Land und Leute Ägypten
Pharao Pepi II.
Letzter Pharao im Alten Reich
Sein Leben und die Regierungszeit von Pepi II.
Pepi II. war der 5. altägyptische und in der Länge seiner Regierungszeit auch ein außergewöhnlicher Herrscher der 6. Dynastie und der letzte Pharao des Alten Reiches. Er soll bereits im Alter von 6 – 10 Jahren auf den Thron gekommen sein und durchlebte wahrscheinlich mit über 65 Jahren die längste Regierungszeit eines Herrschers der ägyptischen Geschichte in einer Zeit von etwa 2245 – 2180 v. Chr.(1). Von seiner Herkunft war Pepi I. sein Vater und Anchenespepi II., auch Anchenesmerire II. genannt, seine Mutter. Nach heutigen Erkenntnissen zweifeln allerdings zahlreiche Ägyptologen an der Vaterschaft von Pepi I. und gehen eher der Vermutung nach, dass der Halbbruder Merenre sein Vater sei. Nach dem frühen Tod von Pepi I. um etwa 2050(2) heiratete seine Mutter Anchenespepi II. seinen Halbbruder Merenre, der dann auch für eine kurze Periode den Thron bestieg. Nach dessen Tod (ca. 2045)(3) kam Pepi II. als noch kleines Kind auf den Pharaonenthron. Bei den Regierungsgeschäften wurde Pepi II. als minderjähriger Pharao natürlich noch übergangsweise von hohen Beamten am Hof und seiner Mutter Anchenespepi II. vertreten.
Pepi II. war mit meheren Frauen verheiratet und die wichtigsten in seinem Leben waren seine Halbschwestern Neith und Iput II., Wedjebten und seine Nichte Anchenespepi III., aber auch Anchenespepi IV. gehörte in seine engere Wahl, wobei noch weitere Nebenfrauen zu seiner Auswahl gehörten. Sein Nachfolger auf dem Pharaonenthron war Nemtiemsaef II. ein Sohn von seiner königlichen Halbschwester Neith. Aus der königlichen Ehe mit Iput II. ist nicht bekannt, ob sie Kinder zur Welt gebracht hat. Einen weiteren königlichen Nachfolger Neferkare Nebri (8. Dynastie in der 1. Zwischenzeit) brachte die königliche Gemahlin Anchenespepi IV. zur Welt.
Bild 1: Kalzit-Alabastegefäß mit den Namen von Pharao Pepi II. 6. Dynastie, Altes Reich. Bild 2: Die unterschiedlichen Namen von Pharao Pepi II. auf dem Gefäß von Bild 1, links der Eigenname von Pepi II., mittig sein Horusname Netjeri-chau – Göttlich an Erscheinungen, rechts der Thronname von Pepi II. Nefer-ka-Re -Mit vollkommenem Ka des Re. Die Kartusche mit dem Thronnamen kann man auch in der Königsliste in Abydos im Totentempel des Sethos I. einsehen., Ägypten. Bild 3: Gefäß aus Kalzit-Alabaster mit der Titulatur, den Hieroglyphen des Thronnamens von Pepi II., 6. Dynastie, Altes Reich. Die beiden hier gezeigten Gefäße stehen im Ägyptischen Museum Berlin.
Außen– und Innenpolitik unter Pepi II.
Außenpolitisch gilt Pepi II. als sehr aktiv, denn zahlreiche Dokumente belegen seine Expeditionen auf den Sinai, nach Byblos im heutigen Libanon, nach Nubien und sogar mehrfach ins weit entfernte Punt in Ostafrika, wohl in die Nähe des heutgen Eritrea und Somalia. Neben den Expeditionen, die dem Ausbau der Handelsbeziehungen mit Ägypten dienten, gab es auch militärische Aktionen, die sich überwiegend auf Nubien beschränkten und der wirtschaftlichen Stärkung Ägyptens dienten. Vereinzelte militärischen Aktionen im Inland richteten sich fast ausschließlich nur gegen die Berber im Osten des Landes in den Trockengebieten zwischen dem Nil und dem Roten Meer, um jede Form des Auflehnens gegen den ägyptischen Staat zu unterbinden.
Innenpolitisch war seine sehr lange Regierungszeit begleitet vom schleichenden Untergang des Alten Reichen, wahrscheinlich haben auch schon seine Vorgänger diese politische Entwicklung eingeleitet. Lange Zeit vermutete man eine Ermüdung der Amtsgeschäfte durch die lange Regierungszeit, doch die Entwicklung bis zum Niedergang der ersten großen Epoche der altägyptischen Geschichte ist wohl wesentlich differenzierter zu betrachten, als sie allein mit Pepi II. in Verbindung zu bringen. Innenpolitischen waren sicherlich auch Steuererleichterungen oder sogar für einige Tempel eine Steuerbefreiung verantwortlich für geringere Staatskassen. Globale Klimaveränderungen führten in seiner Regierungszeit auch zu häufigen Niedrigwasser des Nils und somit auch zu schlechteren Ernten, die noch zusätzlich für geringere Steuereinnahmen sorgten. Es gab damit Jahre, in denen im Volk eher der Hunger als der Wohlstand herrschte. In diesem Kontext muss man auch den Unmut der zahlreichen Gaufürsten sehen, die ihr Heil in der schleichenden Dezentralisierung des ägyptischen Staates suchten, in dem auch die Beamtenschaft dramatisch anstieg. Da vermutlich eine politische Gegensteuerung durch Pepi II. ausblieb, war der Zerfall des Alten Reiches zwangsläufig die Folge und Ägypten kam in die unruhige chaotische Periode der 1. Zwischenzeit mit ständig wechselnden Herrschern und einerr Destabilisierung des Zentralstaates.
Bautätigkeit von Pepi II.
Zur bedeutenden Bautätigkeit von Pepi II,. gehörte ohne Zweifel seine große Pyramidenanlage im Süden von Sakkara mit dem Namen Men-Anch-Neferkare – “Von Dauer ist das Leben des Neferkare“. Der große Pyramidenbezirk umfaßt nicht nur seine Pyramide aus Kalkstein, sondern noch einem Tempel und drei kleinere Pyramiden für seine königlichen Ehefrauen, die außerhalb seines Pyramidenkomplexes an der Umfassungsmauer angelegt wurden. Die Pyramide seiner Frau Wedjebten liegt südlich der Anlage und die von Neith und Iput II. wurden nordwestlich angelegt. Auch diese Pyramiedenbereiche sind jeweils von eigenen Umfassungsmauern umgeben.
Über weitere Bautätigkeiten außerhalb von Sakkara ist kaum etwas bekannt, obwohl seine sehr lange Regierungszeit Möglichkeiten geschaffen hätte. Bruchstückhaft gibt es noch Hinweise aus dem Tempel des Min in Koptos, doch von einer echten Bautätigkeit gibt es keine Dokumente.
Auch Statuen und königliche Gegenstände aus der Zeit von Pepi II. sind nur spärlich bekannt, wie zum Beispiel die Alabaster-Gefäße in Bild 1 und 3.
Regierungs– und Familiendaten von Pepi II.
Regierungszeit: 2245 bis 2180 v. Chr.(1), 6. Dynastie im Alten Reich
Eigenname: Pepi
Thronname: Nefer-ka-Re – Mit vollkommenem Ka des Re
Mutter : Anchenespepi II.
Vater : Merenre (gilt heute unter Ägyptologen als wahrscheinlich), Pepi I.(?)
Großmutter: Nebet, Anchenespepi
Großvater: Pepi I.
Geschwister: Iput II.
Ehefrauen: Königin Neith, 1. Tochter von Pepi II., Nibet, Iput II. Wedjebten,
Töchter: Nitokris,
Söhne: Nemtiemsaef II, Neterikare, Neferka, Nebkauhor-Idu, Ptahschepses,
Vorgänger: Merenre, Vater von Pepi II.
Thronnachfolger: Nemtiemsaef II., Sohn von Pepi II.,
Beisetzung: Pyramide von Pepi II in Sakkara–Süd
(1), (2), (3) – Jahreszahlen nach Schneider: Lexikon der Pharaonen. Düsseldorf 2002
Fotos: (c) Michael Kürschner (1), Christel Selke (2)