Land und Leute Ägypten
Kosmetik im Alten Ägypten
Die Pflege des Körpers war ein hohes Kulturgut der Ägypter
Die Kosmetik im Alten Ägypten, war nicht nur für Frauen,
sondern auch für Männer von großer Bedeutung
Die Kosmetik im Alten Ägypten hatte bereits eine sehr alte Tradition. Schon seit der Frühdynastischen Zeit (3100 – 2700 v. Chr.) ist überliefert, dass die Ägypter eine große Liebe zur Reinlichkeit hatten und sich gerne mit der Schönheitspflege beschäftigten, die zum Teil auch religiös und nicht nur als ein angestrebtes Schönheitsideal mit der persönlichen Note eines Statussymbols im Alltag war. Obwohl Frauen sich der kosmetischen Pflege mit Leidenschaft hingaben, hatte auch das männliche Geschlecht den Hang zur Schönheitspflege und zum wohlfühlenden Duft edler Parfüme.
Die Kosmetik im Alten Ägypten hatte letztendlich einen kulturellen Status und mit seinen natürlichen Duftnoten, Salben und Ölen verband man Schönheit mit der Belebung der Sinne und die kosmetischen Anwendungsmöglichkeiten reichten sogar bis zur Behandlung von Krankheiten und in der Aromatherapie zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte, sah man sogar schon in den frühen Jahren des Alten Reichs (2700 bis 2200 v. Chr.) die mystische Ausdrucksform zwischen dem Universum und seiner göttlichen Natur und letztendlich auch zum Mensch sein selbst. Dieses spirituelle Geheimniss zwischen Reinigung, Pflege des Körpers und des Geistes, war auch der Ausdruck zum Streben nach göttlicher Schönheit, die man im Alten Ägypten mit der Kosmetik im Diesseits erleben wollte. Auch für die Wiedergeburt im Jenseits versorgte man im Totenkult die Verstorbenen mit Grabbeigaben kosmetischer Produkte und es war auch ein Privileg von Priesterinnen und Priestern im heiligen Tempeldienst für Zeremonien, Reinigungsprozessen und der Mumifizierung die bedeutenden Öle aus der Naturkosmetik rituell anzuwenden.
Kosmetik und Schönheit im Alten Ägypten verbindet man heute meist mit Kleopatra VII. (69 – 30 v. Chr.), der letzten ägyptischen Pharaonin, die mit einem ästhetischen Schönheitsideal und einem leidenschaftlichen Körperbewußtsein die Weltgeschichte geprägt haben soll. Die Geschichte der Kosmetik im Alten Ägypten ist aber wesentlich älter und schon über 3000 Jahre vor Kleopatra VII. erfand man bereits in Ägypten die kulturtelle Bedeutung der Kosmetik, die für jeden Ägypter zum Lebensalltag gehörte und nicht nur bei den Reichen und am königlichen Hof.
Bild 1: Wandbildnis aus dem Grab des Nacht TT52 zeigt hübsch gepflegte junge Frauen auf einem Fest. Sie tragen alle stolz die parfümierten Salbkegel auf den Köpfen. Eine der Frauen reicht mit der rechten Hand eine gelbe Mandragorafrucht (Mandragora officinarum) und die rechts am Boden sitzende junge Frau hält in ihrer linken Hand eine Blüte des stark duftenden blauen Lotus.
Mit der Schminkkultur zum Schönheitsideal im Alten Ägypten
Körperpflege und Kosmetik war im Alten Ägypten ein Thema für beide Geschlechter. Was wir heute als Make-up bezeichnen, war schon in sehr frühen Zeiten der ägyptischen Kulturgeschichte im Alltag eine selbstverständliche Schönheitspflege für Frauen, wie auch für Männer. Ein Kajal, Lidschatten, Rouge und Lippenstift war von großer Bedeutung und in seinen Ursprüngen wahrscheinlich ein wichtiger Teil der Gesichtspflege aus medizinisch hygienischen Gründen, denn man wollte Augen und Gesicht schützen vor der Intensität der Sonne, dem feinen Sandstaub und vor Reizungen durch Insekten in den Sumpflandschaften des Nildeltas und den grünen Zonen der Nilufer, wo die Landwirtschaft Ägypten zu einer blühenden Schatzkammer machte.
Die kosmetische Schminkkunst im Alten Ägypten erfüllte somit gleich einem doppelten Zweck und diente neben der Schönheit auch einer heilenden Wirkung. In der ursprünglichen Form umrandete man in einer deutlichen Betonung die Augen mit grüner Farbe. Diese bestand meist aus fein zerriebenen Mineralien, wie zum Beispiel Malachit, der dann noch mit Pflanzenöl, Harz und Wasser gemischt wurd. Zu dieser Zeit war Malachit auch ein bedeutender Inhaltsstoff für medizinischen Rezepturen zur Behandlung von verschiedenen Augenkrankheiten. In der Zeit des Neuen Reiches um etwa 1550 bis 1070 v. Chr. mit der 18. bis 20. Dynastie änderten sich die Bestandteile der Augenschminke und man benutzte meist nur noch die schwarze “Mesdemet-Salbe”, die in ihrer Bedeutung soviel wie “die Augen ausdrucksvoll machen” heißt. Diese ausdrucksvollen Linien wurden als Lidstrich ober- und unterhalb der Augen aufgetragen und wurden zu einer Augenschminke die charakteristisch für fast alle altägyptischen Darstellungen von Gesichtern auf farblichen Statuen, Kanopen und Wandgemälden wurden. Diese typische Anwendung der Augenschminke kann man auf Darstellungen der Bilder 2 – 5 deutlich erkennen. Die schwarze “Mesdemet-Salbe” bestand aus tierischen Fetten, pflanzlichen Ölen, Bienenwachs und schwarzem Ruß, als ergänzende Bestandteiel wurden pulverisierte Metalle wie zum Beispiel Bleiglanz (Galenit), Manganoxid, Eisenoxid und Magnetit beigefügt. Aufgetragen wurde der breite und auffallende Kajalstrich mit einem dünnen Stäbchen aus Silber, Holz oder Elfenbein. Aus einem ursprünglichen Gesundheitsschutz für das Auge wurde über alle Epochen der altägyptischen Geschichte ein kosmetisches Schönheitsideal und als ganz besonders schön empfand man es, wenn der schwarze Lidstrich bis an die Schläfen verlängert wurde.
Die Sehnsucht nach göttlicher Schönheit und Vollkommenheit mit Hilfe von kosmetischen Pflegemitteln endete aber nicht mit der Anwendung der Augenschminke. Auch die Augenbrauen wurden betont, wie auch die Wangen mit einem Rouge. Für besondere Anlässe wurden auch die Lippen karminrot gefärbt, was im ägyptischen Alltag nicht unbedingt üblich war, nutzte man später auch bei Darstellungen in den Gräbern, zum Beispiel an Mumienmasken und Kanopen (siehe auch Bild 4 bei den Kanopen aus dem Grab von Tutanchamun). Die Anwendung sollte mit der rötlichen Betonung der Lippen einen lebendigeren Eindruck entstehen lassen.
Bild 2: Darstellung der Frau des Sennefer auf einer Grabmalerei (TT96). .Seine geliebte Frau Merit trägt auf dem langen schwarzen Haar ein Diadem mit einer großen Lotusblüte über der Stirn, die im gesamten Gesichtsfeld einen betörenden Duft ausstrahlte. Bild 3: Kopfstudie einer berühmten Statue von Nofret der Ehefrau von Rahotep aus der 4. Dynastie und der Regierungszeit von Pharao Snofret (2590 – 2551 v. Chr.) Das Gesicht zeigt einen blassgelben Teint der in der kosmetischen Anwendung im Alten Ägypten typisch war. Männer wurden dagegen im Trend der Zeit mit einer dunklen Gesichtsfarbe dargestellt. Bild 4: Die Kanopengefäße mit den Gesichtszügen des jungen Pharaos Tutanchamun aus senem Grab KV62. Die Lippen sind auffallend rot gefärbt. Augenbrauen und der Kajal sind auffallend langgezogen bis fast zur Schläfe Diese dekorativ stark geschminkt dargestellten Kanopengefäße haben eher weibliche Züge und könnten ein Indiz dafür sein, dass sie ursprünglich auch für eine Frau bestimmt waren. Bild 5: Darstellung der Frau des Nacht auf einer Grabmalerei im TT52. Seine Frau Taui trägt auf der Stirn auch eine Blaue Lotusblüte, die als ein frisches botanisches Parfum ein wohlfühlenden Duft ausstrahlt.
Wohltuende Düfte waren die wichtigste Bestandteile
der Kosmetik im Alten Ägypten
Die alten Ägypter nutzten gerne Duftöle und Parfüms, die sie in ganz besonderen Gefäßen aufbewahrten und unabhängig von kosmetischen Duftstoffen atmeten sie auch leidenschaftlich den Duft der Lotusblüte ein, der als Leben spendend galt und auf die Sinne betörend gewirkt haben soll. Die Anwendung fand in allen gesellschaftlichen Schichten statt und Frauen, wie auch Männer, nutzten die belebenden und wohltuenden Düfte für Körper und Geist. Die hohe Bedeutung der Duftöle und Parfüms kann man auch daran erkennen, dass diese kosmetischen Produkte in edlen Gefäßen abgefüllt, vielfach auch eine Grabbeigabe war um sogar den Körper des Verstorbenen im Jenseits zu schützen und zu erhalten.
Bei festlichen Anlässen trugen sowohl Frauen als auch Männer Salbkegel auf dem Kopf, die sich bei Erwärmung lösten, um als duftende Substanz über das Haar und den Körper zu fließen.
Im Alten Ägypten legte man sehr großen Wert auf die Reinheit der Körperpflege und die Hygiene stand somit auch im täglichen Einklang mit dem streben nach Schönheit. Frauen, wie auch Männer nutzten nach der täglichen Morgenwäsche die Vielfalt der Möglichkeiten ihren Körper mit Ölen, Salben, Pasten und Tinkturen kosmetisch zu pflegen. Auch die Anwendung von Gesichtsmasken mit Salben aus Eigelb, Honig, Milch, Heilerde und Maulbeersaft waren sehr beliebt um das göttliche Schönheitsideal in der Sehnsucht nach Vollkommenheit zu erreichen. Aber nicht nur die reine Schönheit und der wohltuende Körperduft stand im Vordergrund, denn jede Pflege mit den Ölen und Salben hatte auch eine gesundheitliche Komponente, denn in einem warmen und sonnenintensiven Land wie Ägypten war es zwingend notwendig, die Haut des Körpers auch zu schützen und sie vor dem Alterungsprozess, Unreinheiten und tierischen Plagegeistern zu bewahren. Aus dem medizinischen Papyrus Ebers sind zahlreiche Rezepte mit Weihrauch, Myrrhe und Alaun bekannt. Zur Desinfektion und Straffung der Haut gab es auch kosmetische Pflegemittel aus Behen-Öl (Moringaöl), Wachs und Zyperngras. Das viele Mixturen kosmetischer Pflegeprodukte mehr oder weniger auch von Ärzten hergestellt und empfohlen wurden, kann man erkennen, dass im Alten Ägypten, Medizin und Kosmetik in einem engen Zusammenhang standen. Bei sehr wohlhabenden Bürgern und am pharaonischen Hof, erwarb man meist aus den Tempeln von der Priesterschaft die wohltuenden Schätze der Kosmetik. Da die meisten Kosmetika in der Anschaffung nicht gerade günstig waren, musste sich das einfache Volk für die Hautpflege meist mit Rizinusöl zufrieden geben.
Zu den bedeutensten Kosmetikmittel gehörten auch Rosenöl, Mandelöl, Zimt, Kardamom, Lavendel, Lilienöl und das heilende Gel aus der Aloe Vera als Feuchtigkeitsspender.
Bild 6 und 7: Bei einer größeren Auswahl unterschiedlicher Kosmetika bewahrte man im Alten Ägypten seine Salben, Öle und Duftwässerchen mit den entsprechenden Gefäßen in ein passendes Holzkästchen auf. Bild 8: Kleine Auswahl verschiedener Accessoirs aus der Welt der Kosmetik mit kleinen Töpchen, Vasen und Schalen aus Alabaster, kann man im Hurghada Museum bewundern.
Bild 9: Ein Spiegel (ca. 1500 v. Chr.) noch ohne Handgriff. Da man für die kosmetische Pflege im Alten Ägypten noch kleine Glasspiegel kannte, verwendete man extrem poliertes Metall bis man ein Spiegelbild bekam. Jeder Spiegel hatte meist einen gut verzierten Handgriff aus Metall oder Holz und da selbst ein Handspiegel ein Kultgegenstand war, hatte der Griff nicht selten auch ein göttliches Motiv und in den meisten Fällen war es die Hathor als bedeutende Muttergottheit und Göttin der Liebe und Schönheit. Bild 10: Beispiele von einer Vielzahl von Accessoirs die für kosmetische Anwendungen benutzt wurden, hergestellt wurden sie häufig aus Holz, Alabaster oder Elfenbein. Bild 11: Altägyptischer Mörser mit Stößel aus Alabaster zum zerstoßen von Mineralien und dem zerreiben von Pflanzenteilen. Häufig auch genutzt für die Gewinnung von ätherischen Ölen für die Herstellung von kosmetischen Produkten. Die hier vorgestellten Ausstellungsstücke (Bild 9,10,11) stammen aus dem Hurghada Museum, Ägypten.
Bild 12: Für die Kosmetik hatte man im Alten Ägypten auch sehr kostbare Salbgefäße, die auch die göttliche Bedeutung der Schönheitspflege betonten. Dieser elegante Behälter war ein Salbgefäß aus Alabaster, den man im Grabschatz des Tutanchamun gefunden hat. In solchen Behältern wurden Parfüme oder Salben aufbewahrt. Das Salbgefäß hat die Form der Hieroglyphe “sema“, die Vereinigung bedeutet. Die beiden Figuren an den Seiten stellen den Nilgott Hapi dar, sie knoten die Wappenpflanzen von Ober- und Unterägypten zusammen. In der Gesamtdarstellung wird damit die Vereinigung beider Länder Ägyptens symbolisiert. Bild 13: Ein noch original gefülltes und über 3500 Jahre altes verschlossenes Kosmetikgefäß aus Alabaster. Bild 14: Eine Stele, die heute im Hurghada Museum zu sehen ist, bezeugt die Bedeutung der Blauen Lotospflanze für die Lebensfreuden der Menschen im Ägypten der pharaonischen Zeit. Aber nicht nur Frauen wie auf der Stele zu sehen, umgaben sich gerne dem betörenden Duft der Lotusblüte.
Fotos: (c) Michael Kürschner (9), Christel Selke (6)