Anchnesneferibre

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Anchnesneferibre
Gottesgemahlin des Amun

Zur Person von Anchnesneferibre

Die Prinzessin Anchnesneferibre stammt aus der 26. Dynastie und war die Tochter von Pharao Psammetich II. und dessen Gemahlin Tachuit. Die 26. Dynastie (664-525 v. Chr.) bezeichnet man auch als die Saitenzeit, weil die Pharaonen dieser Zeit in der Stadt Sais im westlichen Nildelta residierten und sich dort auch bestatten ließen. Bei der Prinzessin Anchnesneferibre war es etwas anders gelegen. Durch den Fund einer Stele im Tempelkomplex von Karnak fand man eine Stele, mit der belegt ist, dass die noch junge Anchnesneferibre von Sais nach Theben geschickt wurde und dort von der amtierenden Gottesgemahlin des Amun Nitokris I.(auch ägyptisch Nebetneferumut I.)  einer Tochter von Psammetich I. adoptiert wurde um auch für ihre zukünftigen Aufgaben ausgebildet zu werden. Vermutlich 8 Jahre später (etwa um 585 v. Chr.)  im 4. Regierungsjahr ihres Bruder Apries dem 4. Pharao der Saiten-Dynastie verstarb ihre Adoptivmutter Nitokris I. und Anchnesneferibre übernahm jetzt das Amt der Gottesgemahlin des Amun. In der Zeit von 595 und vermutlich bis 560 v. Chr. trug sie außerdem den Titel  Hohepriesterin des Amun in Theben. Dieses Amt gehörte zu den bedeutenden und wichtigsten religösen Tätigkeiten im Alten Ägypten. Neben ihrem Geburtsnamen Anchnesneferibre trug sie als Gottesgemahlin des Amun auch noch den Herrschernamen Heka(t)-neferu-Mut-meri(t-Mut) – Herrscherin der Vollkommenheiten / Schönheiten der Mut, geliebt von Mut.
Anchnesneferibre gehörte jetzt zu den bedeutenden Persönlichkeiten ihrer Zeit in Theben. und als Gottesgemahlin des Amun besaß sie außerdem eine wichtige politische Einflußnahme. Mit der Machtfülle ihres Amtes regierte sie etwa 60 Jahre in einer erstaunlich langen Amtszeit und überlebte so zahlreiche pharaonische Regierungszeiten und ihre Regentschaft endete mit dem Beginn der Perserherrschaft.(um etwa 525 v.Chr.) unter Kambyses II.. Mit der Besatzungsmacht der Perser wurde das Amt der Gottesgemahlin des Amun aufgehoben. Ihre vorgesehene Nachfolgerin Nitokris II. konnte wahrscheinlich durch die neuen Verfügungen der persischen Besatzungsmacht ihr Amt nicht mehr antreten.
Ihre Grabkapelle befindet sich im Tempelkomplex von Medinet Habu in Theben-West. Am besten bekannt wurde sie jedoch durch Statuen und verschiedenen Reliefs im Karnak-Tempel., wobei die berühmte Statue von ihr heute im Nubischen Museum zu sehen ist (Bild 1 und 2).

Bild 1 und 2: Klassische Statue von Anchnesneferibre der Gottesgemahlin des Amun, sie stammt aus dem Karnak-Tempel und ist heute im oberägyptischen Assuan im Nubischen Museum zu besichtigen.

Von der 18. bis zur 26. Dynastie war das Amt einer Gottesgermahlin des Amun ein hoher und bedeutender Titel in der altägyptischen Geschichte. Es war ein Priesterinnenamt im Amunkult und ausschließlich nur für weibliche Angehörige des Königshauses bestimmt, weshalb das Amt meist von Königinnen oder von den ältesten Töchtern eines regierenden Pharaos besetzt wurde. Ihre Tätigkeit beschrängte sich nicht allein auf die religösen Aufgaben in einem Tempel. Der Titel war auch verbunden mit einem eigenen Palast, eigenen Dömänen und einer sehr hohen Anzahl an Angestellten und höheren Beamten. Im Wandel der Zeit veränderte sich auch das Amt einer Gottesgemahlin des Amun. Während in früheren Dynastien meist Königinnen dieses Amt ausübten und als verheiratete Frauen neben dem Kultamt auch weltlichen Einfluß in der Regentschaft eines Pharaos einnahmen veränderten sich die Aufgaben und die Verantwortung einer Gottesgemahlin des Amun in den späten Dynastien erheblich. Jetzt waren die Amtsinhaberinnen meist die ältesten Töchter der regierenden Pharaonen und lebten praktisch im Zölibat und neben den Aufgaben im Amunkult waren sie auch politisch ausgestattet mit einer weltlichen Machtfunktion. Seit der Gründung thebanischen Gottesstaates während der 21. Dynastie gewann der Titel einer Gottesgemaglin des Amun immer stärker an Bedeutung und die weitergabe des Titels erfolgte jetzt meist durch Adoption, wie es auch bei der Prinzessin Anchnesneferibre der Fall war. Die politische Macht ging jetzt soweit, dass die Gottesgenahlinnen faktisch auch die absolute Macht von Oberägypten besaßen. Sie waren sogar berechtigt mit dem Pharao neue Tempel einzuweihen und festigten die Macht der Pharaonen, die meist in Unterägypten residierten, auch über Oberägypten und stärkten so politisch die Einheit des ägyptischen Reiches.

Fotos: (c) Michael Kürschner (2), Christel Selke (1)