1. Zwischenzeit Ägypten

Flagge Ägyptens

Land und Leute Ägypten

Ägyptische Geschichte 2216 – 2025 v. Chr.
1. Zwischenzeit
Epoche nach dem Niedergang des Alten Reiches

Die Erste Zwischenzeit war von politischen
Wirren
und den Folgen eines starken
Klimawandels gezeichnet

Die 1. Zwischenzeit war die Folge einer schweren Krise im Alten Reich, die mit dem Machtverlust der Pharaonen einherging. Bereits in der 4. Dynastie unter Pharao Mykerinos schien der Höhepunkt einer bedeutenden Epoche überschritten gewesen zu sein. Selbst für die Ägypter der damaligen Zeit war das Alte Reich das Golden Zeitalter, eine Blütezeit für das Staatswesen, der Wirtschaft und Kultur. Massive Fehlentscheidungen der Pharaone in der 5. und 6. Dynastie, waren sicherlich ausschlaggebend, obwohl auch natürliche Ereignisse den wirtschaftlichen Niedergang beschleunigten. Bereits in der 5. Dynastie wuchs das Machstreben der Provinzfürsten mächtig an, da sie mehr Unabhängigkeit für ihre Gaue erhalten wollten, außerdem erreichten diese hohen Beamten auch noch das Erbrecht für ihre Ämter. Die Macht der pharaonischen Monarchie Ägyptens wurde schleichend zersetzt. Diese Krise setzte sich dann in der 6. Dynastie des Alten Reiches verstärkt fort. Die Könige dieser Dynastie befreiten die großen Tempel von der Besteuerung und auch die bedeutenden Verwalter der Gaue wurden steuerlich nicht mehr abgabepflichtig. Der pharaonische Zentralstaat hatte in letztendlicher Konsequenz seiner verfehlten Politik leere Staatskassen. Die einfache Bevölkerung konnte die staatliche Steuerbelastung alleine nicht mehr tragen, denn parallel zu den politischen Fehleinschätzungen der Regierungspolitik, die die Wirtschaft völlig in den Abgrund stürzte, kam es zusätzlich über viele Jahre zu Mißernten durch ausbleibende Nilüberflutungen, die sicherlich auch eine Folge des starken Klimawandels war, der in dieser Zeit schon seit Jahrzehnten das Leben der Menschen in katastrophale Verhältnisse brachte. Zum Ausklang des Alten Reiches waren regelmäßige Hungersnöte in vielen Jahren keine Seltenheit, weil fruchtbaren Böden das Wasser fehlte. Der berühmte ägyptische Priester Ipuwer beschrieb in seinen “Mahnworten des Ipuwer”  “…. Wüste hat sich über die ganze Welt ausgebreitet”, ein Zitat, dass den Untergang des Alten Reiches in seiner geeinten Staatsstruktur widerspiegelt und den Beginn katastrophaler Verhälnisse der 1. Zwischenzeit zum Ausdruck bringt.

7. Dynastie

Nach dem Niedergang der 6. Dynastie im Alten Reich hätte es eigentlich eine 7. Dynastie geben müssen, doch diese chaotische Zeit wird heute von vielen Ägyptologen nicht gewertet, weil es auch keine belegbaren Dokumente gibt, die in dieser vermutlich sehr kurzen Zeit Politik und Persönlichkeiten beschreibt. Nach Manetho einem Priester aus der Ptolemäerzeit der durch seine historischen Aufzeichnungen bekannt wurde, sollen es in der 7. Dynastie in vermutlich 70 Tagen 70 Pharaonen  gegeben haben. Da es aber für diese wirre und katastrophalen Chaoszeit einer 7. Dynastie keine wissenschaftlich belegbaren Daten gibt, kann man eher davon ausgehen, dass es im ganzen Land nach dem Niedergang des Alten Reichs im Übergang zur 1. Zwischenzeit auch vorübergehend für 2 – 3 Monate keine Herrscher gab.

Beispiele von Kartuschen der 8. Dynastie aus der Königsliste von Sethos I. in Abydos. Die Nummern auf den Bildern entsprechen der offiziellen Reihenfolge der erwähnten Namen der Pharaonen in der Königsliste.

  • Bild 1: Nr. 40 Neterikare, eigentlich Neteri-ka-Re (Göttlich ist der Ka des Re), war vermutlich der 1. Pharao der 8. Dynastie, weitere Belege nicht bekannt, regierte um 2216 v. Chr.
    Nr. 41 Menkare, auch Men-ka-Re (Bleibend ist das Ka des Re), gilt nach der Königsliste als 2. Pharao der 8. Dynastie.
    Nr. 42 Neferkare II., auch Nefer-ka-Re (Mit schönem Ka, ein Re).Pharao der 8. Dynastie.
  • Bild 2: Nr. 43 Neferkare Nebi  auch Neferkarenebi (Der Beschützer), Pharao der 8. Dynastie. Die Mutter von Neferkare Nebi war die bekannte Königsgemahlin Anchenespepi IV. von Pharao Pepi II. dem 5. Pharao der 6. Dynastie im Alten Reich.
    Nr. 44 Djedkare Schemai – Djed-ka-Re Schemai (Mit beständigem Ka, ein Re – der Nomade), von ihm ist nichts nähres bekannt, es gibt keine historischen Belege von oder über ihn.
    Nr: 45 Neferkare Chendu – Nefer-ka-Re Chendu (Mit vollkommenem Ka, ein Re, der Tretende), von ihm ist nichts nähres bekannt, es gibt keine historischen Belege von oder über ihn.
  • Bild 3: Nr. 46 Merenhor – Merienhor (den Horus liebt), Pharao der 8. Dynastie, von ihm ist nichts nähres bekannt, es gibt keine historischen Belege von oder über ihn.
    Nr. 47 Neferkamin, auch Neferkamin I., eigentlich Nefer-ka-Min (Mit vollkommenem Ka), Pharao der 8. Dynastie, es sind keine weiteren historischen Belege bekannt.
    Nr. 48 Nikare I. auch Ni-ka-Re ( Der zum Ka des Re gehört), Pharao der 8. Dynastie, es sind keine weiteren historischen Belege bekannt.

8. Dynastie

Die 8. Dynastie bestand im Zeitraum zwischen 2216 – 2170 v. Chr. und in diesen knapp 50 Jahren regierten vermutlich bis zu 17 ziemlich unbekannte Pharaonen die in Memphis residierten, ihr eigentlicher Einfluss als Herrscher war stark eingeschränkt und reichte kaum über das unabhängige Delta, was vermutlich auch durch Machtkäpfe zum häufigen Thronwechsel führte.  Ihre Namen kann man der Königsliste von Sethos I. in Abydos entnehmen, auch wenn die historische Reihenfolge nicht unbedingt der Liste entsprechen muss. Die eigentlichen Machthaber waren die zahlreichen einflussreichen Provinzbeamten, die als Gaufürsten die Politik bestimmten.
Ingfolge der innenpolitisch wirren Konflikte in Ägypten kam es in dieser Zeit auch zum Stillstand der Außenhandelsbeziehungen, es gab auch keine Expeditionen mehr nach Vorderasien, nach Nubien und auf den Sinai. Die massive Erwärmung durch den herrschenden Klimawandel, ausbleibende Niederschäge und jährlich fehlenden Nilüberflutungen führten zu mangelhaften Ernten, Hungersnöten und Elend im Volk. Während die hohen Provinzbeamten die Macht als Bereicherung verstanden, blieb die instabile und eingebrochene Wirtschaftslage für die 8. Dynastie in der 1. Zwischenzeit eine bedrohliche Lebenslage für die normale Bevölkerung.

Weitere Beispiele von Kartuschen der 8. Dynastie (1. Zwischenzeit) aus der Königsliste von Sethos I. in Abydos..

  • Bild 4: Nr. 49 Neferkare Tereru auch Neferkare V. eigentlich Nefer-ka-Re-tereru (Mit vollkommenem Ka des Re – der  Geachtete), von diesem Pharao der 8. Dynastie ist nichts bekannt.
    Nr. 50 Neferkahor, auch Nefer-ka-Hor (Mit schönem Ka, ein Horus), von diesem Pharao der 8. Dynastie ist nichts bekannt.
    Nr. 51 Neferkare Pepi seneb, auch Neferkarepepiseneb und Neferkare Pepisenebu, er soll der 12. Pharao der 8. Dynastie gewesen sein.
  • Bild 5: Nr.52 Neferkamin Anu, auch Neferkamin II. (Mit schönem Ka, ein Min, der Schöne), von diesem Pharao der 8. Dynastie ist nichts näheres bekannt.
    Nr. 53: Qakare Ibi auch Qaikaure (Hoch sind die Kas des Re / Mit erhabenem Ka, ein Re), Pharao der 8. Dynastie.
    Nr. 54  Neferkaure, auch Nefer-kau-Re (Mit vollkommenen Ka-Kräften des Re), Thronname in der Königsliste, Pharao der 8. Dynastie.
  • Bild 6: Nr. 55 Neferkauhor Chuiuihapi, auch Nefer-kau-Hor Chuiui Hapi (Mit vollkommenen Ka-Kräften, ein Horus), Pharao 8. Dynastie.
    Nr. 56 Neferirkare, eigentlich Nefer-iri-ka-Re, auch Neferir-ka-Re oder Neferirkare II.(Mit schöner Gestalt (Auge) und Ka des Re), Pharao 8. Dynastie.
    Nr. 57 Mentuhotep II. (Herr des Ruders des Re), Mentuhotep II. war wohl der bedeutenste Pharao der 11. Dynastie der 1. Zwischenzeit. Mit der Reichseinigung führte er Ägypten ins Mittlere Reich und beendete die wirtschaftliche und politische Instabilität des Landes.

9. und 10. Dynastie

Nach der 8. Dynastie veränderte sich die politische Lage der Ersten Zwischenzeit in Ägypten erneut. Die memphitischen Gaufürsten verloren ihre unabhänge Macht und mußten sich den Gaufürsten von Herakleopolis unterwerfen. Herakleopolis war nun das alleinige Machtzentrum im Norden Ägyptens mit einer politischen Ausdehnung nach Süden bis Assiut in Mittelägyten, etwa 305 km nördlich von Theben im heutigen Luxor. Parallel zur politischen Entwicklung im Norden etablierte sich im Süden Ägyptens mit dem Zentrum in Theben ein zweites Herrschaftssystem, dessen Machtbereich sich südlich von Assuit bis weit nach Nubien ausdehnte.
Vermutlich hatte die 9. und 10. Dynastie im unterägyptischen Herakleopolis bis zu 18 Pharaonen, während auf den Königslisten von Abydos noch die Pharaonen der 8. Dynastie aufgeführt sind, fehlen die der 9. und 10. Dynastie völlig. Zahlreiche Herrscher aus dieser Zeit sind nur bekannt durch die namentliche Erwähnung auf dem berühmten Turiner Papyrus. Zu den bekanntesten Namen zählte Neferkare der III., er soll der 3. Herrscher der 9. Dynastie gewesen sein und als 1. Pharao dieser Zeit gilt Wahkare Cheti I. – Wah-ka-Re Cheti. Nach Monetho einem altägyptischen Priester und Geschichtsschreiber (Aegyptiaca, die Geschichte Ägyptens) aus der Ptolemäerzeit, soll Wahkare Cheti I. ein vom Wahnsinn besessener sehr grausamer und tyrannischer Herrscher gewesen sein, dessen Leben als Krokodil-Fraß endete. Durch die starken politischen Wirren der 1. Zwischenzeit ist eine genaue Einordnung aller Pharaonen der 9. und 10. Dynastie jedoch als sehr unsicher einzustufen und Daten zu realen Regierungszeiten fehlen fast völlig.

11. Dynastie

Bis in die frühe Zeit der 11. Dynastie prägten noch Spannungen und Kleinkriege das ganze Land und wirtschaftspolitisch war Ägypten durch die Teilung  in Ober- und Unterägypten noch immer stark geschwächt. Nach der 8.- 10. Dynastie übernahmen die verschiedenen Gaufürsten von Herakleopolis die Macht im Norden und gleichzeitig entstand in Theben ein weiteres und starkes Machtzentrum, dessen Fürsten zu den Gründern der 11. Dynastie zählten. Während zur gleichen Zeit die Herrscher von Herakleopolis noch schwere Probleme mit Migranten aus dem Nahen Osten hatten. Man wollte sie wieder vertreiben, weil eine Übermacht an Einwanderen im Delta nicht ungefährlich war. In Theben sahen sich die Machthaber um Antef I. und Antef II, gestärkter und sie konnten ihr Reich ausdehnen. Die Grenze zum unterägyptischen Teilreich bildete allerdings noch Thinis, weil die Gaufürsten von Assiut noch die Machthaber von Herakleopolis unterstützten.
Erst durch Pharao Mentuhotep II. gelang um etwa 2020 v. Chr. die strategisch wichtige Einnahme von Unterägypten, wodurch Mentuhotep II. zum Reichseiniger wurde. Mit dieser Wiedervereinigung Ägyptens endet die 11. Dynastie in der 1. Zwischenzeit und ging damit historisch in  das Mittlere Reich über.

 

Literaturhinweis:

  • Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Albatros, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96053-3,
  • Jürgen von Beckerath: Handbuch der ägyptischen Königsnamen. Deutscher Kunstverlag, München/ Berlin 1984, ISBN 3-422-00832-2,

Fotos: (c) Christel Selke (7) 2018