Land und Leute Ägypten
Ägyptens letzte Pharaonin
Kleopatra VII. Philopator
Mit dem Tod der bekanntesten Herrscherin Kleopatra VII.
endet eine 3000-jährige Geschichte des alten Ägyptens
Wer war diese mythenumrankte Pharaonin Kleopatra VII.?
Geschichte wird bekanntlich von Siegern geschrieben, sie kann populistisch idealisiert oder aus Eigennutz verfälschend sein. Mit hoher Wahrscheinlichkeit trifft dies wohl auch auf Kleopatra VII. zu, die wohl als die berühmteste Frau der ägyptischen Antike in die Geschichte einging. Römische und griechische Geschichtsschreiber hielten das Wirken dieser ägyptischen Pharaonin bis zum heutigen Tage lebendig und viele Schriftsteller und Maler haben über viele Jahrhunderte versucht diese mythenumrankte Frau der antiken Weltpolitik zu charakterisieren, auch kosmetische Schönheit und ein gesundes Essen läßt sich heute 2050 Jahre nach ihrem Leben leichter verkaufen mit dem Werbemythos einer schönen Kleopatra. Schon im alten Rom wurde sie hämisch auch als die ägyptische Hure bezeichnet und erhalten hat sich bis heute eine Frau voller Sinnlichkeit und Schönheit. Ihre betörende Schönheit, die sie auch politisch eingesetzt haben soll hält sich bis heute sehr hartnäckig, obwohl es dafür keine realitätsbezogenen Belege gibt. Historiker und Ägyptologen haben es daher nicht immer leicht zwischen den Erzählungen und Meinungen auch die Realität im Auge zu behalten, um die wahre Geschichte dieser außergewöhnlichen Herrscherin zu beurteilen. Der berühmte altgriechische Philosoph und Schriftsteller Plutarch 45 – 125 n. Chr. beschrieb Kleopatra VII. in einem folgenden Text (Antonius 27) wie folgt: “Denn ihre Schönheit war, wie uns gesagt wird, an sich nicht ganz unvergleichlich, noch so, dass sie diejenigen, die sie sahen, verblüffte; aber die Unterhaltung mit ihr hatte einen unwiderstehlichen Reiz, und ihre Anwesenheit, verbunden mit der Überzeugungskraft ihrer Rede und dem irgendwie verschwommenen Charakter ihres Verhaltens gegenüber anderen, hatte etwas Anregendes. Es war auch Süße in den Tönen ihrer Stimme; und ihre Zunge, war wie ein Instrument mit vielen Saiten”.
Doch eines ist unumstößlich, Kleopatra VII. war eine geheimnisvolle Königin, die nicht ohne Grund zu dem Mächtigen der Weltgeschichte gehörte.
Kleopatras Herkunft, Kindheit und Jugend
Kleopatra VII. wurde am 01.01.69 v. Chr. in Alexandria geboren, sie führte später noch den Beinahmen Philopator als die “Vaterliebende”, ihr Vater war Ptolemaios XII. und welche Mutter sie geboren hat ist nicht genau gesichert, auch wenn einige Gelehrte davon ausgehen, dass es sich bei ihrer Mutter um Kleopatra VI. gehandelt haben könnte, doch es gibt dafür keine gesicherten Belege. Vermutlich hat Kleopatra VII. eine Mutter aus einer vornehmen ägyptischen Gesellschaft. Von ihrer väterlichen Herkunft stammt sie aus einem makedonisch/griechischen Herrschergeschlecht der Ptolemäer, die nach Alexander dem Großen (332 v. Chr.) in Ägypten die Dynastie der Ptolemäher seit Ptolemaios I. anführten.
Über die Kindheit und Jugend von Kleopatra VII. ist uns verhälnismäßig wenig bekannt. Da ihr Vater Ptolemaios XII. einen hohen Wert auf Bildung und Wissen legte, ist zu vermuten, das er für seine Tochter Kleopatra eine hohe Schulbildung abverlangte. Kleopatra verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Alexandria, der damaligen Welthauptstadt der Bildung und Wissenschaft. Die größten und bedeutenden Gelehrten aus Naturwissenschaft, Medizin, Mathematik, Sprachwissenschaften und Literatur studierten und lehrten zu dieser Zeit in Alexandria, wo sich auch die weltgrößte Bibliothek befand. Da wir von der erwachsenen Kleopatra VII. wissen, dass sie einen sehr hohen Bildungstand hatte, ist nicht auszuschließen, dass ihr Vater auch die bedeutenden Gelehrten für ihre schulische Ausbildung an den Hof rief. Sie erlernte viele Sprachen und im Gegensatz zu den Ptolemäern, die ausschließlich griechisch sprachen, beherrschte sie ägyptisch und nubisch, wie ihre Muttersprache, was vielleicht auch darauf hindeuten könnte, dass ihre Mutter auch eine gebildete Ägypterin war. Welche genaue standesgemäße Erziehung und Ausbildung Kleopatra VII. erhalten hat kann man nur spekulieren. Man weiß aber heute, dass sie nicht nur viele Sprachen beherrschte, sondern auch in Philosophie, Literatur und Naturwissenschaften sehr bewandert war. Sie muss eine intelligente und sehr wachsame Schülerin gewesen sein. Bereits als kindliche Prinzessin mit guten politischen Grundkenntnissen, wird Kleopatra VII. schon bemerkt haben, aus welch einer schwachen Position ihr Vater Ptolemaios XII. das ägyptische Pharaonenreich regieren musste, denn der Druck aus Rom war beachtlich und man fand keine richtige Anerkennung seiner Macht, man ließ ihn eher gewähren, was seiner Tochter Kleopatra VII. wohl kaum entgangen sein mag.
Kurz vor seinem Tod machte Ptolemaios XII. seine hochgebildete und aufgeweckte Tochter Kleopatra VII. Philopator im Alter von knapp 17 Jahren 52 v. Chr.zur Mitregentin. Nach dem Tod ihres Vaters 51 v. Chr. bestieg Kleopatra nach einer testamentarischen Verfügung gemeinsam mit ihrem erst 10-jährigen Bruder Ptolemaios XIII. den ägyptischen Thron und musste sich zusätzlich mit ihrem kindlichen Bruder verheiraten.
Bild 1 und 2: Auch wenn die Residenz von Kleopatra VII. und ihr politisches Wirken in Alexandria in Unterägypten ihren Schwerpunkt hatte, so kann man als Reisender in Ägypten auch ganz nah auf ihren Spuren wandeln, wenn man den Hathor-Tempel in Dendera besichtigt. Dieser bedeutende und sehr gut erhaltene Tempel war zur Zeit der Ptolemäer ein vielgenutzter Kultort. Die beiden Fotos zeigen die wohl berühmteste Reliefdarstellung von Kleopatra VII. an der südlichen Außenwand des Tempels Bild 3: Das übergroßes Relief in seiner Gesamtheit zeigt Kleopatra VII. mit ihrem Sohn Caesarion an der Rückwand des Hathor-Tempels gegenüber vom Tempel der Isis. Die kleine Gestalt zwischen den Beinen von Kleopatra VII. Caesarion Ptolemaios XV. zeigt Julius Cäsar.
Kleopatras Kampf um den Pharaonen-Thron der Ptolemäer
Schon wenige Monate nach ihrer Thronbesteigung kam es zu intrigenhaften Machtkämpfen zwischen Kleopatra und den Vormünden ihres Bruders.Ptolemaios XIII. Diese Machtkämpfe gewann Kleopatra zunächst und bemühte sich die romfreundliche Politik ihres Vater Ptolemaios XII. fortzusetzen. Der Start für Kleopatras Alleinherrschaft hatte aber ungünstige Konstellationen. Zum Teil war der politische Konkurrenzdruck der Mächtigen hinter Ptolemeios XIII nach wie vor sehr hoch und obwohl Ägypten zu dieser Zeit eine intakte innenpolitische Stabilität hatte, verursachten jedoch auch noch schlechtere Ernten durch eine geringere Nilschwämme Steuerverluste und eine drohende Hungersnot. Im Früherbst 49 v. Chr. wurde Kleopatra maßgeblich durch die Berater ihres Brudergemahls Ptolemaios XIII. unter der Führung von Potheinos von der Regierungsverantwortung ausgeschlossen und Ptolemaios XIII. wurde auch von römischer Seite als Alleinherrscher in Ägypten anerkannt. Wohl aus Gründen ihrer persönlichen Sicherheit musste Kleopatra VII. Ägypten verlassen und in ihrem Exil verschlug es sie über Syrien bis nach Palästinia. In allen Entscheidungen, war Kleopatra ihrem Brudergemahl Ptolemaios XIII. überlegen, weshalb sie seinem Machtanspruch im Wege war. Mit ihrer Flucht kam sie wahrscheinlich auch einem typisch ptolemäischen Mordanschlag zurvor. Während ihrer der Flucht aus Ägypten erkannte sie ihre Absetzung nicht an und glaubte fest an die Wiedererlangung ihrer Herrschaft in Ägypten. In Palästina heuerte sie arabische Söldner an. Sie war zwar in einer schwächeren Position, wollte aber nichts unversucht lassen mit erinem Einmarsch in Ägypten wieder den Thron zu besteigen. Als Bruder Ptolemaios XIII. vom Vorhaben seiner Schwester erfuhr, setzte auch er Truppen gegen Kleopatra VII. in Bewegung. Im Juli 48 v. Chr. standen sich die Truppen der Geschwister am ägyptischen Grenzposten Pelusion im äußersten Osten des Nildeltas gegenüber. Es kam jedoch nicht zu Kampfhandlungen.und im späteren Verlauf unter dem Einfluß Roms sollte Kleopatra mit Intelligenz und diplomatischen Geschick den ägyptischen Thron erneut besteigen.
Bild 4: Wie viele Königinnen vor ihr, trug auch Kleopatra VII. die Geierhaube der Göttin Nechbet. Relief an einer Außenwand vom Hathor-Tempel in Dendera. Bild 5: Ein Relief von Kleopatra VII. in der Krypta des Hathor- Tempels in Dendera. Bild 6: Übergroßes Relief an einer Außenwand am Hathor-Tempel in Dendera.
Innenpolitik zur Zeit von Kleopatra VII.
Kleopatra VII. entpuppte sich schon zu Beginn ihrer Thronbesteigung als eine hochgebildete und sehr intelligente Pharaonin die in ihrem Wesen und Handeln ägyptischer war als alle Vorgänger der hellenistisch orientierten Ptolemäer-Dynastie. Im Alter von 18 Jahren stand sie als Herrscherin vor schweren politischen Schicksalsjahren. Innenpolitisch musste sie sich um Stabilität kümmern, die davon abhängig wurde, wie sie im Rahmen bilateraler Beziehungen zum aufkommenden Römischen Reich standhalten konnte. Mit einem intelligenten Geschick nutzte sie die politisch außergewöhnlichen Beziehungen mit den mächtigsten Männern des Römischen Reichen, um ihre Machtposition und die Unabhängigkeit Ägyptens zu sichern. Anfangs mit Caesar und nach dessen Ermordung in Rom 44 v. Chr. mit Marcus Antonius, den sie auch mit einer Heirat an sich gebunden hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt schien ihre machtpolitische Gradwanderung von Erfolg gekrönt zu sein Doch innenpolitisch hatte sie es wesentlich schwieriger. Sie beherrschte die ägyptische Mytologie und setzte diese auch politisch um und förderte auch den Isis-Kult, was man im Tempel von Dendera auch an zahlreichen Reliefs beobachten kann. Man könnte fast den Eindruck haben, ihre Mentalität war ägyptischer als ihre hellenistische Herkunft.
Seit ihrer Thronbesteigung 51 v. Chr. hatte sie aber auch gravierende Probleme im Innern zu bekämpfen, die mit Sicherheit eine große Herausforderung waren. Ägypten war unter ihren Vorgängern ein von Inflation und Korruption zerrüttetes Land. Hohe Steuern, Seuchen und Hunger prägten zeitweise auch die ägyptische Notlage unter Kleopatra VII. Hohe Zwangsabgaben an Getreide für Verpflichtungen an Rom und die korrupten Höflinge und Beamten der Ptolemäer waren nicht gerade hilfreich in einer Zeit, in der Kleopatra zwischen 44 und 41 v. Chr. auch noch eine Klimaveränderung als natürlichen Feind erleben musste. Nicht nur außergewöhnliche Wetterlagen mit kühlfeuchten Witterungen und wesentlich weniger Sonnentage und die jährlich ausbleibenden starken Regenfälle im äthiopischen Hochland verhinderten ein Nilhochwasser für ertragreiche landwirtschaftliche Ernten, denn Ägyptens Stärke war wirtschaftspolitisch immer Abhängig vom Nil. Wenn unter solchen Umständen auch noch hohe Exportraten verkraftet werden mussten, blieb nicht mehr sehr viel für das Volk übrig. Heute sehen Forscher Hungersnöte und Seuchen hervorgerufen durch ferne Vulkane, denn heftige Vulkanausbrüche in dieser Zeit belasteten den tropischen Gürtel mit einem extrem hohen Feinstaubanteil. Hauptverantwortlich war in dieser Zeit vermutlich ein starker Vulkanausbruch in Amerika. Derartige Vulkanausbrüche könnten das ägyptische Reich der Ptolemäer empfindlich geschwächt haben und für Kleopatra VII. mit Sicherheit eine äußerst schwierige Lage die sie meistern musste, um soziale Unruhen zu verhinden. Die Bekämpfung von Hunger und Seuchen hatte somit höchste Priorität ihrer Politik und gleichzeitig musste sie den wirtschaftlichen Ausverkauf an Rom ausgleichen, um das eigene Volk nicht leiden zu lassen. Die Schwächung der Ptolemäer-Dynastie lag demnach nicht an Kleopatra selbst, die mit einer intelligenten Gradwanderung ihrer Politik noch schlimmeres verhindern konnte. Trotzdem müssen die letzten Jahre ihrer Regierungszeit bis zu ihrem Tod, wie eine Götterdämmerung vorgekommen sein, denn mit ihrem Tod endete ja auch bekanntlich die pharaonische Geschichte Ägyptens. Die einstige strahlende und reiche Großmacht am Nil verlor seine Unabhängigkeit. Rom eroberte das Land am Nil fast kampflos und integrierte es 30. v. Chr. als römische Provinz ins eigene Reich ein.
Kleopatra VII. und Gajus Julius Caesar
Im Jahre 48 v. Chr. verfolgte Gajus Julius Caesar seinen Kontrahenten und Erzrivalen Pompeius, der nach einer militärischen Niederlage gegen Caesar inzwischen nach Ägypten geflohen war, bis nach Alexandria. Um Caesar als Verbündeten für Ägypten zu gewinnen, ließen die Minister von Ptolemaios XIII. Pompeius als Zeichen der Gewogenheit gegenüber Rom am 27. 07. 48 v. Chr. ermorden. Gleichzeitig tobte in Ägypten noch immer ein heftiger Thronstreit zwischen dem minderjährigen König Ptolemaios XIII. und seiner älteren Schwester Kleopatra VII. Mit dem Einmarsch von Caesar in Alexandria nutzte Kleopatra die Gunst der Stunde und schmuggelte sich in ihren eigenen Palast der von Caesar besetzt war. Wie es hisrtorisch geschah ist nicht belegt, auch wenn zahlreiche Legenden bis zum heutigen Tag sich hartnäckig halten. So soll Kleopatra sich zum Beispiel angheblich mit List und Tücke in einem Teppich eingerollt und nur halbbekleidet in den Palast bis zu Caesar geschmuggelt haben. Ihrer erotischen Austrahlung bewußt, soll sie versucht haben Caesar für ihre Sache gewinnen., aber auch ihre intelligente Gesprächsführung mit hohem diplomatischen Geschick könnte ausschlaggebend gewesen sein, dass Caesar von Kleopatra sehr angetan war. Auf jeden Fall hat sie erreicht, dass sie Caesar als Schlichter für sich gewinnen konnte. Caesar beendete den ptolemäischen Thronstreit mit einem Kompromis, bei dem die beiden Erben Ptolemaios XIII. und Kleopatra VII. nach dem Testament des Vaters Ptolemaios XII. gemeinsam die ägyptische Herrschaft anführen und Caesar stellte diese Herrschaft noch zusätzlich unter den Schutz des Römischen Reiches. Mit wohl kalkulierter Weitsicht stimmte Kleopatra VII.diesem Kompromis zu, weil sie nach ihren geheimen Vorstellungen auch ihrem eigentlichen Ziel der alleinigen Herrschaft über Ägypten mit römischer Unterstützung schon mittelfristig kommen sah.
Nach dem griechisch-römischen Geschichtsschreiber Appian (ca. 90 n. Chr. – 160 n. Chr.) und dem römischen Schriftsteller Sueton (70 n. Chr. – 122 n. Chr.) blieb Caesar mehrere Monate in Ägypten und reiste 46. v. Chr. mit Kleopatra durch das ganze Land nilaufwärts bis nach Nubien. Kleopatra erwiies sich als seine kompetente kunsthistorische Reiseführerin zu den faszinierenden Monumenten ägyptischer Götter- und Pharaonengeschichte. Auf dieser Reise kamen sich Caesar und Kleopatra auch menschlich sehr nahe und ob es sich bei dieser Beziehung um eine beidseitige Verliebtheit oder von ihrer Seite ein politisches Kalkül war ist nicht bekannt. Jedenfalls ging aus dieser scheinbar erotisch motivierten Verbindung ein Sohn hervor der als Ptolemaios XV. und in Anbetracht des Vaters auch den Beinamen Caesarion (kleiner Caesar) erhielt. Caesar und Kleopatra träumten gemeinsam von einem neuen Großreich aus der Verbindung von Ägypten und Rom. Eine partnerschaftliche Ehe sind sie aber nicht eingegangen Caesar war bereits verheiratet und die bedeutende freundschaftliche Beziehung bestand daher auch mehr auf dem Reißbrett der Politik. Um das zu fundamentieren riet Caesar ganz nach der ptolemäischen Tradition zu der Heirat Kleopatras mit ihrem jüngeren Bruder Ptolemaios XIV. Philopator, damit er Mitregent werden könnte. Kleopatra VII. willigte 46 v. Chr. ein und teilte sich die Krone mit ihrem noch kindlichen Bruder, doch an der freundschaftlichen Beziehung zu Caesar änderte sich nichts.
Im Jahr 46 v. Chr. folgte Kleopatra VII. Caesar nach Rom um im Rahmen eines Staatsbesuchs die Unterzeichnung eines Bündnisses zwischen Ägypten und Rom zu veranlassen.
Caesars Pläne für die gesetzliche Umgestaltung Roms kam unter seiner Kritikern der Republikaner nicht gut an, man befürchtete, dass Caesar nach der Alleinherrschaft strebte. So kam es am 15. März 44 v. Chr. zur heimtückischen Ermordung des erfolgreichen Feldherrn Caesars. Durch die Ermordung ihres Verbündeten, sah sich Kleopatra in absoluter Gefahr und sie verlor jetzt auch jede Hoffnung auf die Ausbreitung ihrer Reichsidee. In Rom kam es zu politisch gefährlichen Streitigkeiten, die Kleopatra zur Flucht in die Heimat am Nil zwangen. Sie war jetzt in einer schwierigen Position mit einem minderjährigen Mitregenten und seinen Beratern Staatsmacht umzusetzen und weltpolitische Stabilität für Ägypten zu sichern. In diesem Kontext starb ihr Mann und jüngerer Bruder Ptolemaios XIV. unter mysteriösen Umständen.Vermutlich ließ Kleoptara ihn ermorden, um ihren kindlichen Sohn Ptolemaios XV. zum Mitregenten zu machen. Unter diesen Umständen erreichte sie zumindest die alleinige Führung im Staat.
Kleopatra VII. und Marcus Antonius
Nach der Ermordung Gajus Julius Caesar 44. v. Chr. in Rom kam es nach Machtkämpfen zur Aufteilung des Römischen Reiches und Marcus Antonius und Oktavian teilten sich jetzt die Macht im Reich. Marcus Antonius (83–30 v. Chr.) bekam den Osten, während Oktavian den Westen des Römischen Reiches übernahm. Schon bei der ersten Begegnung gewann Kleopatra VII. die Gunst von Marcus Antonius, er garantierte ihr sogar die Unabhängigkeit Ägyptens und machte ihr sogar römische Provinzen zum Geschenk. Das Leben der ägyptischen Herrscherin war in der Beziehung zu Marcus Antonius geprägt von einer Mischung aus leidenschaftlichen Liebesaffäre und dem politischen Machterhalt Ägyptens in der Region. Ob diese beiden Herrscher eine Ehe oder eheähnliche Beziehung eingingen ist selbst aus antiken Daten nicht belegt. Antonius hätte nach römischen Recht keine anerkannte Zweitehe eingehen können, denn er war bereits verheiratet. Trotzdem bekam Kleopatra von Antonius drei Kinder, es waren (40 v. Chr.) die Zwillinge Alexander Helios und die einzige Tochter von Kleopatra Kleopatra Selene, 36. v. Chr. kam noch der Sohn Ptolemaios Philadelphos auf die Welt.
Während Marcus Antonius sich im Oströmischen Reich ziemlich stark auch auf Ägypten konzentrierte, weil er scheinbar im Bann von Kleopatra VII. agierte, gab es heftigen Unmut und Widerstand bei Oktavian, der zwischenzeitlich selbst nach der Alleinherrschaft im römischen Weltreich greifen wollte, weil er durch Antonius einen Verrat an Rom sah. In der Seeschlacht bei Actium 31. v. Chr. wurde Antonius allerdings vernichtend geschlagen. Kleopatras Flotte war taktisch schlecht aufgestellt, sie zog den Rückzug an und war somit in diesem entscheidenden römischen Krieg für die verheerende Niederlage von Antonius mitverantwortlich. Antonius floh nach Ägypten und beging Selbstmord als er erfuhr, dass sich die Truppen von Oktavian Ägypten näherten.
Bild 7: Kleopatra VII. auf einer modernen Briefmarke von der Deutschen Bundespost Berlin aus dem Jahr 1984, mit einem Motiv aus dem Berliner Antikenmuseum. Heute befindet sich der Kopf dieser Kleopatra VII.-Statue im Ägyptischen Museum Berlin. Bild 8: Aktuelle neuzeitliche ägyptische Münze mit der Abbildung von Kleopatra VII., es handelt sich dabei um eine 50 Piastres-Münze, Kupfer/Nickel (2007). Bild 9: Ägyptische Briefmarke aus dem Jahr 1914 aus der Antikenserie mit dem Motiv der Kleopatra VII.
Das tödliche Geheimnis von Kleopatra VII.
Kleopatra VII. war eine der mächtigsten Frauen der ägyptischen Antike und sie war wohl die kultivierteste und intelligenteste Herrscherin der Ptolemäer-Dynastie, die mit strategischen Geschick die Großmacht Ägypten erhalten wollte und mit den machtpolitschen Liebesverhältnissen mit zwei der mächtigsten Männer des damaligen römischen Imperiums die Souveränität Ägyptens erhalten konnte.
In den letzten Tagen ihres Lebens war sie psychisch gebrochen und seelisch verletzt. Doch wie kam Kleopatra VII. in diese prikäre Lage? Ihr römischer General, Günstling und Ehemann Marcus Antonius beherrschte das östliche Reich des römischen Imperiums und garantierte seiner ägyptischen Pharaonin die Unabhängigkeit Ägyptens begleitet mit kleinen römischen Provinzen als Geschenk für Kleopatra VII. Angesichts dieses ständigen Verrats kam in Rom viel Unmut auf, zumal das Ansehen von Kleopatra VII. schon seit der Zeit mit Julus Cäsar als “ägyptische Hure” nicht gerade hilfreich war für das Ansehen eines unabhängigen Ägyptens. Auf Grund dieser politischen Lage besetzte Oktavian, der dass westliche Römische Reich vertrat, mit seinen Truppen Ägypten und marschierte in Alexandria ein. Zuvor besiegte Oktavian in einer Schlacht von Aktium am 2. September 31 v. Chr. seinen Kontrahenten Marcus Antonius und Kleopatra VII. vernichtend und eroberte damit auch die Alleinherrschaft im Römischen Reich. Marcus Antonius war mit seinen politischen Handlungen gescheitert, er konnte das gemeinsame Ziel mit Kleopatra VII. nicht realisieren und ein Leben als Privatmann war unter Octavian unmöglich. Am 1. August 30 v. Chr. nahm er sich das Leben. Zwischenzeitlich marschierte Octavian als alleiniger Imperator Roms in Alexandria ein. Er veranlaßte die Festnahme von Kleopatra VII., die aber als Gefangene sich noch in ihrem Mausoleum frei bewegen konnte und für ihren Mann Antonius durfte sie außerdem noch ein stattliches Begräbnis ausrichten. Nach Plutarch war Kleopatra VII. unter diese Umständen nicht nur politisch schwer angeschlagen, sondern auch seelisch am Ende mit dem verzweifelten Versuch sich mit dem Hungertod das Leben zu nehmen. Scheinbar war es aber nicht ihr Vorhaben, denn sie versuchte noch kurz vor ihrem Tod in einem Gespräch mit Oktavian mit Zugeständnissen und Möglichkeiten eines Überlebens in Ägypten. Oktavian ließ sich auf kein Kompromis ein. Was ihr bei Cäsar und Antonius gelang scheiterte bei Oktavian, denn auf ihr intelligentes strategisch ausgerichtete Gesprächsführung und der Hingabe ihrer persönlichen Erscheinung ging Oktavian nicht ein.
Kleopatra VII. musste jetzt mit dem erniedrigenden Risiko leben von Oktavian nach Rom verschleppt zu werden, um dort als Gefangene in einem Triumpfzug durch die Stadt geführt zu werden. Unter diesen Umständen soll sich Kleopatra am 10. August 30 v. Chr. selbst getötet haben (12. August 30 v. Chr. nach dem heutigen Kalender). Nicht selten gehen die heutigen Geschichtsbücher noch immer davon aus, Kleopatra tötete sich mit der Biss einer Kobra, die ihr ein Diener in einem mit Feigen gefüllten Korb in ihren Palast brachte. In der ägyptischen Mythologie hatte die Kobra eine hohe Bedeutung und als Göttin Uto auch Wadjet genannt war sie eine Beschützerin der Pharaonen. Da aber für diese Art der Selbsttötung die notwendigen Indizien fehlen ist diese Selbstmordvariante unter Ägyptologen und Historikern in der modernen Forschung jedoch stark umstritten. Als eine weitere Variante ihrer Selbstmordes gilt auch die Tötung mit pflanzlichen Giften. Ein völlig anderer Verdacht der modernen Wissenschaft schließt sogar eine beauftragte Ermordung durch Oktavian nicht aus. Er wollte die ägyptische Lücke im Römischen Reich schnell schließen und die Unterwerfung Ägyptens schnell herbeiführen, denn auch Kleopatras Sohn Caesarion (Ptolemaios XV.) als ihr rechtmäßiger Nachfolger wurde wenige Tage nach dem Tod seiner Mutter im Auftrag von Oktavian am 23. August 30 v. Chr. ermordet. Der Tod von Kleopatra der VII. und ihrem Sohn Ptolemaios XV. bedeutete gleichzeitig auch das Ende einer 3000-jährigen ägyptischen Geschichte des glorreichen Pharaoreiches am Nil.
Das Grab von Kleopatra VII. ist bis zum heutigen Zeitpunkt (März 2022) noch nicht gefunden worden. Neuere Forschungen gehen von der Vermutung aus, dass man im Isis-Tempel von Taposiris Magna den Sarg der Kleopatra VII. finden könnte. Nach optimistischen Angaben des Chefs der ägyptischen Altertümerverwaltung, Zahi Hawass: „Wir hoffen, die Grabstätte zu finden, und zwar unversehrt“, in dem Tempel von Taposiris Magna, der 50 Kilometer westlich von Alexandria auf einem Hügel liegt. „Dies könnte die größte Entdeckung des 21. Jahrhunderts werden.“
Regierungs– und Familiendaten von Kleopatra VII.
Regierungszeit : 51 – 10./12. August 30 v. Chr.
Geboren: 01.01. 69 v. Chr.
Gestorben: 10. 08. 30 v. Chr.(12.08. 30 v. Ch.), vermutlich durch Suizid.
Eigenname: Kleopatra netjeret mer(et) ites – Kleopatra, die Göttliche, Vaterliebende
Horusname : Wer(et)-neb(et)-neferu-achet-seh – Die Große, Herrin der Vollkommenheit, nützlich (in) der Gotteshalle
Mutter : Kleopatra VI., gilt aber nicht als gesichert.
Vater : Pharao Ptolemaios XII. Neos Dionysos,
Brüder: Ptolemaios XIV., Ptolemaios XIII.,
Schwestern: Arsinoë IV., Kleopatra VI., Berenike IV.
Verheiratet: Ptolemaios XIII. ( bis 47 v. Chr.), Ptolemaios XIV. (46 v. Chr.), Marcus Antonius (32 – 30 v. Chr.),
Töchter: Kleopatra Selene,
Söhne: Ptolemaios XV., Alexander Helios, Ptolemaios Philadelphos,
Vorgänger: Ptolemaios XII.
Thronnachfolger : Nur für wenige Tage ihr Sohn Ptolemaios XV., Ägypten verlor seine Unabhängigkeit und wird Provinz Roms
Fotos: (c) Michael Kürschner (7), Christel Selke (3)