Totentempel des Sethos I.

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Abydos, die Hauptkultstätte des Totengottes Osiris
Totentempel des Sethos I. (Abydos)
„Das Haus von Millionen von Jahren
des Königs  Men-maat-Re, dessen Herz in Abydos zufrieden ist“.

Lage

Abydos liegt in Nähe der Stadt Sohag und etwa 500 km südlich von Kairo am westlichen Nilufer und etwa 170 km nördlich von Luxor. Der Totentempel des Sethos I. liegt heute am Stadtrand von Abydos, an seiner Rückseite der kleine Tempelkomplex Osireion, der zu Ehren des altägyptischen Gottes Osiris errichtet wurde.

Der Totentempel des Sethos I. von Abydos

Der Totentempel des Sethos I.

Im Nauri-Dekret des Sethos I. (* um 1323 v. Chr.; † 1279 v. Chr.) berichtet dieser, dass er mit dem Baubeginn des Totentempel bereits vor seiner Regierungszeit begann. Zu dieser Zeit war er wahrscheinlich noch ein sehr hoher und junger Beamter in der Regierungszeit von Pharao Haremhab. Sethos I. war der 2. Pharao der 19. Dynastie von 1290 – 1279 v. Chr. Bis zu seinem Tod, konnte der Tempel nicht fertiggestellt werden, er wurde anschließend von seinem Sohn Ramses II. vollendet und mit zusätzlichen Darstellungen nachdekoriert.
Neben Heliopolis und Theben gehört Abydos zu den ganz bedeutenden altägyptschen Kultstätten und war außerdem ein religöses Zentrum und Hauptkultort für die Gottheit Osiris (Osiris-Chontamenti, „Erster der Westlichen“, das sind die im Totenreich Lebenden). Abydos war in seiner Eigenschaft als Kultort schon in vordynastischer von Bedeutung und blieb es auch über alle Epochen pharaonischer Zeit. Man kann demnach Sethos I. gut verstehen, wenn er gerade an diesem Ort seinen Totentempel errichten ließ.
Der ursprüngliche Tempelkomplex war von 220 Meter breiten und 273 Meter langen und 3 Meter dicken Mauer umfasst. Diese Mauer hatte eine Höhe bis 8 Meter und war ausschließlich aus Nilschlammziegeln gebaut, weshalb man heute auch nur noch Reste von ihr entdecken kann. Am der südlchen Seite der Mauer gab es einen Ausgang der in die Wüste zu den Nekropolen führte. Der eigentliche Tempel hatte die Maße von 157 Meter in der Länge mit einer Breite von 59 Meter. Der mächtige Eingangspylon und die Umfassungsmauern der beiden sich daran anschließenden großen Höfe sind bis auf die Grundmauern zerstört. Die als Tempeleingang zu sehende offene Halle ist  heute zur Fassade des Tempels geworden und wird  von 12 gestützten Pfeilern getragen.
Die monumentalen Tempel von Luxor und Karnak beeindrucken durch ihre Architektur und sind kein Vergleich zum Bau von Sethos I. in Abydos, doch dieses Tempelhaus beeindruckt durch die hohe Qualität seiner fein ausgearbeiteten Flachreliefs, die großflächig an allen Wände des Tempelhauses angebracht sind. Die Reliefs sind in ihrer hervorragender Qualität noch verhältnismäßig gut erhalten und tragen vielfach noch die ursprüngliche Farbbenmalung. An der hinteren Wandseite vom zweiten Säulensaal gelangt man zu den 7 Kapellen die den Raum abschließen. Die Kapellen und die Reliefs an den Wänden zwischen den Kapellen sind mit faszinierenden Reliefs verziert die in Ägypten für ihren Erhaltungsgrad einmalig sind.

Bild 1: Pfeiler von der linken Seite der Tempelhalle. Bild 2: Begehbare Kolonnade zwischen der Außenwand des Tempels und den Pfeilern. Bild 3: Pfeilerreihe der rechten Seite vom Tempel. Bild 4. Alle 12 quadratischen Außenpfeiler sind mit übergroßen Reliefs dekoriert und zeigen meist göttliche Darstellungen mit Ramses II., dem Sohn von Sethos I., wie z.B. auch auf diesem Pfeiler. Bild 5: Ramses II. wird hier von Sachmet freundschaftlich umarmt. Bild 6: Relief an der Außenfassade des Tempels mit Ramses II. in der Mitte. Sein Blick ist auf Horus (links) gerichtet, der ihm das Anch Zeichen an die Nase hält.und rechts hält Chnum zum Pharao.

Erster und zweiter Säulensaal (Hypostylhalle)

Der erste Säulensaal hat eine Breite von  26 Meter  und eine Tiefe  von 5,5 Meter . Die Decke wird von 24 Papyrusbündelsäulen mit geschlossenen Kapitellen gehalten. Der zweite Säulensaal hat ebenfalls eine Breite von 26 Meter, aber mit einer Tiefe von 8 Metern. Hier wird die Decke der 2. Hypostylhalle  von zwei Säulenreihen zu je 12 Säulen getragen. Von der zweiten Säulenreihe führen kurze Rampen zur leicht erhöhten Ebene der Sanktuare (Kapellen).

Bild 7: Erste Säulenhalle, Pharao Ramses II., Sohn und Nachfolger von Sethos I. ist in dieser Säulenhalle für die Dekoration verantwortlich. Das dokumentieren schon die Säulen, denn die dort angebrachten Reliefs an Wänden und Säulen haben die Technik der versenkten Relief und unterscheiden sich von denen seines Vaters Sethos I. im hinteren Teil des Tempelgebäudes, die in der Technik des erhabenen Reliefs gearbeitet wurden. Bild 8: Im Gegensatz zu den gut erhaltenen Reliefs in der 1. Säulenhalle, ist die Hallendecke nur noch mangelhaft erhalten und man kann meistens nur andeutungsweise vermuten, was hier dokument werden sollte. Bild 9: Blick vom Zentrum der 1. Säulenhalle durch die Tür zur 2. Säulenhalle. Ab dem Übergang zur nächsten Säulenhalle erkennt man deutlich beim näheren Betrachten die leicht ansteigende Bauform des Tempels.  Die weitere Erhöhung von Raum zu Raum  reicht bis zu den hintersten Räumlichkeiten des Tempels. Bild 10: Szene aus der 2. Hypostylhalle.

Hapi Wandreliefs in der Hypostylhalle

Bild 11-16:  Verschiedene Motivdarstellungen von Hapi in der Hypostylhalle, die von Ramses II. dekoriert wurde. Diese Reliefs bilden immer die unterste Reihe der Wandreliefs und stellen Gaben dar aus den unterschiedlichen altägyptischen Gaus. Bild 12 ist ein Detail von Bild 11.

Die Sanktuare im Totentempel des Sethos I.

Die zentrale Kapelle (Sanktuar) ist genau mittig und der Gottet Amun-Re geweiht. Rechts und links von der Amun-Re Kapelle reihen sich jeweils drei weitere Kapellen, die Gottheiten geweiht sind. Alle Kapellen von rechts nach links: Kapelle des Horus, Kapelle der Isis, Kapelle des Osiris, Kapelle des Amun, Kapelle des Re-Harachte, Kapelle des Ptah, Kapelle des Sethos I.. Die rechts neben dem Haupsanktuar liegende Kapelle des Osiris hat einen Durchgang an ihrer Rückwand, durch ihn gelangt man in die Osiris-Kammern, die aus zwei unterschiedlich großen Säulensälen mit drei Kapellen bestehen. Die mittlere Kapelle ist dem Pharao Sethos I. in der Rolle des Osiris geweiht. Die anden Kapellen zeigen die Gemahlin Isis und den Sohn Horus. Alle Räumlichenkeiten zeigen gut erhaltene farbige Reliefs in einer einmaligen faszinierenden Feinarbeit. Die Darstellungen symbolisieren bedeutende Kulthandlungen, die ein wesentlicher Bestandteil der jährlichen Feierlichkeiten zu Ehren des Osiris waren.

Beispiele für bemerkenswerte Wandreliefs im Tempel des Sethos I. in Abydos

Bild 17: Reliefdarstellung von der westlichen Wand im Sethos-Schrein in den Osiris-Räumen. Wepwawet als Schakalgott wird hier als der Gott dargestellt, der dem Toten die Wege öffnet und ihn in die Unterwelt einführt. In der rechten Hand hält Wepwawet die pharaonischen Zepter und in der linken Hand einen Stab von dessen Spitze der Atem des Lebens zum Mund des toten Sethos I. geführt wird. Der Atem wird als Strahl mit dem Ankh-Zeichen (Zeichen des Lebens) dargestellt. Bild 18 und 19: Auch die Reliefdarstellung stammt aus dem Sethos.Schrein in den Osiris-Räumen. Die Szene zeigt den Gott Inmutef in der Bekleidung eines Sem-Priesters. Er symbolisiert als Gott den Sohn des verstorbenen, der sich um seinen toten Vater kümmert. Hinter Inmutef steht die Göttin Isis mit einem Sistrum in der rechten Hand und ein Menat ( Halskette für Kultzwecke). Inmutef führt die Öffnung des Mundrituals für den mumifizierten Vater durch. Damit er erhält der Vater den Atem für das Leben nach dem Tod. Dieses mythologische Kultritual soll den jungen Sohn Ramses II. und den verstorbenen Vater Sethos I. symbolisieren. Bild 20: Detaildarstellung aus Bild 17. Wepwawet (Upuaut, Wepwawet oder Ophois) war in der altägyptischen Mythologie ein alter Wolfsgott und ursprünglich ein Kriegsgott, dessen Anbetung wahrscheinlich aus dem oberägyptischen kommt. Sein Name bedeutet “Wegbereiter” bzw. “Eröffner der Wege”. Er wird meist als Wolf oder auch Schakal dargestellt. Um ihn nicht mit Anubis zu verwechseln, ist Webwawet immer in einer hellen Fellfärbung symbolisiert dargestellt. Wie Anubis, wird Wepwawet auch als Grabgottheit und Beschützer der Toten verehrt. Seine berühmtesten und am besten erhaltenen Darstellungen findet man im Tempel von Abydos. Obwohl Wepwawet meist als Wolf bezeichnet wird, würde ich auf Grund seiner dargestellten Kopfform mit der Haltung der Ohren, dem schmalen Kopf und der langen Schnauze Wepwawet eher als einen Schakal betrachten. Bild 21: Detailansicht von Bild 18 mit der Göttin Isis. Sie spielt mit der rechten Hand das Musikinstrument Sistrum mit dem sie heilige Melodien schüttelt. An der Basis des Schüttelinstruments befindet sich die Kopfdarstellung der Göttin Hathor, sie war auch die Göttin der Kunst und Musik. Bild 22: Detaildarstellung aus dem Bild 18 und 19. Das Relief symbolisiert die göttliche Darstellung von Inmutef im Gewand eines Sem-Priesters. Inmutef war ein altägyptischer Totengott undseit der Zeit von Sethos I. auch eng verknüpft mit dem Kultort Abydos. Als Sohn (in diesem Fall der junge Ramses II.) kann Iunmutef den Vater (in diesem Fall der Vater Sethos I.) beleben, regenerieren und dessen Weg zu ewiger Herrschaft nach dem Tode öffnen und ihn in den Duat (in der altägyptischen Mythologie das Jenseits, in das der Verstorbene nach der Bestattung und Wiedergeburt eintrat) führen. In der Detaildarstellung erkennt man auch deutlich die enge Verbindung von Inmutef zur Priesterschaft. Als Sem-Priester ist er im Totentempel bei seinem Ritual in einem Pantherfell dargestellt. Die feine Reliefdarstellung läßt sogar die scharfen Krallen der Raubkatze am Oberarm erkennen.

Bild 23 – 24: Wandrelief in den Räumen hinter dem Osiris-Sanktuar. Zur Auferstehungsthematik gehört die Szene des “Aufrichtens des Djedpfeilers”. Auf dem Relief sieht man Sethos I. wie er mit Hilfe der Göttin Isis diese Zeremonie vollzieht. Bild 25: Der ibisköpfige Thot offeriert dem Pharao Sethos I.  in der Mumiengestalt des Osiris das Leben und hält in der Hand zwei Stäbe mit den Uräi (Uräus-Schlange) den Schutzgöttinnen von Ober- und Unterägypten.

Bild 26: Dieses Bild zeigt Pharao Sethos I. in der Kapelle des Amun, er präsentiert sich vor Amun-Ra mit der goldenene Kappenkrone. Seine Gottheit zeigt sich symbolhaft für Wohlstand, Leben und Stabilität für Sethos I. Diese Darstellung befindet sich an der Südmauer in der Kapelle des Amun.die westlich von der 2. Hypostylhalle zu finden ist. Bild 27 und 28: Detail von Bild 26,  es zeigt Pharao Sethos I. mit der goldenen Kronenkappe.

Bild 29: Diese Detailszene zeigt den inthronisierten Osiris (links im Bild) und Isis (rechts), auf der Gesamtdarstellung des Reliefs bietet Pharao Sethos I. Osiris Weihrauch an. Diese Szene im Horus-Schrein ist in den Osiris-Räumen auf der nördlichen Seite zu sehen. Bild 30: Pharao Sethos I. steht vor dem thronenden Horus, er trägt die goldenen Kronenkappe und lehnt seine Hände auf einen Altar. Horus hält Sethos I. das Ankh-Zeichen (steht für Leben) mit  dem Djed-Pfeiler (steht für Stabilität) vor das Gesicht. Diese Reliefdarstellung findet man an der westlichen Wand im Horus-Schrein. Bild 31: Pharao Sethos I. in einer Detailansicht von Bild 30. Alle Reliefdarstellungen beeindrucken durch ihre gut erhaltene Farbenpracht, wenn man berücksichtigt, dass die Farben bereits vor weit über 3000 Jahre aufgetragen wurden.

Bild 32: Salbgefäße als Opfergaben von Sethos I. an Gott Amun in der Kapelle des Amun-Re. Bild 33: Pharao Sethos I. vor dem falkenköpfigen Gott Horus, in der Horus-Kapelle im Totentempel des Sethos I. in Abydos. Bild 34: Relief der heiligen Barke des Amun-Re an der Südwand der Amun-Kapelle im Totentempel des Sethos I. in Abydos. Bild 35: Der Pharao Sethos I. kniet auf diesem Kultbild vor der thronenden Gottheit Ptah in der Kapelle des Ptah.

Bild 36: Wandrelief in der Osiris-Kapelle. Gott Horus mit den Ankh-Zeichen. Horus vollführt das Reinigungsritual vor dem verstorbenen Sethos I. in der Gestalt des Osiris. Der Pharao  wird von Horus in einer kultischen Reinigung mit Natron und Wasser aus drei verbundenen goldenen Vasen bestreut. Bild 37: Auf einem Tablett bringt Sethos I. Opfergaben an die Göttin Isis. Wandbild an der östlichen Wand  im Isis-Schrein der Osiris-Räume.  Bild 38: Zu sehen ist hier die Gottheit Min (rechts) und vor ihr steht Pharo Sethos I. Min ist immer eindeutig an dem erigierten Penis zu erkennen, der wie hier auf dem Relief in der nachpharaonischen Zeit während der Christianisierung zerstört oder herausgeschlagen wurde. Bild 39: Dieses Relief zeigt die Göttin Sachmet, sie hält dem Pharao Setho I. das Ankh-Zeichen (Zeichen des Lebens) an seinen Mund, es ist in ihrem Menit (oder auch Menat) einem mehrreihigen Perlenstrang als Kette verflochten, der auch, wie in diesem Fall als Kultgegenstand der Götter eine Verwendung fand. Diese Reliefdarstellung findet man im Totentempel des Sethos I. zwischen den Eingängen der Kapelle des Gottes Ptah und der Kapelle des Re-Harachte an der westlichen Wand der zweiten Hypostylhalle.

Beispiele für Dekorationsarten im Totentenpel des Sethos I.. Bild 40: Ein Teil des Totentempels wurde erst durch den Sohn Ramses II. nach dem Tode von Sethos I. fertig gestellt.  Die Pfeiler der Tempelhalle am Eingang, die begehbare Kolonnade und die 1. Hypostylhalle sind ein Beleg für seine Art einer künstlerischen Dekoration. Das übergroße Wandrelief in der 1. Hypostylhalle ist ein angefertigtes Tiefenrelief, gigantisch und gröber und sehr vereinfacht gestaltet in seiner Ausführung. Bild 41 bis 43: Bei den Bauabschnitten die noch unter Sethos I. gefertigt wurden, sind die Arbeiten der Oberflächenreliefs feiner aufgearbeitet  und die Dekorationen zeigen wie auf Bild 41 mit der Himmelsgöttin Nechbet zu sehen mehr Realismus. Auch auf Bild 43 mit der in der Hand gehaltenen Vase ist die feine Struktur des Reliefs realistisch dargestellt und man braucht keine Phantasie, um die aus der Vase herausfließende Flüssigkeit zu erkennen. Das gleiche gilt auch für die zahlreichen kleinen Zeichen und Hieroglyphen die auf Bild 42 zu sehen sind.

Königsliste von Abydos im Totentempel des Sethos I.

Die berühmte Königsliste von Abydos ist eine wahre Fundgrube für alle Ägyptologen. Die Liste beinhaltet die komplette Reihenfolge mit 76 Pharaonen von Menes (1. Pharao der 1. Dynastie) bis Sethos I. ( 2. Pharao der 19. Dynastie). Es gibt aber auch Ausnahmen in dieser Liste. Es fehlen einige die Könige aus der 1. und 2. Zwischenzeit. Interessant ist aber auch die Löschung oder Auslassung, Verfluchung und Tabuisierung von 5 Pharaonen aus der 18. Dynastie. Man warf den Pharaonen zu dieser Zeit staatspolitische oder religiöse Verfehlungen vor. Es handelt sich dabei um die Pharaone Hatschepsut (Maat-ka-Re), Echnaton (Amenophis IV, Nefer-cheperu-Re), Semenchkare (Anch-cheperu-Re), Tutanchaton, nannte sich um in Tutanchamun (Neb-cheperu-Re) und Eje II. (Cheper-cheperu-Re). Die Königsliste ist in zwei langen Reihen angeordnet und beginnt systematisch wie folgt mit Menes in der 1. Reihe links oben und endet in der 2. Reihe rechts unten mit Sethos I., die 3. Reihe steht nicht mehr mit der Königsliste in Verbindung. Es handelt sich dabei um ein Abschlußfries aus den Namenskartuschen von Pharao Sethos I. dem Bauherr des Totentempels in Abydos. Die Königsliste erreicht man vom 2. Hypostylsaal auf der linken  Seite. Durch einen Eingang gelangt man in einen langen schmalen Korridor, an dessen rechter Wandseite sich die bedeutende Königsliste befindet.

Beispielfotos von der Großen Königsliste:  Bild 44: Dieses Bild zeigt die ersten drei Königskartuschen, beginnend in der 1. Reihe links oben mit den Pharaonen von links nach rechts: Menes (1. Dynastie um etwa 3000 v. Chr.), Teti I. (1. Dynastie um etwa 3000 v. Chr.) und als  Dritter in der Reihenfolge  Djer (auch Hor-djer, 1. Dynastie um etwa 2980 v. Chr.) Bild 45: Dieses Bild zeigt Kartuschen aus der 2. Reihe der Königsliste. In der Reihenfolge von links nach rechts: Kartuschen Nr. 47 Pharao Seneferka (aus der 8. Dynastie), Kartuschen Nr. 48 Pharao Nikare I. auch Ni-ka-Re (8. Dynastie), Kartiuschen Nr. 49 Pharao Neferkare V. (8. Dynastie). Bild 46: Kartusche aus der 2. Reihe Nr. 60  Pharao Sesostris I. ( 12. Dynastie im Mittleren Reich), Bild 47: Detailansicht von der ganzen Königsliste. Die untere Reihe  zeigt dabei eine Abschlußreihe als Fries mit Kartuschen von Sethos I. und ist nicht Bestandteil der Königsliste. Bild 48: Beispielkartuschen aus dem Abschlußfries der dritten bzw. unteren Reihe. Bild 48a: Beispiel einer Kartusche aus den Fries.

Korridor mit Jagdszenen im Totentempel des Sethos I.

Nicht weit vom Korridor der Königsliste gelangt man zum Korridor mit den Jagdszenen. In großen Darstellen wird die Vogeljagd und die Erjagung eines Stieres gezeigt.

Bild 49: Ausschnitt einer großen Jagdszene, bei der Ramses II. mit seinem Sohn Amunherkhepeshef auf der Jagd nach Vögeln sind. Bild 50: Detailaufnahme von Bild 49, Amunherkhepeshef mit der rechtsseitigen Locke, die ihn als jugendlichen zu erkennen geben. Bild 51 und 52: Diese Darstellungsszene zeigt das Fangen eines Stieres. Amunherkhepeshef erlernt durch seinen Vater Ramses II. die Technik einen Stier zu fangen. Amunherkhepeshef hält den Stier bereits mit den Händen am Schwanz. Der Stier ist bereits in seinen Bewegungen eingeschränkt, zu erkennen am Seil das zwischen den Hörnern und dem linken Fuß verbunden ist. Die Körperhaltung von Ramses II. läßt erkennen, dass er mit einem zweiten Lasso den endgültigen Fang des wilden Stieres besiegelt. Die Szene mit dem Stier soll aber auch belegen, mit welcher Kraft und Bewegung der Sohn von Ramses II. den Stier unter Kontrolle bekommt.

Das Osireion

In der direkten Verlängerung der Hauptachse vom Tempel liegt außerhalb des Totentempels des Sethos I. das sogenannte  Osireion (auch Osirion oder Osiron). Dieser kleine Tempelkomplex wurde zu Ehren des altägyptischen Gottes Osiris errichtet. Die Bauart erinnert an das Alte Reich der 4. Dynastie 2613 – 2494 v. Chr., das Osireion stammt aber aus der Zeit von Sethos I. in der 19. Dynastie. Zur Bauzeit war das Osireion ein überdachtes Hügelgrab mit vielen sakralen Räumen. Der Eingang zu diesem kleinen Tempelkomplex liegt im Westen und führt über einen sehr langen Korridor südöstlich zu den Kammern der Anlage. Auch dieser Tempel konnte unter Sethos I. zu Lebzeiten nicht vollendet werden  Sein Sohn Ramses II. beendete die Arbeiten mit Teilen der Dekoration in seinen ersten Regierungsjahren. Das Osireion wurde 1902 durch Margaret Alice Murray und Flinders Petrie entdeckt. Die Ausgrabungen erfolgten bis 1926 unter Henri Frankfort. Ursprünglich war das Osireion von einem Wassergraben umgeben, der vermutlich durch einen unter dem Tempel fließenden Kanal  gespeist wurde. Heute steht der Tempel aufgrund des gestiegenen Grundwasserspiegels häufig unter Wasser und ist daher nur selten zugänglich. 2018 war der grünveralgte Wasserstand relativ niedrig und man konnte über eine für Besucher angelegte Treppe hinabsteigen.

Bild 53: Gesamtansicht des Tempelkomplexes vom Osireion. Er wurde 15 Meter tiefer angelegt als der Totentempel des Sethos I. Bild 54: Südansicht des Osireions. Bild 55 – 57: Auffallend sind die gigantischen Granitbklöcke mit denen die Tempelanlage gebaut wurde. Eine architektonische Meisterleistung, denn einige der glattgeschleiften Megablöcke haben ein Gewicht von 20 – 100 Tonnen. Bild 58: Darstellungen der sogenannten “Blume des Lebens” an verschiedenen Megalithblöcken. Wahrscheinlich kein historisches Symbolzeichen, sondern eher zusätzlich aus der Neuzeit und nachträglich angebracht, wird heute häufig auch als ein Zeichen der modernen Esotherik betrachtet.

Architrav mit Abydos-Hieroglyphen

Es gibt natürlich in Abydos viele fast unzählbare Hieroglyphen, doch als Hieroglyphen-Inschrift von Abydos meint man eine ganz bestimmte. Es ist die Inschrift auf einem Balken hinter dem Eingang zum Totentempel des Sethos I. von Abydos. Das mysteriöse Relief soll mit den Hieroglyphen Symbole zeigen, die auf heutige Technik schließen. Da soll es einen Panzer geben, ein U-Boot oder gar einen Hubschrauber. Die Deutungsphantasie kennt hier keine Grenzen. Götterfahrzeuge und Außerirdische sollen hier mit den technischen Leistungen verewigt sein. Aber alles ist nur ein populistischer Unsinn, denn diese über dem Eingangs-Architrav angebrachten Hieroglyphen entstammen Namenskartuschen von Sethos I. und seinem Sohn  Ramses II. Sie wurden mehrmals verändert und das Material und die Untergrundfarben des Reliefs haben die Umschreibungen an diesem Balken erschwert. So kamen Deutungen heraus, die heute von einigen mißverständlich gedeutet werden, ganz nach dem Motto, “wir sehen es so, also ist es auch so ein technisches Gerät”. Ägyptologen aus der ganzen Welt sind sich auf Grund wissenschaftlicher Erklärungen einig, diese “rätselhaften Zeichen” sind unsachgemäß gefertigte oder veränderte Hieroglyphen und haben nichts mit  den wilden Spekulationen zu tun, dass hier außerterristrische Wesen die abgebildeten Geräte ins antike Ägypten brachten und sich in Abydos verewigten.

Bild 59 bis 61: Das beschriebene Relief befindet sich an einer Stelle des Deckenbalkens an der Eingangshalle des Totentempels des Sethos I. Sie sind keine mystischen Hinweise auf außerirdische Wesen, die schon  in der Pharaonenzeit Technologie der Neuzeit nach Ägypten brachten. Hier haben die Hieroglyphenschreiber der ägyptischen Antike wahrscheinlich nur gepfuscht und mangelhafte Arbeit abgeliefert oder die Grundsubstanz des Balkens ließ keine bessere Verarbeitung zu.

Ticketpreise für den Tempel in Abydos

Seit 1. November 2018 gelten auch für den Totentempel des Sethos I. in Abydos neue Eintrittpreise. Während wir im März 2018 noch 25 LE (1,36 Euro) bezahlten, erhöhten sich die Preise jetzt auf 100 LE (5,40 Euro).

Fotos. (c) Michael Kürschner (40), Christel Selke (24)