Honig, Gewürzen und Milch; heraus kam eine Vielzahl an Brotsorten, vom bekannten Fladenbrot bis zum verschiedenartigen Früchtebrot. Die Ägypter waren in der Weltgeschichte nicht nur die Erfinder des Brotes, sondern auch auch die Erfinder für geregelte Mahlzeiten. Bereits vor 4500 Jahren im Alten Reich 2700 bis 2200 v. Chr. nutzten die alten Ägypter mit dem Sonnenaufgang ein kräftiges Frühstück, bei dem das Brot nicht fehlen durfte. Brot wurde zum wichtigsten Grundnahrungsmittel der Menschen. In Jahren mit einer nur schwachen oder ausbleibenden Nilflut, fielen zum Teil die Ernten der Getreidefelder aus, was in der breiten Masse der Bevölkerung auch Katastrophen auslöste. Für die pharaonischen Regierungen waren derartige Getreideausfälle eine hoch brisante politische Lage und das hat sich bis in die heutigen Tage des modernen Ägypten nicht geändert.

Bild 5: Schale mit Emmer, einem der wichtigsten Getreidesorten, die in Ägypten angebaut wurden. Fundort: Gebelein (moderne Name der altägyptischen Stadt Inerty) Ägypten aus dem Grab des Ani, Ägyptisches Museum Berlin. Bild 6: Schale mit Leinsamenkapseln aus der Spätzeit zwischen 746 – 332 v. Chr. aus der Nekropole bei Abusir el-Meleq einem Dorf am Westufer des Nils in Unterägypten.   Bild 7: Ein Korb mit Früchten aus dem riesigen Sortiment an Nahrungsmittel, die man im Grab von Tutanchamun gefunden hat. Ägyptisches Museum Kairo, Ägypten. Bild 8: Ein Modell aus Holz stellt eine Gruppe von Opfergabenträgern mit zahlreichen Lebensmitteln für den Verstorbenen, darunter auch Getränke wie den beliebten Wein. Dem Modell nach zu urteilen, muss es sich bei dem Verstorbenen um einen wohlhabenen Bürger gehandelt haben. Es stammt aus der 12. Dynastie im Mittleren Reich um etwa 1800 v. Chr. und wahrscheinlich aus der Regierungszeit von Amenemhet III., Ägyptisches Museum Berlin.

Wein zum Fest und Essen im Alten Ägypten

Wein war bereits im alten Ägypten bekannt und sehr begehrt, doch für die breite Bevölkerung fast unerschwinglich, weshalb dieses edle Getränk wohl eher ein Genuß für die Wohlhabenen war. Aus Grabbeigaben und Wandmalereien in den Gräbern der Mittel- und Oberschicht, weiß man heute vieles über den Weinanbau, seiner Herstellung und dem Genuß als Kultgetränk. Beispielhaft seien hier die Gräber des Nacht (TT52) und des Sennefer (TT96) genannt. Nacht war ein hoher Beamter unter Pharao Thutmosis IV. und Sennefer war unter Pharao Amenophis II. Bürgermeister von Theben und beide hatten aber eines gemeinsam, sie waren Genießer und liebten den Wein als Getränk.
Der Weinanbau begann wahrscheinlich schon zur prädynastischen Zeit Ägyptens ca. 3200 v. Chr. unter Pharao Skorpion I. Vermutlich kamen die Weinpflanzen ursprünglich aus Vorderasien, dem heutigen Syrien, und ließen sich erfolgreich im Nildelta anbauen. Nach der Weinlese wurden die Trauben mit den Füßen ausgepresst, nachdem man sie zum Keltern in große Bottiche schüttete.(siehe auch Bild 1).
Im Neuen Reich befanden sich die größten Weingüter nur im Besitz der Pharaonen, den Tempeln und den höchsten Beamten des Landes und jedes Weingut hatte seinen eigenen Verwalter für eine professionelle Bewirtschaftung. Ab dem Neue Reich erhöhten sich auch die Qualitätsansprüche für die edlen Reben. Allein im Grab von Tutanchamun fand man 26 verschlossene Weinkrüge mit Weiß- und Rotwein und alle waren an den Tonverschlüssen in hieratischer Schrift etikettiert. Die Etikettierung beinhaltete Angaben zum Jahr der Lese, der Qualitätsstufe, der Herkunft, der Eigentümer und der Winzer, der für den Anbau von diesem Wein verantwortlich war. Allein bei diesem hohen Aufwand, der auch mit entsprechenden Kosten verbunden war, konnte der göttliche Wein kaum die Volksmassen erreichen und war vermutlich als Gourmetgetränk nur bei den wohlhabenen und den Eliten am pharaonischen Hof ein beliebtes Getränk für Genießer im Alttag und zu festlichen Gelegenheiten.

Bild 9: Diese kleine bemalte Stele aus Kalkstein zeigt die Darstellung eines syrischen Söldners beim Biertrinken. Sie stammt aus dem Neuen Reich der 18. Dynastie um 1351 – 1334 v. Chr. aus der Regierungszeit von Amenophis IV. (Echnaton), Ägyptisches Museum Berlin. Bild 10: Dieses Foto zeigt das  Modell einer Backstube mit zwei Arbeitern beim Mahlen (rechts) und Backen (links) aus der 12. Dynastie im Mittleren  Reich (2050 – 1800 v. Chr.), es wurde aus Holz gefertigt und wurde in Achmim (Ägypten) gefunden. Rechts im Bild wurden die Getreidekörner auf eine Steinplatte gelegt und mit einem Reibstein zerkleinert, wodurch man zum Teil ein grobes Mehl erhielt.  Ägyptisches Museum Berlin. Bild 11: Es ist schon ein bewegendes Gefühl, einen kleinen Teller in der Hand zu halten, der schon vor über 3200 Jahre in einem altägyptischen Tempel im Gebrauch war. Wer aus der Zeit von Ramses II. diesen Teller womöglich auch schon in der Hand hielt ist ungewiß? Er stammt aus den hauswirtschaftlichen Räumen im Ramesseum, wo man hunderte von diesen Tellern, Bechern und Krügen fand. Da höher gestellte Persönlichkeiten eher aus polierten Metallgeschirr aßen, gehörte dieser Teller aus Ton gefertigt, vermutlich einfachen Angestellten von denen es tausende im Ramesseum gab. Bild 12: Im alten  Ägypten befanden sich die Küchen mit ihren Kochstellen und Backöfen im Freien. Bei dieser Räumlichkeit mit 5 Feuerstellen handelte es sich schon um eine Großküche, denn im Ramesseum mußten viele Menschen versorgt werden. Die Bilder 11 und 12 stammen aus dem Ramesseum dem Totentempel von Ramses II. in Theben auf der westlichen Nilseite, Ägypten 2020.

Nahrungsmittel für ein ausgewogenes Essen im Alten Ägypten

Bier, Wein und Getreidebrei gehörten zwar zum Alltag, doch das Essen im Alten Ägypten war wesentlich abwechslungsreicher und durch die jährliche Nilflut, die für einen sehr fruchtbaren Boden sorgte, konnte landwirtschaftlich viel angbaut werden und eine Vielfalt pflanzlicher Produkte ergänzten die Ernährung der Menschen am Nil. Auch wenn auf der gesamten Länge des Nils Landwirtschaft möglich war, war das fruchtbare Nildelta in Unterägypten die große, Korn-, Gemüse- und Obstkammer des Landes. Durch die Möglichkeiten eine reichhaltige Landwirtschaft zu betreiben, hatte auch die breite Masse der Bevölkerung die große Chance sich eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu leisten. Die wohlhabene Bevölkerung hatte vielleicht mehr Fleisch (Rindfleisch) zum Essen und Wein als Getränk, doch zusammenfassend liebten alle Ägypter ein gesundes abwechslungreiches Essen, gerne gut gewürzt oder gesüßt.
Die Vielfaltt der Nahrungsmittel ergaben sich durch die Möglichkeiten einer natürlichen Landwirtschaft. Da die alten Ägypter als natürlichen Dünger den fruchtbaren Nilschlamm nutzen konnten, waren sie praktisch wohl auch die 1. Biolandwirte, die die ökologischen Besonderheiten des Nils für den Anbau von Nahrungsmitteln nutzbar machten. In den besten Jahren der Pharaonenzeit gab es sogarschon  einen regen Im- und Exporthandel mit landwirtschaftlichen Produkten, wodurch die Palette von Lebensmitteln auch noch gesteigert werden konnte.

Zu den bekannten Gemüsesorten im Alten Ägypten zählten:
Zwiebeln, Lauch,Sellerie, Knoblauch, Bohnen, Linsen, Erbsen, Kichererbsen, Gurken, Salate, Lattich, Erdmandeln (Cyperus esculentus), Kürbis, Melonen (vermutlich erst ab dem Neuen Reich um 1600 v. Chr.),

Zu den bekannten Obstsorten im Alten Ägypten zählten:
Oliven und Äpfel (vermutlich erst ab der Spätzeit etwa 700 v. Chr.), Granatäpfel, Weintrauben, Pfirsiche, Zitronen, Datteln, Feigen, Früchte der Dumpalme,

Zu den bekannten Gewürzen im Alten Ägypten zählten :
Bockshornklee, Dill, Fenchel, Honig, Knoblauch, Koriander, Kreuzkümmel, Majoran, Salz, Schwarzkümmel, Senfkörner, Thymian, Wacholder, Zimt,

Zu den bekannten Getreidesorten im Alten Ägypten zählten:
Emma (Triticum dicoccum), Einkorn (Triticum monococcum), Gerste (Hordeum vulgare),

Bild 13: Bierkrug aus der Amarnazeit im Neuen Reich, 18. Dynastie um 1352 – 1334 v. Chr. aus der Regierungszeit von Amenophis IV. (Echnaton), Ägyptisches Museum Berlin. Bild 14: Henkelkrug mit Trinkgefäß aus Keramik, Neues Reich, 18. Dynastie, Ägyptisches Museum Berlin. Bild 15: Großes bemaltes Gefäß aus Keramik mit der Darstellung eines gallopierenden Pferdes, Neues Reich, 18. Dynastie, Ägyptisches Museum Berlin. Bild 16: Sechs unterschiedliche Haushaltsgefäße, Neues Reich aus der Amarna-Zeit in der Echnaton (Amenophis IV) regierte, Hurghada Museum, Ägypten

Viehzucht, Jagd und Fischen im Alten Ägypten

Neben dem Ackerbau und der Anpflanzung von Obstgärten, war natürlich auch die Viehzucht schon seit den frühen Epochen der ägyptischen Antike eine wertvolle Bereicherung für das Essen im Alten Ägypten. Die Viehzucht begann bereits während der frühdynastischen Zeit zwischen 5000 und 3000 v. Chr. und als Nutztiere wurden Schafe, Ziegen und Rinder gehalten, wobei das Rind und sein weibliches Geschlecht die Kuh auch schon frühzeitig mythologisch ein hohes Ansehen bekam, sie war das Tier der bedeutenden Götter Hathor und Isis. Seit dem Alten Reich werden sogar Rinder als Kriegsbeute dokumentiert. Die Bedeutung der Rinderzucht wird auch dadurch noch verdeutlicht, dass die Rinderherden fast ausschließlich nur im Besitz des Königshauses und der Tempel waren. Schon allein aus diesen Gründen, war Rindfleisch für die breite Masse der Bevölkerung kaum unerschwinglich und bereicherte nicht den normalen Speiseplan. Viel Rindfleisch war also mehr oder weniger ein Nahrungsmittel für die wohlhabene Gesellschaft und der Elite am Hof. Im Volk selbst waren Schaf und Ziege dann schon eher an Festtagen ein besonderer Schmaus. Ansonsten gehörte Geflügel aus der Zucht und Wildnis (Enten, Gänse, Tauben und Wachteln), sowie Milch und Eier zu einem ausgewogenen Essen im Alten Ägypten.
Weil der Nil als Mutter des Landes auch als fischreicher Fluss einen großen Einfluß auf die Ernährung der Bevölkerung hatte, war der Fischfang für Jedermann auch eine zwingende Notwendigkeit für ein gesundes Essen im Alten Ägypten. Fisch konnte täglich den Speiseplan bereichern. Hat man zuviel gefangen, konnte man ihn als Trockenfisch (Dörrfisch) geschickt lagern oder auf dem Markt eintauschen für andere nützliche Dinge des Alltags. Einen Berufsstand der Fischerei gab es zu dieser Zeit nicht. Wer Fisch brauchte ging für sich und seine Familie Fischen. Man fing die Fische mit Netzen, Reusen, Angeln oder Speeren, wobei die wohlhabene Oberschicht der alten Ägypter aus dem Fischen eher eine sehr beliebte sportliche Jagd mit dem Speer machten, was in Wandmalereien verschiedener Gräber auch dokumentiert ist, zum Beispiel im Grab des Menna TT69 (Bild 4). Zum Teil haben die Abbildungen in den Gräbern auch eine ziemlich starke Detailgenauigkeit, die sogar eine Zuordnung bestimmter Fischarten zulassen. Zu den Fischarten, die am meisten gefangen wurden zählten Meeräschen, Barsche (z.B. Nilbarsch). Welse und Nilhechte. Über den Fang von Meeresfischen oder anderen Meerestieren vom Roten Meer oder dem Mittelmeer ist nur sehr wenig überliefert, man war wohl über den Nil und seiner Deltaregion mehr als ausreichend mit Fisch versorgt. Die wenigen Hinweise die mir bekannt sind, stammen aus der Punthalle im Totentempel der Pharaonin Hatschepsut, in der auch die Expeditionen über das Rote Meer nach Ostafrika ( z. B. Puntland) dargestellt sind.

Bild 17: Ein Hirte führt vier weibliche Langhornrinder. Teil eines Wandbildes im Grab des Menna TT69, 18. Dynastie in der Nekropole der Adligen in Theben-West, Ägypten. Bild 18: Szene aus einer Wandmalerei im Grab des Menna zeigt das “Sportfischen” der gehobenen Gesellschaft. Dargestellt sind zwei mit dem Speer gefischte Tilapia (Bundbarsche). 18. Dynastie im Neuen Reich.

Neben der landwirtschaftlichen Viehzucht und dem Fischfang, war bereits in der ägyptischen Antike auch die Jagd auf Wildtiere eine bedeutende Quelle zur Erweiterung der Ernährung. In der breiten Bevölkerung diente die Jagd zwar überwiegend der Versorgung mit Fleisch, doch auch die Knochen waren für die Herstellung von Schmuck und Alltagsgegenständen von Bedeutung, aber auch Felle waren  für die Verarbeitung von Kleidung und Decken ein nützliches Nebenprodukt. In den meisten Fällen erfolgte die Jagd nur auf Kleinwild bis zur Größe von Gazellen, am häufigsten erbeutete man jedoch Wildvögel, zu denen beispielsweise Enten, Gänse, Tauben und Wachteln gehörten, die auch in den meistern Fällen das Essen im Alten Ägypten bereicherten.
Die Großwildjagd war allerdings ein besonderes Privileg der Pharaonen und seiner adligen und wohlabenen Gesellschaft. Obwohl diese elitäre Gesellschaft die Großwildagd eher als ein sportliches Ereignis ansah, diente sie weniger dem Nahrungserwerb, sondern mehr dem mutigen Ansehen in der Gesellschaft viele Jagdtrophäen zu erbeuten. Da es zu dieser Zeit im alten Ägypten neben der Wüstenbildung auch noch Steppen und Buschsavannen gegeben haben muss, ist es nicht verwunderlich, dass man auf der Großwildjagd in vielen Regionen noch  Geparden, Elefanten, Löwen, Nilpferde, Nashörner, Oryxantilopen, Steinböcke, Wildschweine, Giraffen, Wildesel, Damagazellen und Hyänen erlegen konnte. Das schmackhafte Fleisch erbeuteter Tiere wurde natürlich auch zum Verzehr genutzt. Die Nilpferdjagd erreichte im alten Ägypten nahezu einen Kultstatus, der nur den Eliten der pharaonischen Gesellschaft erlaubt war. Ob das Fleisch der Nilpferde verzehrt wurde ist allerdings weniger bekannt.

 

Fotos: (c) Michael Kürschner (9), Christel Selke (9)