Klimawandel im Alten Ägypten

Flagge Ägyptens

Land und Leute Ägypten

Untergang der 1. ägyptischen Hochkultur
Klimawandel im Alten Ägypten
Klimakatastrophe führt zum Niedergang des Alten Reiches

Bild 1: Gefäß aus Kalzit-Alabaster mit den Namen von Pepi II., er hatte als Pharao der 6. Dynastie eine extrem lange Regierungszeit von über 60 Jahren im Alten Reich. In der Mitte der Hieroglyphen-Schrift befindet sich sein Horusname Netjeri-chau – Göttlich an Erscheinungen, auf der linken Seite erscheint die Kartusche seines Eigennamens Pepi und rechts ist die Kartusche mit dem Thronnamen Nefer-ka-Re zu sehen. Es gab zwar noch zwei Nachfolger von Pepi II., doch schon zum Ende seiner Regierungszeit dezentralisierte sich das Reich, es begann ein unaufhaltsamer Niedergang einer blühenden Epoche des Alten Reiches. Das Gefäß befindet sich im Ägyptisches Museum Berlin.

Ein Klimawandel mit katastrophalen Folgen für die Menschen im Alten Reich

Klimawandel, Klimakatastrophe, Erderwärmung, Trockenheit, CO2 und Ernteausfälle sind beispielhafte Begriffe die uns im heutigen Zeitalter täglich begleiten und man wird förmlich berieselt von Medien und Politik, welche Folgen ein vom Menschen verursachter Klimawandel für die Erde haben wird. Wir werden heute auch ständig belehrt, wie wir uns zu verhalten haben, um die Erdrettung nicht zu gefährden. Selbst eine Flugreise nach Ägypten zu den historischen Stätten der Menschheit gilt heute schon fast als ein Frevel, weil man für derartige Reisen CO2 Emissionen verursacht, die für die Erderwärmung verantwortlich sein sollen, doch eine derartige Klimabeurteilung ist eher eine politische Agenda und entspricht weniger einer wissenschaftlichen Grundlagenforschung.
Seit bestehen der Erde gibt es das immer wiederkehrende Phänomen eines Klimawandels, denn es handelt sich immer um periodisch auftretende Klimaschwankungen und die Menschheit hat allein in den letzten 10.000 Jahren schon einige davon global erlebt und einige gute Beispiele finden wir auch in der altägyptischen Geschichte, die alle nicht vom Menschen verursacht wurden.
Fast jeder von uns kennt die ägyptische Hochkultur des Alten Reiches (etwa 2700 bis 2200 v. Chr. mit der 3. bis 6. Dynastie) in der die Pharaonen die berühmten Pyramiden erbauen ließen, die heute zu den sieben Weltwundern der Menschheit zählen. Es war eine historische Periode, die auch als Goldenes Zeitalter beurteilt wird. Der ägyptische Staat befand sich in einer besonders stabilen Lage. Die “Mutter des Landes” der Nil ernährte das Volk und brachte Wohlstand. Der Staat profitierte von den hohen Steuereinnahmen und die kulturelle Entwicklung führte zum ersten glanzvollen Höhepunkt der altägyptschen Geschichte.
Noch vor wenigen Jahren ging die ägyptologische Forschung davon aus, dass die letzten Herrscher der 6. Dynastie und besonders Pepi II. durch seine extrem lange Regierungszeit, die “Zügel schleifen” ließ und an dem sich abzeichnenden Niedergang des Alten Reiches nicht ganz unschuldig war. Doch diese These scheint heute (2020) weitestgehend überholt zu sein.
Das Phänomen einer Krise war in Wirklichkeit ein immer stärker auftretender starker Klimawandel mit katastrophalen Folgen. Bis zum Ende des Alten Reichs gegen 2200 v.Chr. gab es schon seit jahrzehnten kaum noch Niederschlage, die Temperaturen erreichten Höchstwerte, die Böden in der Wldnis trockneten aus, wie auch viele landwirtschaftlich genutzten Flächen entlang des Nils, denn das jährliche Hochwasser blieb aus, weil es in den äthiopischen Bergen in Ostafrika kaum noch die üblichen saisonalen Regenfälle gab, die den Nil mit dem lebensnotwendigen Wasser versorgen. Geophysikalische Bohrungen auf dem Kilimanjaro (Tansania) und an anderen Stellen der Erde sowie verschiedene geoarchäologische Forschungen und auch die der botanischen Archäologen bestätigen eindeutig, dass genau in dieser ägyptischen Epoche der Höhepunkt einer weltweiten Klimakatastrophe die Menschheit belasteten. Die Ostsahara und ihr Kulturraum am Nil waren durch die massiven Trockenheiten stark gefährdet. Mag sein, dass die Politik in dieser Zeit nicht richtig reagiert hat, schuld am Klimawandel waren die Menschen zu dieser Zeit aber  nicht. In wenigen Jahrzehnten stürzte die Hochkultur des Alten Reiches mit seiner absolut stabilen Staats- und Wirtschaftsform in eine chaotische Zwischenzeit und auf den Wohlstand der Ägypter folgte bittere Armut und Verzweiflung. Krankheiten infolge falscher Ernährung waren für sehr viele Jahre die alltägliche Normalität. Kriminalität, Grabräuber, Mord und Todschlag gehörten praktisch zur Tagesordnung und die ägyptische Kulturgesellschaft schrupfte auf ein Minimum. Bis auf die Gräber, die auch bescheidener ausfielen, gab es im ganzen Land kaum eine Bautätigkeit. Alle notwendigen Bauten vielen bescheidener aus und Statuen wurden wesentlich kleiner gefertigt, denn es fehlte einfach an der Finanzkraft. Die Politik der ständig ausgewechselten Herrscher, Gaufürsten und Beamten machte die verheerende Lages des Landes in der 1. Zwischenzeit nicht leichter. In Nubien (Oberägypten) und im Nildelta dem nördlichen Unterägypten gab es noch wenige Jahrhunderte zuvor ausreichende Regenzeiten, die steppenartige Landschaften und Sumpfgebiete mit einer vielseitigen Tier- und Pflanzenwelt ermöglichten. Jetzt in der 1. Zwischenzeit von 2216 bis 2025 v. Chr. mit der 7. bis 11. Dynastie herrschte im gesamten Nilgebiet Ägyptens durch den Klimawandel eine existentielle Notlage. Durch die langen Trockenperioden und dem sinkenden Wasserstand des Nils war die landwirtschaftliche Entwicklung gehemmt, Missernten mit nur sehr geringen Erträgen waren für viele Jahre die Folge und von hungernden Menschen Steuern einzutreiben, war für den Staat auch keine leichte Aufgabe.

Bild 2: Bevor sich der Klimawandel in der wahrscheinlichen Zeit zwischen 2300 – 2100 v. Chr. massiv entwickelte, hatte Ägypten nicht nur grüne Niltäler, sondern auch Savannen und Steppen wie wir sie heute noch in Ostafrika erleben können. Dort wo heute die Ägyptische Wüste mit ihrer Trockenheit vorherrscht, wuchsen Bäume, Sträucher, Gräser und viele andere Pflanzenarten, die eine Vielzahl von Säugetieren, Vögeln, Reptilien und Insekten beheimateten. Gazellen, Antilopen, Löwen und Hyänen zählten dabei zu den bekanntesten ägyptischen Wildtieren. Das Foto zeigt eine offene Baum- und Strauchsavanne aus Kenia, wie sie in der Frühzeit der ägyptischen Geschichte ausgesehen haben kann. Bild 3: In Ägypten kann man die schönsten Sonnenuntergänge fotografieren, doch dieses Foto aus der Ägyptischen Wüste steht im Zusammenhang mit diesem Beitrag auch für die Symbolik einer warmen und trockenen Sonnenglut. Bild 4: Im Vergleich zu Bild 2 hat die Wüstenbildung im heutigen Ägypten ein derartiges Aussehen und nur noch geringe Lebensformen.

Bild 5: Östlich des Nils befindet sich die Ägyptische Wüste und soweit das Auge sehen kann, nur Sand und ein steiniger Boden. Man kann sich kaum vorstellen, dass hier einmal vor etwa 6000 Jahren eine Steppe war mit dem vollen Leben einer Tier- und Pflanzenwelt. BIld 6: Ein einsamer Baum steht an einem Berghang der Nubischen Wüste zwischen Assuan und Abu Simbel. Bild 7: In der Tempelanlage von Karnak befindet sich der Festtempel von Thutmosis III. (Ach-menu) mit dem “Botanischen Garten” und seinen zahlreichen Reliefdarstellungen von Tieren und Pflanzen, die heute in der ägyptischen Natur nicht mehr vorkommen. Bild 8: Im Grab des hohen Beamten Userhat im Tal der Noblen im TT 56 befindet sich diese Wandmalerei, denn Userhat muss wohl ein leidenschaftlicher Jäger gewesen sein. Auch wenn diese Jagdszene idealisiert dargestellt wurde, so zeigt sie noch in der 18. Dynastie die Jagd auf Gazellen und Antilopen. Bild 9 und 10: Zwei Wandreliefs aus der 5. Dynastie im Alten Reich um 2430 v. Chr. mit Säugetieren aus den Steppen Ägyptens mit Gazellen und Antilopen (Oryx-Antilope). Diese farbigen Reliefs auf Kalkstein stammen genau aus der Zeit in der sich der Klimawandel schon allmählich abzeichnete. Etwa  200 Jahre später stürzte das Ägyptische Reich in eine verheerenden Klimakatastrophe mit schweren Folgen für die Menschen des Landes. Ein Relieffragment aus dem Ägyptischen Museum Berlin.

Fotos: (c) Michael Kürschner (7), Christel Selke (4)