Land und Leute Ägypten
Schuhmode im Alten Ägypten
Bekleidung für wohlhabende Männer
Schuhe und Sandalen als Symbol für Wohlstand
Die Schuhmode im Alten Ägypten war zwar in ihren Anfängen noch nicht so abwechslungsreich, doch 5000 Jahre später sind sie noch heute ein Vorbild für die Sandalen-Mode. Jeder von uns kennt die berühmten Flipflops als Strandsandalen die in Gestaltung als Zehenstegsandalen den Vorbildern aus dem Alten Ägypten äußerst ähnlich sind.
Die Menschen im Alten Ägypten trugen allgemein im Alltag keine Schuhe oder Sandalen, sie müssen wohl sehr robuste Fußsohlen gehabt haben, denn wie kann man es sich sonst erklären, dass die Ägypter auf groben Sandböden bevorzugt barfuß liefen.
Etwa 3000 Jahre v. Chr. zum Ende der prädynastischen Zeit kamen im Alten Ägypten die ersten Schuhe oder Sandalen auf. Für die sehr einfache Bevölkerung war die Bekleidung der Füße eher befremdlich und teilweise auch nicht erschwinglich. Es ist auch bemerkenswert, das Frauen kaum Schuhe bzw. Sandalen trugen und in wohlhabenen Kreisen war es ein männliches Previleg Sandalen zu besitzen aber nicht unbedingt zu tragen. Zwei neue Berufe waren mit der aufkommenden Schuhmode geschaffen. Es gab ab dieser Zeit den Schuhmacher der aus Palmenblattstreifen und aus Papyrus und Binsengras von den bedeutenden Pflanzen vom Nilufer die unterschiedlichsten Sandalen als Kunsthandwerk fertigte. Es gab gepolsterte Sandalen mit einer dicken Sohle, aber auch einfache dünnsohlige Sandalen für den Alltagsgebrauch. Ein Ägypter der im Wohlstand lebte konnte sich auch Sandalen aus Leder leisten, die nicht selten auch mit Applikationen versehen waren. Aber selbst höher gestellte Persönlichkeiten, die es sich leisten konnten Sandalen anfertigen zu lassen, trugen sie selten und dann nur zu besonderen Anlässen. In solch einem Fall ließen sie sich von einem Diener als Sandalenträger begleiten, der die Sandalen bis zum Zielort seines Herrn trug um sie ihm dann dort anzulegen.
Ab dem Mittleren Reich kamen Sandalen immer stärker in Mode, aber man hält sie weiterhin meist in den Händen und zog sie erst am geplanten Ziel eines Besuches an. Ärmere Männer, die es sich nicht leisten konnten Schuhe bzw. Sandalen anfertigen zu lassen, bekamen sie meist von ihren Frauen in einfacher Form gefertigt. Die Frau im Alten Ägypten trug dagegen noch immer kaum Sandalen, selbst wenn sie aus wohlhabenen Hause kam.
Bild 1: Diese vornehmen und elegant gefertigten Ledersandalen, die sogar vergoldet waren, gehörten einst zum Besitz von Tutanchamun. Sie waren Teil des großen Grabschatzes, den man 1922 im Tal der Könige (KV62) fand. Dieses Paar Sandalen ist im Ägyptisches Museum Kairo ausgestellt. Aber auch ein Pharao Tutanchamun lief im Alltag barfüßig oder hatte auch sehr einfache Sandalen die aus Papyrus gefertigt waren. Bild 2: Höherwertige Kindersandalen aus einer wohlhabenden Familie. Diese Sandalen sind aus Leder und mit pflanzlichen Fasern gearbeitet wobei die gesamten Sandalen noch zusätzlich farblich geschmückt. sind. Sie stammen aus der Zeit Neuzeit bis Spätzeit (1540 – 332 v. Chr.) und wurden in West-Theben in Deir el-Medine gefunden. Heute stehen sie in der Sammlung des Ägyptischen Museums Berlin.
Bild 3: Diese Füße auf dünnen angedeuteten Sandalen gehören zu einer Statue aus Rosengranit, die den Pharao Amenophis III. darstellt. Diese Statue stammt aus seiner Regierungszeit in der Zeit von 1388 bis ca. 1351 v. Chr. (18. Dynastie). Ein verhältnismäßig seltene Darstellung von einem Pharao mit Schuhen an den Füßen. Bild 4: Detailausschnitt von der großen Wandszene an der Nordwand des Grabes von Tutanchamun. Im Gewand eines Sem-Priesters vollzieht Eje als sein pharonischer Nachfolger das Ritual der Mundöffnungszeremonie an Tutanchamun. Weil Eje als Sem-Priester auftritt, trägt er traditionell helle Sandalen. Bild 5: Ein Pharao hatte zwar das höchste und fast göttlichste Ehrenamt im Land und trotz seiner absolut machtvollen Würde, zeigt er sich auch als Mensch. Wie alle Ägypter ging auch er mehr oder weniger barfuß und ließ sich so auch auf bedeutenden Statuen darstellen. Hier ein Detailausschnitt einer Statue von Amenemhet III., er war der 6. Pharao der 12. Dynastie im Mittleren Reich im typischen Ornat eines Pharao dargestellt, aber barfuß. Diese Statue befindet sich im Luxor Museum, Ägypten. Bild 6: Im Gegensatz zu seinen Familienmitgliedern ist der Vater und Priester Ptahmai (oder auch Ptah-Mai) nicht barfüßig, denn in der Kultur seines Priesterstandes trägt er natürlich Sandalen. Ptahmai bekam von Pharao Ramses II. in der 19. Dynastie zwischen 1279 bis 1213 v. Chr. das Amt eines Priestervorstehers am Ptah-Tempel. Detailausschnitt von einer Statue als Familienbildnis mit Frau und zwei Töchtern im Ägyptischen Museum Berlin.
Bild 7: Bastsandalen der vornehmen Art. In ihrer Ausführung haben sie schon fast den Charakter von Halbschuhen mit Zehensteg und Hackenschutz, Hurghada Museum. Bild 8: Bastsandalen aus dem Neuen Reich zwischen 1550 bis 1070 v. Chr. (18. bis 20. Dynastie). Im NIiltal wuc hsen verschiedene Pflanzen, deren Fasern die sich für die Herstellung von Schuhen bzw. Sandalen eigneten. Für Sandalen verwendete man vor allerm den Bast der berühmten Papyruspflanze, die in den sumpfigen Gebieten des Nils ideale Lebensräume hatte. Sohlen, Riemen und den Zehensteg zu fertigen war keine leichte Arbeit und erforderte viel Geschick. Hurghada Museum, März 2020. Bild 9: Sandalenpaar mit hochgebogener Spitze und einer originalen Fußbank. Diese Sandalen stammen aus der Zeit des Neuen Reiches bis zur 3. Zwischenzeit von 1550 – 840 v. Chr., Ägyptisches Museum Berlin. Bild 10: Sandalen aus dem riesigen Fundus von dem Kindpharao Tutanchamun den Carter 1922 im Grab des Pharaos entdeckte. Tutanchamun regierte wahrscheinlich in der Zeit von 1332 bis 1323 v. Chr. in der 18. Dynastie. Ägyptisches Museum Kairo.
Bild 11: Eine Stele des königlichen Sandalenmachers Ripa gefolgt von seinem Sohn Pabau in anbetender Haltung vor Osiris der Gottheit des Jenseits, ihm zur Seite steht der Totengott Anubis. Diese Stele als Grabstein stammt wahrscheinlich aus der Ramessiden-Zeit in der 20. Dynastie 1186 – 1070 v. Chr. Die Herkunft dieser Stele liegt vermutlich in Der el-Bahari in den heiligen Nekropolen auf der Westseite von Theben. Diese Stele aus Sandstein zeigt deutlich auch die Bedeutung des Handwerks eines Sandalenmachers, der in dieser Zeit auch zu Wohlstand kommen konnte, Ägyptisches Museum Berlin.
Fotos: (c) Michael Kürschner (8), Christel Selke (3)