Kanopen

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Kanopengefäße für die separate
Aufbewahrung der Organe bei der Mumifizierung
Kanopen

Kanopen für den religiöse Totenkult

Der religiöse Totenkult und Brauch den Körper eines Verstorbenen für das Weiterleben im Jenseits zu konservieren hat eine lange Tradition im alten Ägypten. Schon seit der 4. Dynastie im Alten Reich sind in der Regierungszeit von Meresanch III. die ersten Kanopen bekannt. Durchgesetzt haben sie sich aber scheinbar erst in der 5. Dynastie. Ein Vorläufer der Kanopen fand sich erstmals im Grab der Königin Hetepheres, der Mutter des Pharaos Cheops. Es war ein Kasten mit Deckel, der in vier Fächer aufgeteilt war. in dem sich die Eingeweide befanden. Später nutzte man für die mumifizierten Organe vier Gefäße mit Deckel.

Kanopengefäße mit den vier Horussöhnen ab der 19. Dynastie

Die Kanopen sind auch unter den Namen Kanopengefäße, Kanopenvasen und Kanopenkrüge bekannt. Kanopen sind bei den religiösen Mumifizierungsritualen ein wesentlicher Bestandteil. Um den Leichnam zu erhalten, war es wichtig, die inneren Organe zu entfernen, präpariert wurden sie in  speziellen Gefäßen, den Kanopen, aufbewahrt. Ursprünglich waren die Kanopen im Alten Reich mit nur einfachen Deckeln versehen. Ab dem Mittleren Reich bekamen die Kanopendeckel eine menschenköpfige Gestalt. Das war auch noch bei den Kanopen von Tutanchamun üblich. Die uns allen bekannte Kanopenform mit den Köpfen der 4 Horussöhne als Schutzgottheiten für die Eingeweide fand jedoch erst mit der 19. Dynastie Einzug in die mythologische Bedeutung. Nach dem Neuen Reich folgte die 3. Zwischenzeit, nicht nur politische Wirren waren jetzt an der Tagesordnung, auch kulturell brach man mit verschiedenen Bräuchen. Man legte zum Beispiel die mumifizierten Organe wieder zurück in den Körper, man trennt sich aber nicht von den Kanopen und fügte sie als Attrappe mit ins Grab.

Bildbeschreibung: Bild 1: Diese Kanopen und der Schrein stammen von der Königin  Nedjmet aus der 20./21. Dynastie. Sie war vermutlich eine  Tochter von Ramses XI. und in 2. Ehe mit dem Hohepriester des Amun Herihor.  Ägyptischen Museum in Kairo. Bild 2: Der aufwendig gestaltete Kanopenschrein von Königin Nedjmet. Bild 3: Vier Kanopenkrüge schauen gesichert aus der Kanopenkiste, sie stammen aus dem Grab von Priester Montu Pady- Imenet aus der 21. Dynastie. Luxor Museum. Bild 4: Kanopen von mumifizierten Tieren. Verschiedene Tierarten wurden nach neusten Forschungen mit den gleichen Techniken mumifiziert wie ein Mensch.

Bildbeschreibung: Bild 5: Die wohl berühmtesten Kanopengefäße der ägyptischen Antike stammen von  Pharao Tutanchamun, sie zeigen als Kopf sein Antlitz, denn die Horussöhne werden auf den Kanopen erst ab der 19. Dynastie dargestellt. Bis zur 18. Dynastie trugen die Kanopen als Kopf immer ein menschliches Antlitz. Bild 6: Die Kanopen sind wie der Schrein aus Alabaster. Der Schrein ist auf einem vergoldeten  Schlitten befestigt und seine Kanten zieren Reliefs der Göttinen Isis, Nephthys, Neith und Selkis die mit ausgebreiteten Flügeln die Eingeweide des Pharaos beschützen. Die Hieroglyphen an den Seiten geben als Text die Segenswünsche der Göttinnen wieder. Bild 7: Kanopenschrein mit Deckel von Pharao Scheschonq I., aus der 3. Zwischenzeit, 22. Dynastie um 930 v. Chr., Material besteht aus Kalzit-Alabaster.  Ägyptisches Museum Berlin. Bild 8: Die vier Horussöhne  im Neuen Reich stehen hier als die Schutzgottheiten der Eingeweide in der Szene aus dem Totenbuch, sie werden als Mumien dargestellt. Sie erwarten in der Unterwelt die Prüfung des Verstorbenen durch Osiris, das so genannte Totengericht. Anschließend wohnten sie der Mundöffnungszeremonie durch Anubis bei. Diese Darstellung auf Papyrus stammt aus dem Grab vom Wirtschaftvorsteher Sesech in Theben, Neues Reich, 20. Dynastie, 1190 – 1075 v. Chr. Ägyptisches Museum Berlin

Die Horussöhne – Schutzgötter der Kanopen

  • Schakal Duamutef war für den Schutz des Magens zuständig. In der Inschrift auf dem Gefäß wird die Göttin Neith um ihren Beistand  angefleht. Als Sternengott und Wächter der östlichen Himmelsrichtung wurde dieses Eingeweidegefäß optimal an der östlichen Wand des Grabes aufgestellt. Seinem Gefäß vertraute man den mumifizierten Magen an.
  • Pavian Hapi war der Beschützer der Lunge. Der Pavian galt als eine Erscheinungsform des Gottes Thot. Unter den Kanopengöttern verkörpert er den Horussohn Hapi. Die Göttin Nephthys wurde ihm als Beistand zur Seite gestellt. Als Wächter war Hapi für den Norden als Himmelsrichtung zuständig. Seinem Gefäß vertraute man die mumifizierte Lunge an.
  • Amset In der menschenköpfigen Kanope bewahrte  man die mumifizierte Leber auf. Gemeinsam mit der Göttin Isis war der Horussohn Amset für die südliche Himmelsrichtung verantwortlich.
  • Kebechsenuef, der falkenköpfige Horussohn war für den Schutz der mumifizierten Gedärme verantwortlich. Dieses Kanopengefäß war zusätzlich geschützt durch die Göttin Selket.

 Fotos: (c) Michael Kürschner (8), Christel Selke (4)