Crocodylus suchus

Systematik

Westafrikanisches Krokodil
Crocodylus suchus

Ordnung: Crocodylia – Krokodile
Familie : Crocodylidae – Echte Krokodile
Gattung : Crocodylus
Art: Crocodylus suchus

Trivialname

deutsch: Westafrikanisches Krokodil, Wüstenkrokodil,
englisch: West African crocodile, Desert crocodile
französisch: Crocodile d’Afrique de l’ouest, Crocodile du désert,
swahili: —-, afrikaans: —-,

Westafrikanisches Krokodil – Crokodylus suchus in Gambia

Vorkommen

Das Westafrikanische Krokodil hat seine natürlichen Verbreitungsgebiete in West- und Zentralafrika. In Ostafrika ist sein Verbreitungsgebiet stark eingeschränkt und reicht vom Südsudan über Uganda bis in die östlichen Landesteile der Demokratischen Republik Kongo, wo es sich nicht selten auch die Lebensräume mit dem Nilkrokodil teilt.
In folgenden Ländern der Subsahara ist das Westafrikanische Krokodil in seinen Verbreitungsgebieten belegt:  Ägypten (vermutlich ausgestorben), Äquatorialguinea, Benin, Burkina Faso, Repubik Elfenbeinküste, Guinea, Gambia, Ghana, Gabun, Kamerun,  Republik Kongo, Liberia, Mali, Mauretanien, Niger, Nigeria, Senegal, Togo, Tschad und Zentralafrikanische Republik.
Die natürlichen Lebensräume können sehr unterschiedlich sein  und reichen von wüstenhaften Trockengebieten der Sahelzonen (z. B. in Mauretanien) bis in bewaldete Feuchtgebiete und Seitenarmen  von Flüssen (z. B. Gambia).
Noch im Altertum bewohnte des Westafrikanische Krokodil wahrscheinlich auch weite Teile in Nordafrika, denn Belege aus der altägyptischen Antike scheinen es zu belegen. In einem Zeitraum um 3000 – 2300 v. Chr. setzte ein merklicher Klimawandel ein, der mit einem schleichenden Temperaturanstieg und Niederschlagsarmut die Wüstenbildung der Sahara beschleunigte. Für das Westafrikanische Krokodil wurde der Nil in Ägypten und dem Sudan (Nubien) zu den bedeutensten Rückzugsgebieten. In den  gesamten nordafrikanischen Nilgebieten war Crocodylus suchus in den Feuchtgebieten stark verbreitet und in der ägyptischen Antike hochverehrt und sogar in heiligen Tempelanlagen gezüchtet worden. Im modernen Ägypten von heute ist das Westafrikanische Krokodil in ganz Ägypten vermutlich ausgerottet.

Fundort

Teilweise in den Nebenarmen des westafrikanischen Gambia Flusses (Bolongs) und in Kachikally in Bakau dem heiligen Krokodilbecken, Gambia 2001 und 2019 sowie Funde von Crocodylus suchus aus der ägyptischen Antike aus Kom Ombo und Nubien in Ägypten 2018.

Beschreibung

Das Westafrikanische Krokodil ähnelt stark dem Nilkrokodil und ist von dieser verwandten Art äußerlich nur sehr schwer zu unterscheiden. Die hauptsächlichen Unterscheidungsmerkmale liegen wohl nur in einer unterschiedlichen Morphe des Schädels. Im Gegensatz zum Nilkrokodil bleibt das Westafrikanische Krokodil auch etwas kleiner und erwachsene Exemplare erreichen je nach geografischer Verbreitung nur eine Körperlänge zwischen 250 – 400 cm.
Ein weiterer Unterschied liegt nicht in der körperlichen Beschaffenheit sondern eher im Verhalten der Tiere, denn das Westafrikanische Krokodil gilt als wesentlich weniger aggressiv, eine Eigenschaft, die schon die Priester in der altägyptischen Geschichte sehr zu schätzen wußten.

Fortpflanzung

Es ist noch nicht viel bekannt über das Fortpflanzungsverhalten der Westafrikanischen Wüstenkrokodile im Freiland. Als eigenständeige Art ist sie erst seit 2011 bekannt und wurde bis dato immer mit dem Nilkrokodil verglichen und als solches vielfach auch beschrieben.

Nahrung

Auch das Westafrikanische Krokodil – Crocodylus suchus ernährt sich ausschließlich von tierischer Kost mit Fischen, Säugetieren, Reptilien, Vögel und Amphibien.

Kulturgeschichte

Noch vor wenigen Jahren ging die Wissenschaft von der Erkenntnis aus, dass das Nilkrokodil (Crocodylus niloticus) im alten Ägypten verehrt wurde. DNA-Analysen von den mumifizierten Krokodilen in Kom Ombo ergaben aber die zoologische Zugehörigkeit zur Art des Westafrikanischen Krokodils – Crocodylus suchus. Krokodile waren im alten Ägypten heilig und sie hatten sogar in Sobek eine Gottheit in Krokodilgestalt. Die heiligen Krokodile wurden sogar als Haustiere gehalten und in Tempeln pflegten Priester diese ehrwürdigen Geschöpfe. Verstarben sie, wurden Krokodile wie ein Mensch mumifiziert. Man fand bis heute zahlreiche Grabstätten, in denen Krokodile bestattet wurden. Die Menschen im alten Ägypten müssen wohl ausgezeichnete Naturbeobachter gewesen sein, denn beide Krokodilarten kamen in Nilgebiet vor und nur das Westafrikanische Krokodil wurde für ihre Zwecke ausgewählt, obwohl beide Arten ein fast identisches Aussehen haben. Man hatte die Erkenntnis, dass das Nilkrokodil im Verhalten aggressiver war und deutlich größer werden konnte. Das Westafrikanische Krokodil ist dagegen wesentlich ruhiger, nicht so beißwütig, etwas zierlicher und kleiner in der Körpergröße. Auf den ersten Blick lassen sich beide Arten auch für Experten nur sehr schwer unterscheiden. Um so erstaunlicher ist das hohe Wissen in der Tierbeobachtung im antiken Ägypten und verständlich zugleich, warum man das Krokodil – Crocodylus suchus für kulturelle und religiöse Zwecke auserwählt hatte.

Bild 1: Im Zentrum des Krokodilmuseums in Kom Ombo  befindet sich ein großer Glaskasten mit etwa 20 Krokodilmumien. Bild 2: Zwei Krokodilmumien noch in den originalen Leinentücher gewickelt im Krokodilmuseum in Kom Ombo, Bild 3: Weihgeschenk vom Priester Nebnefer zeigt zwei Krokodile auf einem Granitblock, der an den Seiten mit göttlichen Motiven ausgestattet ist u. a. mit der Göttin Hathor. In einem Sobek-Tempel aus der Regierungszeit von Amenhotep III. (1410-1372 v. Chr.), Bild 4: Gott Sobek mit dem Krokodilkopf und Pharao Amenhotep III., Detail einer Statue aus Alabastergestein aus der 18. Dynastie, heute im Luxor Museum, Ägypten. Bild 5: Diese Reliefdarstellung im Tempel von Kom Ombo in Ägypten zeigt den krokodilköpfigen Gott Sobek mit der Sonnenscheibe auf dem Kopf. Bild 6: Noch in der neuzeitlichen Kultur Ägyptens und besonders in Nubien hat ein ausgestopftes Krokodil über einem Hauseingang noch die Symbolkraft für Glück und Sicherheit des Hauses.

Fotos: (c) Michael Kürschner (7), Christel Selke (6)