3. Zwischenzeit Ägypten

Flagge Ägyptens

Land und Leute Ägypten

Ägyptische Geschichte  1070 – 664 v. Chr.
3. Zwischenzeit
Epoche nach dem Niedergang
des Neuen Reiches

Die 3. Zwischenzeit war von politischen Wirren,
den Machtkämpfen der Amun-Priester und der Teilung Ägyptens geprägt

Die Dritte Zwischenzeit umfaßt die Dynastien 21 bis 25 in einem Zeitraum von 1070 – 664 v. Chr.. Nach dem Untergang des Neuen Reiches und dem Ende der Ramessidenzeit unter Ramses XI. zerfiel der ägyptische Zentralstaat wieder in die Teile des Nordens und des Südens. Schon unter Ramses XI. machte sich der Machtkampf der Militärs und der Hohepriester des Amun bemerkbar und mit Beginn der 21. Dynastie, waren sie es, die von Theben aus den Süden des Landes mit der totalen Macht kontrollierten.  In der nördlichen Landeshäfte ging der politische Niedergang Ägyptens einen anderen Weg. Die Pharaonen der 21. Dynastie regierten dort  jetzt in der Hauptstadt Tanis bis in der 22. Dynastie libysche Häuptlinge und Fürsten die absolute Macht im Nildelta übernahmen. Auch mit der 23. Dynastie kam Ägypten  in der 3. Zwischenzeit nicht zur Ruhe und von der Einigkeit des Reiches war man weit entfernt. Ab 760 v. Chr. teilten sich die Libyer  das Gebiet mit anderen Kleinkönigen für die die Zeit der 23. Dynastie zuzuordnen wäre, sie herrschten im mittleren Delta in der Hauptstadt Leontopolis. Die der 24. Dynastie herrschten in Sais im Nordwestdelta und die zahlreichen Fürsten in Herakleopolis und Hermupolis in Mittelgypten. Erst mit der 25. Dynastie änderte sich in der 3. Zwischenzeit die politische Lage in Ägypten grundlegend. Es waren die Herrscher von Kusch die in der Zeit von 746 – 655 v. Chr. ganz Ägypten eroberten bis es wieder in der Zeit von 671 bis 664 v. Chr. zu Überfällen fremdländischer Assyrer kam.
Die 3. Zwischenzeit kann man zusammenfassend auch als einen wirtschaftlichen Niedergang der ägyptischen Gesellschaft betrachten. Ägypten zerfiel in der meisten Zeit in eine vielfache Kleinstaaterei und im Süden gründete sich um 1000 v. Chr. das Fürstentum um Napata (im heutigen Nordsudan) und um 750 v. Chr.wurde Napata auch die Hauptstadt eines unabhängigen Königreiches von Kusch.
In Ägypten selbst war die 3. Zwischenzeit auch die Epoche der großern Grabräubereien und im Tal der Könige fanden keine Bestattungen mehr statt. Auch wenn die 3. Zwischenzeit nicht gerade eine Hochkultur hervorbrachte, erlebte sie jedoch künstlerisch einen bedeutenden Höhepunkt in der ausgeprägten Sargmalerei und jeder anthropomorphe Sarg aus Holz wurde zu einem individuellen Kunstwerk.

21. Dynastie 1070 – 946 v. Chr.

Zwischen 1070 bis 1044 v. Chr. regierte Pharao Smendes I. als Gründer der 21. Dynastie. Über seine Regierungszeit ist kaum etwas bekannt. Sein Vater war Herihor, ein Hohepriester des Amun und General der Armee. Er beherrschte zu seiner Zeit von Theben aus ganz Oberägypten. Er war bereits noch im Neuen Reich in der ausgehenden 20. Dynastie unter Ramses XI, in Amt und Würden. Für den Erwerb des Titels als Pharao musste sich Smendes I allerdings erst noch legitimieren durch eine Heirat mit Henuttaui Q einer Tochter von Ramses XI.  Er regierte etwa 26 Jahre, doch sein Grab wurde nie gefunden und es gibt nur einen Namensschriftzug auf einem Kanopengefäß, dass in Tanis gefunden wurde, wo Smendes I. vermutlich auch seine Residenz hatte und dort vermutlich auch bestattet wurde. Weitere Herrscher in dieser Wirren Zeit waren u.a. unter anderem Pinudjem I. In der 21. Dynastie usurpierte er als Hohepriester des Amun in Theben und spätere Pharao Pinudjem I. 1054 – 1032 v. Chr. die kolossale Statue im ersten Hof im westlichen Karnaktempel für sich und beschriftete sie mit seinem Namen. Die Ägyptologen erkennen aber eindeutig die personifizierte Zuordnung zum Pharao Ramses II. aus der 19. Dynastie. Er war einer der bekannten Herrscher, die ihre Oberhoheit im Süden des Landes hatten. Zu den großen Herrschern der 21. Dynastie der 3. Zwischenzeit gehörte wohl ohne Zweifel Psusennes I., er regierte von etwa 1040 bis um 994 v. Chr. und war der Nachfolger von Amenemnesu 1044–1040 v. Chr. Innenpolitisch war Psusennes I. bekannt durch den Bau des Amuntempels von Tanis und er war auch der erste Pharao, dessen Gruft innerhalb der Tempelanlage angelegt wurde. Außenpolitisch ist aus seiner Regierungszeit nichts bekannt.
Unterschiedliche Ägyptologen bezeichnen bereits die 21. Dynastie als libysche Dynastie, weil in den politischen Wirren dieser Zeit bereits hohe Militärs, Hohepriester und Angehörige des ägyptischen Königshofes von Migranten durchsetzt war.

Bild 1: Ein anthropomorpher Sarg aus Holz von  einem Amun-Priester mit zahlreichen bunten Dekorationen, 21. Dynastie, Fundort Deir el Bahari, steht heute im Luxor Museum, Ägypten. Bild 2: Ein weiterer stark dekorierter antropomorpher Sargdeckel aus der 21. Dynastie der 3. Zwischenzeit. mit zahlreichen mythologischen Motiven. Dieser Sarkophag gehörte zu einem Hohepriester und General der ägyptischen Armee mit dem Namen Maseharti, Luxor Museum Ägypten.

22. Dynastie 946 – 736 v. Chr

Die 22. Dynastie der 3. Zwischenzeit wird auch als die libysche Dynastie bezeichnet und ist stark geprägt durch den 1. Pharao Scheschonq I., der diese Dynastie auch begründete. Durch geschicktes Taktieren konnte er die Vielzahl der Potentaten Ägyptens binden und es gelang ihm seine libyschstämmigen Verwandten in entscheidende Schlüsselpositionen des Landes zu installieren. Es gelang ihm auch die Hohepriester des Amun in Theben wieder an den Königsthron zu binden, die noch in der 21. Dynastie fast unabhängig in Theben regierten. Er baute seine libysch/ägyptische Vormachtstellung bis weit in den Nahen aus aus und eroberte in einem Feldzug nach Palästina zahlreiche Städte, doch Jerusalem soll er durch hohe Tributzahlungen seitens der Stadt verschont haben. Nicht selten wird die 22. Dynastie auch als Bubastidische Dynastie bezeichnet, entlehnt vom altägyptischen Städtenamen Bubastis m Südosten des Nildeltas. Bubastis war das altägyptische Kulturzentrum der Göttin Bastet. Osorkon II. erneuerte den Tempel der Bastet in Bubastet. Dieser berühmte Ausbau erhielt ein mächtiges Tor, das mit ausführlichen Darstellungen  vom Sed-Fest  des Königs geschmückt ist. Die weiteren Pharaonen änderten in der Politik der 22. Dynastie kaum etwas und der Übergang zur 23. Dynastie war unter dem letzten Pharao Scheschonq III. fließend.

Bild 3: Ein anthropomorpher Sarg aus Holz von  einer höheren Dame mit dem Namen Shepenkhonsu mit zahlreichen sehr bunten Dekorationen unterschiedicher mythologischer Szenen in einer Zeit zwischen 1050 und 750 v. Chr. in der 3. Zwischenzeit der ägyptischen Antike.Dieser Sarkophag steht heute im Luxor Museum, Ägypten. Bild 4: Wesir Nespeka-schuti in der klassischen Form einer ägyptischen Würfelhocker-Statue aus der 22. Dynastie der 3. Zwischenzeit, er steht heute im Luxor Museum, Ägypten.  Bild 5: Ein Kanopenschrein mit Deckel aus Kalzit-Alabaster des Pharaos Scheschonq I um 924 v. Chr., er war der Begründer und 1.Pharao der 22. Dynastie in der 3. Zwischenzeit, Ägyptisches Museum Berlin

23. Dynastie 756 – 712 v. Chr.

Als Begründer der 23. Dynastie gilt Pharao Petubastis I. Seine Regierungszeit und die entstehende 23. Dynastie verlief mit der 22. Dynastie bereits parallel. Der Regierungssitz lag zu dieser Dynastie im mittleren Nildelta mit der Hauptstadt Leontopolis. Auch wenn die 23. Dynastie noch weiterhin eng mit der 22. Dynastie verwoben war, bekam sie bereits ihre Anerkennung durch die Amunpriester in Theben, weil sie Söhnen des Hofes in ihren Reihen aufnahm.
Als weitere Pharaonen der 23. Dynastie gelten Scheschonq IV. (noch nicht absolut gesichert), Rudjamun, (bekannt durch eine kleine Bautätigkeit in Medinet Habu und im Karnak-Tempel) sowie Auput II.

24. Dynastie 740 – 712 v. Chr.

Auch die 24.Dynastie in der Dritten Zwischenzeit wurde vom Nildelta regiert aus Stadt Sais. Der bekannteste politische Vertreter dieser Dynastie war Tefnachte, er war ursprünglich ein Fürst und avancierte später zum Pharao und zum Begründer der 24. Dynastie. Auch diese Dynastie verlief bereits mit der 23. und 22. Dynastie parallel. Durch ein kluges taktieren wurde Tefnachte einer der mächtigsten Herrscher seiner Zeit im Nildelta. Wahrscheinlich war Bakenrenef sein Nachfolger, er regierte nur vier Jahre und sollte auch der letzte Pharao der 24.Dynastie sein, denn zum Ende seiner Regierungszeit endete auch die Kleinstaaterei in Ägypten. Von Süden machten sich die Herrscher von Kusch mit ihren Feldzügen erfolgreich auf den Weg nach Norden und eroberten die ägyptische Einheit fast vollständig zurück. Das war dann auch die Geburtsstunde der 25. Dynastie.

25. Dynastie 746 – 655 v. Chr.

Während in der 3. Zwischenzeit der ägyptischen Antike die 21. bis 24. Dynastie in Unterägypten überwiegend von fremdländischen Libyern dominierend beherrscht war, hatten sie im oberägyptischen Nubien so gut wie keinen Einfluß und genau aus diesem Teil des Landes kam in der 25. Dynastie die große politische Wende in der 3. Zwischenzeit. Diese Dynastie wurde nach Herodot (altgriechischer Geschichtsschreiber) auch als “äthiopische” Dynastie bezeichnet, weil das Land von Kusch im griechischen Äthiopien genannt wurde. Doch die Menschen von Kusch waren keine Äthiopier, sie hatten sogar ihr eigenes Königreich Napata. (im heutigen Nordsudan). Die ägyptische Theologie mit dem ausgeprägten Amunkult hatte sich auch in Nubien ausgebreitet und hatte sogar eine einflußreiche Amun-Priesterschaft hervorgebracht, das Zentrum des Amunkultes lag im Tempelbezirk um den Felsen von Jebel Barkal, der im heutigen Sudan etwa 30 km südlich vom 4. Nilkatarakt liegt.
Die 25. Dynastie ist geprägt von der Expansionspolitik der Herrscher von Kusch. Nach Pharao Kaschka gilt als eigentlicher Gründer der kuschitischen 25. Dynastie in der 3. Zwischenzeit Ägyptens Pharao Pije, ihm gelang es in seinem 20. Regierungsjahr Ägypten zu besiegen  und bis zum Nildelta einzunehmen. Seine absolute Vormachtstellung behielt er aber in Oberägypten. Durch seine berühmte Siegesstele, die er nach dem Sieg über den libyschen Pharao Tefnachte in Sais, der auch als Begründer der 24. Dynastie bekannt ist., erstellen ließ. Sie steht heute im Ägyptischen Museum in Kairo und gilt als einzigartiges Dokument über die Historie der 25. Dynastie.

Bild 6: Eine Statue des Harwa, er warein altägyptischer hoher Beamter aus der 25. Dynastie war. (Nubisches Museum, Assuan), Bild 7: Kopf einer Statue von Taharqa, er war der 5. Pharao der kuschitischen 25. Dynastie, Bild 8: Kopf einer Schebitko-Statue im Nubischen Museum in Assuan, Schebitko war der 3. kuschitische Pharao der 25. Dynastie. Bild 9: Eine Holzstele der Mutinet, sie war die Tochter eines Türhüters in der 25. Dynastie der 3. Zwischenzeit um 700 v. Chr. (Ägyptisches Museum Berlin).

Pharao Pije (746–716 v. Chr.) hatte als 2. Pharao der 25. Dynastie 5 Gemahlinnen und als Kinder auch noch drei der berühmtesten Persönlichkeiten in der Geschchte der 25. Dynastie. Es waren sein Nachfolger und 3. Pharao Schebitko (Schabataka) 716–707/706 v. Chr. und der wohl bedeutende 5. Pharao Taharqa  mit seiner Regierungszeit von 690 – 664 v. Chr., ihm gelang nicht nur die erneute Einigung Ägyptens, er galt auch als großer Bauherr seiner Zeit. Bekannt sind einige Heiligtümer in Nubien und er ließ im Tempel von Karnak einen Kiosk im ersten Hof  sowie eine Kapelle für Osiris errichten. Die bekannteste Tochter von Pije war wohl Schepenupet II. als Gottesgemahlin des Amun um 710 bis 650 v. Chr. Ihre Grabkapelle liegt in Medinet Habu. Der letzte Pharao in der 25. Dynastie war Tanutamun, der seine Regierungszeit zwischen 664 bis 656 v. Chr. hatte. Unter seiner Herrschaft konnte er für eine relativ kurze Zeit nochmals die Einigung Ägyptens erzielen. Er eroberte das Nilelta, weil sich viele Lokalherrscher seinem Machtstreben unterwarfen. Schon wenige Monate später war die ägyptische Einheit wieder beendet, denn assyrische Streitkräfte

 

Fotos: (c) Michael Kürschner (5), Christel Selke (5)