Haller Park

Kenia

Land und Leute in Kenia
Tiere und Natur

Bamburi Nature Trail
Haller Park
Ein Naturpark als Ausflugsziel nahe Mombasa

Ökologisches Projekt wurde zum Naturpark

Die Sternstunde für ein in Kenia bewundernswertes ökologisches Projekt begann 1971, als der Schweizer René Haller damit begann aus einem ehemaligen Steinbruch der Bamburi Portland Zementfabrik ein einmaliges Renaturierungsprogramm auf die Beine zu stellen. Heute, fast 50 Jahre später ist dieses Naturprojekt weit über die Landesgrenzen von Kenia bekannt.
Die Bamburi Zementwerke bauten auf einem fossilen Korallenriff ihre benötigten Rohstoffe ab und hinterließen eine Steinbruchwüste, die kein natürliches Leben mehr ermöglicht hätte, wenn da nicht die Idee einer Rekultivierung und eine Chance für die Natur aufgekommen wäre.
Die salzhaltigen und schattenlosen Böden hätten einer Wiederaufforstung nicht Stand gehalten und deshalb mußten ganz gezielt Bäume gesucht werden, die mit extrem wenigen Nährstoffen auskamen und den Salzgehalt im Boden tolerierten. Mit dem Casuarina Baum, dem Conocarpus aus Somalia und dem Algoraba aus Südamerika gelang die Aufforstung in der salzigen Kalkdürre, die die Landschaft prägte. Es folgten der Neem Baum und viele einheimische Bäume und andere Pflanzen nach und nach, als sich die ersten dünnen Bodenschichten neu gebildet haben. Das wäre aber alles nicht gelungen, wenn nicht mit Hilfe einer Tierart die Humusbildung der Böden beschleunigt worden wäre. Hunderte der in Kenia bekannten schwarzen und riesigen Tausendfüsser haben die Nadeln der Casuarina Bäume verarbeitet und die Humusbildung erst ermöglicht.

Heute sind die öden und unfruchtbaren Steinbrüche renaturiert und als ein afrikanisches Musterbeispiel für eine ökologische Wiederherstellung einer tropischen Landschaft war diese Idee ein voller Erfolg. Inzwischen haben sich in den kleinen Wäldern und Seen des Haller Parks wieder viele Vögel und andere Tiere angesiedelt und zusätzlich wurden einige Arten des afrikanischen Großwildes integriert. In diesem Park kann man heute Giraffen, Flußpferde, Antilopen, Primaten, Krokodile und die berühmten Riesenschildkröten bewundern aus nächster Nähe. Ein Lehrpfad informiert über die Natur Kenias. Wer aufmerksam durch das Gelände streift wird auch Waranen und exotischen Schmetterlingen begegnen Nicht zu vergessen die weit über 180 verschiedenen Vogelarten.
Der Haller Park finanziert sich heute nicht nur durch die Eintrittsgelder der Touristen sondern im wesentlichen durch die Aquakultur der Fischzucht. Durch ein besonderes Tanksystem bleiben die Fische immer in einem konstanten Strom frischen Wassers. Pro Jahr werden so zwischen 35 und 40 Tonnen Tilapia Buntbarsche produziert. René Haller belegt damit auch, wenn Ökonomie und Ökologie im Einklang sind, kann der Mensch und die Natur nur profitieren. Man nimmt es deshalb auch nicht so übel, wenn auch ein Fischreiher sich von dieser Zucht ernährt.

Owen und Mzee

Der schwere Tsunami vom Dezember 2004 hatte auch in Kenia seine Auswírkungen und ganz besonders für Owen einem Flußpferdbaby, das nördlich von Malindi ins Meer gespült wurde und in einer dramatischen Rettungsaktion in den Haller Park gebracht wurde. Owen erholte sich rasch und zur Überraschung von Zoologen und Tierfreunden in der ganzen Welt nahm es sich die Riesenschildkröte Mzee zum väterlichen Freund. Das enge Verhältnis zwischen den sehr unterschiedlichen Tierarten sorgte so sehr für Aufsehen, dass der Haller Park weltweit dadurch bekannt wurde. Inzwischen ist Owen ein stattliches heranwachsendes Flußpferd geworden und lebt jetzt wieder unter Freunden seiner Art noch immer im Haller Park. Aber die faszinierende Freundschaft von Owen und Mzee bleibt unvergessen und man wird sich die Geschichte noch lange erzählen, von einem Flußpferdbaby und die scheinbar unzertrennliche Freundschaft zu einer über 100 Jahre alten Aldabra Riesenschildkröte aus den Seychellen. Zu Ehren dieser ungewöhnlichen Tierfreundschaft verausgabte die kenianische Post 2006 sogar eine Sonderbriefmarke.

Fazit

Wer nahe Mombasa an der kenianischen Nord- oder Südküste seinen Urlaub verbringt, wird mit Sicherheit auch Mombasa einmal zum Ziel haben und es lohnt sich dann auch einen Abstecher in den nördlich von Mombasa nahe der Bamburi Beach gelegenen Haller Park zu machen. Die große Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen so nah an der Küste machen den Haller Park zu einem faszinierenden Erlebnis in der afrikanischen Natur. Aber auch Kritik ist angebracht, die nicht unerwähnt bleiben sollte. Der Haller Park ist eine Idee der Superlative, die man grundsätzlich auch bewundern kann. Es gibt aber auch Mängel die behoben werden sollten. Auch für den botanisch interessierten Besucher ist einiges zu sehen, doch Beschriftungen und Hinweise fehlen völlig. Die Terrarienanlagen des Schlangenhauses sind schmuddelig und nach mehrmaligen Besuchen über viele Jahre wurde es eher ungepflegter als besser. Die wenigen Informationen könnten präziser und informativer sein, denn damit könnte der Haller Park für jeden Besucher noch attraktiver werden. Auch wenn der Eintrittpreis von 14 Euro (Stand: 2018) nicht gerade niedrig ist lohnt sich ein Besuch in diesem Naturpark trotzdem, denn wo kann man schon afrikanischem Großwild ganz nah sein und die Gelegenheit haben Giraffen zu füttern.

Fotos: © Michael Kürschner (7), Christel Selke (6)