Land und Leute Ägypten
Insignien der Pharaonen
Attribute der Macht im Alten Ägypten
Insignien als Herrschaftszeichen einer gottgleichen Macht der Pharaonen
Durch bestimmte Insignien können Pharaonen in ihrer Darstellung durch ihr Ornat leicht identifiziert werden. Schon in den frühen Kulturen der altägyptischen Geschichte trugen Herrscher Zeichen und Symbole ihrer Macht und Würde. Bereits um etwa 3000 v. Chr., als die beiden Landesteile von Ober- und Unterägypten durch Menes den 1. Pharao der Geschichte geinigt wurden, übernahm er und seine Nachfolger die bedeutenden Insignien mit den Kronen (Bild1) der beiden Landesteile Ägyptens und einige Symbole, die eine göttliche Macht, göttliche Abstammung und den Schutz der Götter zum Ausdruck brachten.
Bild 1: Berühmtes Wandrelief von Ptolemaios VIII. von den Krönungszeremonien an einer Außenwand im Tempel von Edfu, Ägypten. Pharao Ptolemaios VIII. steht zwischen den Göttinnen Wadjet von Unterägypten mit der Roten Krone (links) und Nechbet von Oberägypten (rechts) mit der Weißen Krone. Mit der Doppelkrone (altägyptisch = Pschent) übergeben die Göttinnen dem Pharao die Insignien über die beiden Länder zum allmächtigen Pharao von ganz Ägyptens.
Die Kronen als Insignien der “Beiden Länder”
Rote Krone – altägyptisch: Deschret
Die Rote Krone gehört schon seit der Frühdynastischen Zeit zu den königlichen Insignien und als Krone des Nordens zur herrschaftlichen Symboldeutung für das altägyptische Unterägypten. Außer den Pharaonen trug auch die Göttin Neith die Rote Krone Diese unterägyptische Königskrone bestand aus einem leicht konischen, und seitlich erkennbar, wie ein sesselförmiger Untersatz, der an seiner Rückseite einen nach vorn ausgerichteten hochstehenden Sporn besaß, der am oberen Ende noch spiralartig eingerollt war (Bild1). Der Name der Krone bezieht sich auf die rote Farbgebung der Krone. Aus welchem Material die Rote Krone bestand, ist nicht sicher belegt, man vermutet aber, dass sie aus einem filzartigen Stoff bestand, der mit Draht in eine stramme Form gehalten wurde.
Weiße Krone– altägyptisch: Hedjet
Auch die Weiße Krone gehört zu den ältesten Insignien und symbolisiert die Macht über Oberägypten und somit die Herrschaft über den Süden des Landes. Es handelt sich bei der Weißen Krone um eine kegelförmige und hoch aufragende Kopfbedeckung, die am oberen Ende in eine knaufähnliche Form übergeht. Das Material der Krone bestand wahrscheinlich aus einem filzartigen Stoff oder aus Leder. Der altägyptische Name leitet sich von der Farbe ab, denn “hedjet” bedeutet “die Weiße”.
Doppelkrone – altägyptisch: Sechemti
Die Doppelkrone gehört zu den machtvollen Insignien und verkörpert als eine Kombination aus Roter Krone und Weißer Krone die vereinigten beiden Länder von Unter- und Oberägypten und war somit das absolute Königssymbol. Die Doppelkrone ist auch bekannt unter dem altgriechischen Namen Pschent. Die Übersetzung des altägyptischen Namens Sechemti bedeutet “die beiden Mächtigen” und bezieht sich auf die beiden Länder von Unter- und Oberägypten.
Bild 2: Linke Wandseite im 3. Korridor im Grab von Ramses III. im Tal der Könige. Detailausschnitt der linken Wandszene bei der Pharao Ramses III. mit der Krone von Unterägypten (altägyptisch: Deschret) dargestellt wird und dem Gott Atum ein Rauchopfer bringt. Bild 3: Kopf einer Statue von Sesostris III. aus der 12. Dynastie im Mittleren Reich. Der Fundort war wahrscheinlich der Tempelkomplex von Karnak. Gefertigt wurde dieses Kunstwerk aus Rosengranit und Sesostris III. trägt die Weiße Krone (altägyptisch: Hedjet) von Oberägypten, Ägyptischen Museum Berlin. Bild 4: Kolossale Statue von Pharao Sesostris I. in der Gestalt von Gott Osiris mit der Weißen Krone von Oberägypten und dem Bart des Pharaos, der in seiner Besonderheit am unteren Ende nach vorn gebogen ist und somit den Pharao als verstorbenen und vergöttlichten Herrscher symbolisiert (12. Dynastie), sie besteht aus Kalkstein und wurde neben dem 6. Pylon in Karnak gefunden und befindet sich heute im Ägyptischen Museum Kairo. Bild 5: Oberteil einer Statue von Amenophis III. im Luxor Museum, in Luxor Ägypten, er trägt auf seinem Haupt die altägyptische Doppelkrone als Herrscher der “Beiden Länder” von Unter- und Oberägypten, sowie die klassischen Insignien mit der Uräus-Schlange auf der Stirn und den geflochtenen Zeremonialbart.
Die Blaue Krone – altägyptisch: Chepresch und das Nemes-Kopftuch
Während die Rote- und Weiße Krone bereits seit der Frühzeit der pharaonischen Geschichte bekannt ist, kam der Chepresch (die Blaue Krone) erst wesentlich später auf und ist erst bekannt seit der 17. bis 18. Dynastie. Die Blaue Krone bestand überwiegend aus Leder und Stoff und war wahrscheinlich wegen der stabilen Form mit Metall gestärkt, ähnlich wie auch beim Nemes-Kopftuch, war die Stirnseite mit der heiligen Schutzgöttin der Uräusschlange versehen. Die helmartige gewölbte Krone wurde vom Pharao zu unterschiedlichen Anlässen und auch auf Feldzügen getragen.
Zu den bekanntesten Insignien eines Pharaos gehörte das Nemes-Kopftuch zum Ornat seiner Macht. Bereits bekannt seit der 3. Dynastie im Alten Reich um etwa 2700 bis 2620 v. Chr. trugen es die Herrscher nach Aufzeichnungen bis weit in die Ptolemäerzeit (332 – 30 v. Chr.). Es wurde traditionell entweder allein oder mit Krone getragen. Die wohl berühmteste Darstellung eines Nemes-Kopftuches kennt man von der Goldenen Totenmaske des Tutanchamun mit der Uräusschlange.
Bild 6: Kopfstudie einer Statue von Thutmosis III. im klassischen Ornat mit dem Nemes-Kopftuch. Die Statue zeigt den Pharao außerdem zu Lebzeiten mit dem typischen Insignien des gerade abschließenden Zeremonialbarts und der symbolträchtigen Uraeus-Schlange auf der Stirnseite, Luxor-Musem, Ägypten. Bild 7: Detail eines Wandbildes von Thutmosis III. im Tempelkomplex der Hatschepsut. Abgebildet ist er im klassischen Ornat eines Pharaos mit dem Nemes-Kopftuch. Bild 8: Pharao Ramses III. mit dem Chepresch (Blauer Krone) in einer gut erhaltenen Reliefmalerei in seinem Totentempel Medinet Habu, Theben-West, Ägypten. Bild 9: Pharao Amenophis III. mit dem Chepresch als Krone, wobei dieser zusätzlich noch mit metallischen Ringen und Punkten bestückt ist. Es handelt sich bei dieser Darstellung um ein Teil eines Grabreliefs aus dem Grab des Chaemhat um 1360 v. Chr., 18. Dynastie im Neuen Reich, Ägyptisches Museum Berlin.
Die Atef-Krone
Die Atef-Krone, auch als Bündel-Krone bekannt, ist bereits seit dem Alten Reich (ca. 2707–2216 v. Chr.) als Herrschaftssymbol der Götter und Pharaonen bekannt. Unter Göttern bekannt bei Chnum und Horus. Durch das altägyptischen Totenbuch ist diese Krone mythologisch auch als Osiris-Krone bekannt (Bild 12 und 13). Die Atef-Krone ist in seiner Gestaltung eine Kombination der Weißen Krone (Hedjet) des Südens bzw. Oberägyptens und an der Seite mit jeweils einer Staußenfeder als Feder der Maat versehen. Später ergänzte sich die Atef-Krone auf einer Basis aus gedrehten Widderhörnchen und aus der ursprünglichen Osiris-Krone wandelte sich die Atef-Krone im Neuen Reich jetzt auch mit dreifachen Mittelteilen als Papyrus-Bündel (Hemhemet-Krone Bild 10 und 11), sie waren oben offen und mit einer Sonnenscheibe bekrönt und an den Seiten verblieben die Federn der Maat und wurden nur noch neben den Straußenfedern mit der Uraeus-Schlange als Schutzsymbol ergänzt.
Bild 10: Pharao trägt eine Atef-Krone und zusätzlich symbolisch den Krummstab und die Geißel als Insignien seiner Macht. Säulenrelief im Doppeltempel von Kom Ombo, Ägypten. Bild 11: Große Atef-Krone, seit dem Neuen Reich (ca. 1550–1070 v. Chr.) erscheint diese Konstruktion einer Krone oftmals als Aufsatz von gedrehten Widderhörnern. Außenrlief am Tempel von Esna, Ägypten Bild 12: Osiris ist der Gott des Jenseits, er verkörpert einen mumfizierten Mann mit der Atef-Krone und in den Händen hält er mit dem Krummstab und der Geißel, die Insignien eines Herrschers. Detailszene eines Wandbildes aus dem Grab des Menna TT69 im Tal der Noblen (Theben-West), Ägypten. Bild 13: Ab dem Zeitraum der 12. Dynastie wird nach dem Glauben der Ägypter der verstorbene Pharao selbst zu Osiris und diese Wandbildszene zeigt den verstorbene Tutanchamun mit den Insignien von Osiris mit der typischen Atef-Krone bei der Mundöffnungszeremonie. Die Darstellung stammt aus dem Grab des Tutanchamun im Tal der Könige KV62 (Theben-West), Ägypten.
Die Prinzenlocke oder Horuslocke
Seit dem Alten Reich (ca. 2707–2216 v. Chr.) ist der Seitenzopf, Prinzenlocke, Prinzessinnenlocke, Horuslocke oder Jugendlocke ein symbolisches Erkennungsmerkmal eines Kindes und als Insigne kennzeichnet es die tragende Person als rechtmäßigen Erben des Osiris. Als designierte Thronfolger trugen daher die Prinzen und später ab dem Neuen Reich (ca. 1550–1070 v. Chr.) auch Prinzessinnen das mythologisch bedingte Symbol der Jugendlichkeit, ganz nach dem Vorbild des Gottes Chons (Kind- und Mondgott). Kleine Kinder wurden meist nackt und am Finger lutschend dargestellt und nur die Prinzenlocke verblieb am kahlgeschorenen Kopf. Dieser Zopf als Jugendlocke wurde meist an der rechten Kopfseite getragen und nur wenn Darstellungen an Reliefs oder Wandbildern es nicht anders ermöglichten, konnte er auch auf der linken Kopfseite angebracht werden.
Ab dem Neuen Reich war der Seitenzopf auch eine mythische Symbolik für die Sempriester und selbst für jugendliche Götter wie in Bild 14 zu sehen war die Jugendlocke eine wichtige Insignie.
Bild 14: Säulenrelief einer jugendlichen Darstellung des Gottes Chons mit wesentlichen Insignien eines Herrschers mit der charakteristischen Prinzenlocke (altägyptischer Mondgott und Sohn des Sonnengottes Amun und der Himmelsgöttin Mut). Doppeltempel von Kom Ombo, Ägypten. Bild 15: Detaildarstellung eines großen Wandreliefs im Totentempel von Sethos I. in Abydos. Die Darstellung symbolisiert die göttliche Darstellung von Iunmutef im Gewand eines Sem-Priesters. Inmutef war ein altägyptischer Totengott und seit der Zeit von Sethos I. auch eng verknüpft mit dem Kultort Abydos. Als Sohn erkennbar an der seitlichen am Kopf angebrachten Haarlocke, die auch als Prinzenlocke bekannt ist (in diesem Fall der junge Ramses II.) kann Iunmutef den Vater (in diesem Fall der Vater Sethos I.) beleben, regenerieren und dessen Weg zu ewiger Herrschaft nach dem Tode öffnen und ihn in den Duat (in der altägyptischen Mythologie das Jenseits, in das der Verstorbene nach der Bestattung und Wiedergeburt eintrat) führen. In der Detaildarstellung erkennt man auch deutlich die enge Verbindung von Iunmutef zur Priesterschaft. Als Sem-Priester ist er im Totentempel bei seinem Ritual in einem Pantherfell dargestellt. Die feine Reliefdarstellung läßt sogar die scharfen Krallen der Raubkatze am Oberarm erkennen, Tempel des Sethos I., Abydos, Ägypten. Bild 16: Detaildarstellung einer großen Jagdszene, bei der Ramses II. mit seinem Sohn Amunherkhepeshef auf der Jagd nach Vögeln sind. Amunherkhepeshef wird als jugendlicher mit der rechtsseitigen Prinzenlocke am Kopf tragend dargestellt. Tempel des Sethos I., Abydos, Ägypten. Bild 17: Detailausschnitt einer Würfelfigur des Oberbaumeisters und Großen Erziehers Senen-Mut mit der Tochter und Prinzessin Neferu-Re der Pharaonin Hatschepsut, 1479 – 1957 v. Chr., Neues Reich, 18. Dynastie. Man beachte, dass auch die kleine Prinzessin Neferu-Re mit den Attributen der Prinzenlocke dargestellt wurde. Der Fundort lag zwar in Karnak, Ägypten , ist aber heute im Ägyptischen Museum Berlin zu sehen.
Zu den weiteren Insignien der Pharaonen gehörten ergänzend
die Zepter, die Uräus Schlange, und der lange Kinnbart
Die Insignien als Ausdruck pharaonischer Macht und göttlichre Würde waren im Alten Ägypten recht vielseitig und wurden nicht nur am Kopf getragen. Zu den Symbolen der Macht gehörten auch die am häufigsten getragenen Zepter als Krummstab (heqa), der vielleicht auf den Hirtenstab zurückgeht und vermutlich zu den ältesten Symbolen der Macht zählt. Zu einem weiterern Stab gehört der Wedel, auch Geißel oder Flagellum, genannt, altägyptisch: Nekhekh. An diesem Stab befinden sich drei schmale Platten, die als Wedel genutzt auch entsprechende Geräusche verursachten. Auf Darstellungen pharaonischer Macht und Würde (siehe auch Bild 18 bis 21) hielt der Herrscher den Krummstab und den Wedel über Kreuz an seine Brust. In welcher Hand der Krummstab oder der Wedel getragen wurde spielte dabei keine Rolle, denn es sind unterschiedliche Haltungsformen bekannt. Als ein weiteres Zepter ist auch das Was-Zepter bekannt und steht häufig im Zusammenhang mit dem Totenkult. Auch diese altägyptische und sehr symbolträchtige Insignie ist ein Stab der am oberen Ende einen stilisierten Tierkopf zeigt und am unteren Ende gegabelt ist. Auf Bild 18 trägt die verstorbene Pharaonin Hatschepsut gemeinsam mit dem Krummstab das Was-Zepter in der linken Hand. Die Herkunft und Bedeutung ist unter den Ägyptologen noch klärungsbedürftig, doch auf jeden Fall hatte es schon in der frühen altägyptischen Geschichte eine gesonderte Bedeutung und Darstellungen zeigen wie Götter oder Göttinnen es dem Pharao überreichen zur Übernahme der Macht. Dieses Zepter als Insignie göttlicher Macht, war besonders in der ptolemäischen Epoche auch als reales Objekt in Form von Tempelweihgaben bekannt.
Zu den ganz bedeutenden Insignien der Pharaonen gehört die Uräus-Schlange, sie verkörpert die Schutzgöttin Wadjet und ist bereits ein sehr altes Götteremblem. Sie wird als sich aufbäumende Kobra dargestellt und in den ägyptischen Texten auch mit „die sich Aufbäumende“ umschrieben. Sie verteidigt Gott Re gegen seine kosmischen Feinde und ist bereits seit dem Alten Reich als Insignie bekannt und seit dem Mittleren Reich ist die Uräus-Schlange in aufgerichteter und kampfbereiter Darstellung ein Schutzobjekt für den Pharao und wird an der Stirnseite der Krone oder beim Nemes-Kopftuch auf einem Stirnband getragen.
Zu den symbolträchtigen Insignien gehört ohne Zweifel auch der pharaonische Zeremonialbart, er gehört zu den ältesten Insignien königlicher Macht und ist bereits seit der Frühdynastischen Zeit bekannt. Dieser Kinnbart war ein langer und schmaler kunstvoll geflochtender künstlicher Bart, der mit einem straffen Band hinter den Ohren festgehalten wurde. Zu Lebzeiten des Pharaos wurde der Zeremonialbart in gestreckter und gerader Form dargestellt (siehe auch Bild 6). Bei einem verstorbenen Pharao wurde der Kinnbart am unteren Ende nach vorne gebogen dargestellt, wie bei den Göttern, zum Beispiel bei Osiris auf Bild 12 und der Statue der Pharaonin Hatschepsut in der Osiris-Darstellung auf Bild 19.
Bild 18: Die Pharaonin Hatschepsut mit Krummstab und Wedel, in die das Anch-Zeichen und das Was-Zepter eingearbeitet sind, außerdem trägt sie die Doppelkrone und den traditionellen Königsbart. Bild 19: Eine der Statuen der Pharaonin Hatschepsut an den Pfeilern ihres Totentempels in Deir el-Bahari am Westufer des Nil in Theben. Sie trägt die Doppelkrone (altägyptisch: Pschent) und den typischen Zeremonialbart als verstorbene und vergöttlichte Pharaonin. Bild 20: Figur des Tutanchamun aus seinem Grabschatz. Er trägt alle wichtigen Insignien der Macht mit der Doppelkrone, der Uräus-Schlange und die überkreuzt getragenen Zepter.In der rechten Hand hält er die Geißel und mit der linken Hand den Krummstab. Bild 21. Detaildarstellung einer 8 Meter hohen Statue von Ramses II. mit idealisierten Gesichtszügen, steht heute im Nubischen Museum in Assuan, Ägypten. Ramses II. trägt die typischen Insignien eines Herrschers. Auf dem Kopf trägt er das pharaonische Nemes-Kopftuch mit der Uraeus-Schlange auf der Stirnseite In der rechten Hand hält er den Krummstab (heqa) und in der linken Hand den Wedel, der auch als Geißel bekannt ist.
Fotos: (c) Michael Kürschner (13), Christel Selke (8)