Mumifizierung von Tieren

Flagge Ägyptens

Land und Leute Ägypten

Mumifizierung von Tieren
Tiermumien im Alten Ägypten

Die Mumifizierung von Tieren und der Totenkult der Ägypter

In der religiösen Kulturgeschichte der alten Ägypter war die Mumifizierung des Menschen eine Selbstverständlichkeit und erreichte unter den Pharaonen, hohen Beamten und Menschen die es sich leisten konnten sehr hohe Qualitätsstandards. Die Technik der Mumifizierung setzte hohe Kenntnisse in Biologie, Medizin und Chemie voraus, denn bei einer Konservierung eines Lebewesens mußte der Körper unversehrt bleiben und nach ganz bestimmten Regeln innerhalb von 70 Tagen erfolgen. Die Ägypter glaubten an eine Wiederbelebung nach dem Tod. Damit die Seele den Körper aber wiederfinden und erkennen kann, mußte der Körper des Verstorbenen sehr authentisch mumifiziert worden sein.
Die Ägypter mumifizierten aber nicht nur Menschen, sondern auch viele verschiedenartige Tiere wie zum Beispiel Vögel, Katzen, Affen, Kleintiere und sogar große Stiere. Griechische Geschichtsschreiber zeigten sich absolut verwundert, weil eine derartige Verehrung von Tieren außerhalb von Ägypten unbekannt war. Während in früherer Zeit  die religiös motivierten Opfergaben bei der Mumifizierung der Tiere vorrangig waren, änderte sich zu späterer Zeit das Bild der Mumifizierung von Tieren in Ägypten gewaltig. Vermutlich ging man jetzt auch davon aus, das Tiere ein Leben nach dem Tod haben können. Die Mumifizierungen wurden perfekter, man schuf eigens für die unterschiedlichen Tiere Nekropolen oder sie begleiteten ihren Besitzer in den Tod, wenn es sich um geliebte Haustiere gehandelt hat. Auch die mumifizierten Tiere erhielten für ihre Körper zum Teil sogar eigene Sarkophage  aus Stein oder Holz.

Bild 1: Für die alten Ägypter hatte die Hauskatze viele sehr gute Eigenschaften und versinnbildlichte alles positive der Göttin Bastet. Sie hatte sich in der gesamten ägyptischen Geschichte einst von einer kämpferischen Löwengöttin zu einer sanftmütigen Katze gewandelt. und errang eine hohe Bedeutung und Beliebtheit. Bastet war die göttliche Tochter des Re in Katzengestalt und stand für Fruchtbarkeit, Liebe und Geburt aber auch für Freude und Musik. Katzen wurden gewöhnlich nach der Einbalsamierung mumienförmig in der Osiris-Gestalt kunstvoll in Leinenbinden gewickelt. Wer es sich leisten konnte, ließ auch den Kopf der Katzenmumie gestalterisch herausformen. Das Foto zeigt eine Katzenmumie im Mumifizierungs Museum in Luxor.

Tierarten als Abbild der Götter

In frühen Zeiten der altägyptischen Geschichte zu Beginn des Alten Reichs und knapp 3000 Jahre v. Chr. begann auch die Mumifizierung von Tieren, weil man den Gottheiten, die meist auch in tierischer Gestalt waren, zu huldigen und wohlwollend zu stimmen. In den Tempeln wurde entsprechend einer bestimmten Gottheit Tiere als Opfer gebracht und anschließend einbalsamiert und bestattet oder waren bei einem Verstorbenen auch als Grabbeigabe gedacht. Für die Ägypter waren die mumifizierten Tiere Abbilder geheiligter Gottheiten, die besonders gut behandelt werden mußten. Zu den am häufigsten mumifizierten Tiere zählten wegen ihrer religösen Bedeutung Katzen (Göttin Bastet), Falken (Gott Horus), Ibisse und Paviane (Gott Thot) und Krokodile (Gott Sobek).

Bild 2: Pavianmumie in einem Sarkophag. Zu sehen im Mumifizierungs-Museum in Luxor. Bild 3: Gut erhaltene große Pavianstatue als Gott Thot und in diesem Fall als Gott der Weisheit. Sie ist aus Sandstein und stammt aus der 19. Dynastie (Neues Reich), gefunden in Abu Simbel. Nubisches Museum in Assuan. Bild 4: Der Pavian war neben dem Ibis das heilige Tier des Gottes Thot. Hauptkultort des Gottes Thot lag in Hermupolis magna, wo man ihm sogar monumentale Kultbildnisse  errichtete. Im benachbarten Tuna-el-Gebel wurden viele Pavianmumien in einer dafür vorgesehenen Nekropole beigesetzt und eine Kapelle für Thot geschaffen. Aber auch in den Nekropolen von Sakkara und Theben-West gab es meist sorgfältig mumifizierte Bestattungen von Affenarten. Neben dem Mantelpavian (Papio hamadryas), der zu dieser Zeit auch in Ägypten heimisch war, fand man in den Gräbern auch Grünmeerkatzen (Gattung: Cercopithecidae- Meerkatzenverwandte). Ägyptisches Museum Kairo.

Die Mumifizierung und die Liebe
zum Haustier über den Tod hinaus

Die alten Ägypter hatten eine sprichwörtliche Liebe zu ihren Haustieren und ganz besonders zu ihren Katzen. Die Liebe und Verehrung zu den Katzern ging vielfach auch über den Tod hinaus. Katzen wurden nicht mehr nur als Opfertiere für die Göttin Bastet einbalsamiert, sondern als eigene Persönlichkeiten, die von ihren Besitzern nicht nur verehrt sondern geliebt wurden. Sie begleiteten nicht nur ihren Besitzer mit ins Grab um dem Verstorbenen Gesellschaft zu leisten, sie bekamen auch zu Lebzeiten des Katzenhalters ein aufwendiges Begräbnis nach den Ritualen des altägyptischen Totenkults. Das wohl berühmteste Beisipel kam aus der höfischen Gesellschaft. Der früh verstorbene Kronprinz Thutmosis, Sohn von Teje und Amenophis III. wurde in Memphis gemeinsam mit seiner Lieblingskatze Ta-Miaut  um etwa 1350 v. Chr. bestattet. Seine geliebte Katze erhielt sogar einen für Menschen würdigen Sarkophag, der aus Kalkstein bestand  und aufwendig nach dem Totenkult mit Reliefs versehen war.
Nach Überlieferungen durch den griechischen Geschichtsschreiber Herodot (490/480 – 424 v. Chr.) rasierten sich die Ägypter, deren geliebte Katze gestorben war, die Augenbrauen als Zeichen der tiefen Trauer und brachten die verstorbene Katze in heilige Häuser, wo sie einbalsamiert und anschließend auf einen Katzenfriedof gebracht wurde.

Bild 5: Mumifizierte Katze: Prapariert, Einbalsamiert und bandagiert wie ein Pharao, wurden in spätägypticher Zeit nach der 26. Dynastie auch viele Haustiere von Privatleuten beigesetzt. Ägyptisches Museum Berlin

Bild 6: Sarkophag der geliebten Katze von Thutmosis dem Sohn von Amenophis III. Der Prinz starb noch zu Lebzeiten seines Vaters und konnte demnach nicht seine Nachfolge antreten. Thutmosis wurde in Memphis gemeinsam mit seiner Katze bestattet. Die Seitenwände des Deckels benennen die Katze als ” Der Osiris Ta-Mit (Katze), der Gerechtfertigte beim großen Gott”. Da auch ein totes Tier zu Osiris wurde, erscheint die Katze auf der Rückseite des Sarkophags in der Mumiengestalt des Osiris mit Katzenkopf. Auf der Vorderseite des Sargs sieht man die sitzende Katze vor einem Opfertisch mit den Lieblingsspeisen und ihr Hals schmückt ein breites Halsband. An den beiden Schmalseiten befindet sich jeweils eine Reliefdarstellung der knienden Göttinnen Isis und Nephthys.

Begräbnisse und Tiernekropolen

Weil die Kultstätten der verschiedenen Götter im ganzen Land errichtet wurden, waren automatisch auch die Tiernekropolen über ganz Ägypten an den jeweiligen Hauptkultorten verteilt. An derartigen Begräbnisstätten wurden auch unterschiedliche Tierarten bestattet, denn neben den heiligen Tieren wurden auch Tiere mumifiziert die mit örtlichen Gottheiten in Verbindung standen. Zu den bekanntesten Tiernekropolen von höherer Bedeutung zählte das Serapeum in Memphis, das Bucheum in Armant, Sakkara, Tuna-el-Gebel und Kom Ombo.

Bild 7: In Oberägypten lag einer der wichtigsten Kultorte des Sobek. Der Tempel von Kom Ombo war den Götterm Sobek, Chons und Haroeris geweiht und stammt in seiner jetzigen Art aus der Ptolemäer-Zeit. Hier befinden sich noch einige Krokodilmumien, die teilweise noch in Tonsärgen liegen und in einem seitlich vom Tempel stehenden Hathorheiligtum untergebracht sind. Weitere Exponate zum Totenkult mit heiligen Tieren sind unweit vom Tempel im Kom Ombo Krokodil-Museum untergebracht.

Bild 8: Krokodile galten schon über 3000 Jahre v. Chr. als die heiligen Tiere des Gottes Sobek, dessen großer Kultort sich in Kom Ombo befand. In dieser Tempelanlage wurden Krokodile nicht nur gehalten und verehrt, sie wurden dort auch mumifiziert und bestattet. Wie auf dem Foto zu erkennen, wurden Krokodile nicht nur gemäß dem Totenkult mumifiziert, sondern wurden oft auch kunstvoll in Mumienbinden gewickelt und ausgeschmückt für eine ehrenvolle Bestattung. Auch wenn Krokodile an verschiedenen Kultorten des Gottes Sobek als sehr heilig galten und hochverehrt wurden, waren sie bei vielen Menschen, die direkt am Nil arbeiten mußten, auch sehr gefürchtet. Kom Ombo Krokodil-Museum

Bild 9: Im Zentrum des großen Krokodil-Museums von Kom Ombo befindet sich ein geschützter Raum hinter Glas mit etwa 20 größeren Krokodilmumien.

 

Fotos: (c) Michael Kürschner (2), Christel Selke (8)