Pontederia crassipes

Systematik

Dickstielige Wasserhyazinthe
Pontederia crassipes

Ordnung: Commelinales
Familie : Pontederiaceae – Wasserhyazinthengewächse
Gattung : Pontederia – Hechtkräuter
Art: Pontederia crassipes

Synonym: Eichhornia crassipes

Trivialname

deutsch: Dickstielige Wasserhyazinthe, englisch: Common water hyacinth,
französisch: Jacinthe d’eau, Camalote,  swahili: Gugu maji,
malagasy:
Tsikafonkafombazaha, ägyptisch (arabisch):
مصرى

Vorkommen

Pontederia crassipes als Dickstielige Wasserhyazinthe hat ihre natürliche Heimat ursprünglich im tropischen Südamerika, ist aber zwischenzeitlich durch ehemals koloniale Machthaber wegen ihrer schönen Blüte weltweit verbreitet worden und heute in vielen Länder und besonders auch in Afrika eine echte Plage für die Ökologie vieler Gewässer. In Europa gilt sie aber nur als reine Zierpflanze für die tropische Aquaristik und im Sommer auch für Gartenteiche; sie ist aber sehr kälteempfindlich und kann einen Winter in der freien Natur nicht übetrleben.

Fundort

An unterschiedlichen Gewässern in Ägypten, Gambia und Kenia (1995 bis 2018).

Bild 1 und 2: Die Dickstielige Wasserhyazinthe – Pontederia crassipes ist eine hochgradige invasive Pflanze die im tropischen Gürtel der Erde einen unvorstellbaren Siegeszug erlangte und somit auch in Afrika sich in vielen Gewässern ausbreiten konnte. Die beiden Fotos der Dickstieligen Wasserhyazinthe stammen aus Kairo (Ägypten) an einer ruhigen Uferzone im Nil.

Beschreibung

Die Dickstielige Wasserhyazinthe – Pontederia crassipes ist vielen noch bekannt in der Gattung Eichhornia, doch nach neuere botanischen Erkenntnissen kam seit 2018 die Dickstielige Wasserhyazinthe in die Gattung Pontederia (Hechtkräuter). Die Dickstielige Wasserhyazinthe ist eine schnellwachsende, mehrjährige krautige Schwimmpflanze die mit ihren langen und dichten Wurzeln keinen Bodenkontakt benötigt. Sie gehört zu den einkeimblättrigen Pflanzen, was man gut an den parallelnervigen Blättern erkennen kann. Ihren Namen verdankt sie den blasenförmig aufgetriebenen Blattstielen mit ihren dickfleischigen Blättern, die es der Pflanze ermöglichen frei an der Wasseroberfläche zu schwimmen. Wegen ihrer aufrechtwachsenden sehr schönen blauen bis schwach violetten Blütenpracht erinnert sie stark an eine Hyazinthenblüte und wurde wahrscheinlich deshalb bereits im 19. Jahrhundert als Zierpflanze weltweit in den Tropen verbreitet.
Pontederia crassipes hat eine vegetative Vermehrung, wobei die Ableger sich an den Blattrosetten bilden und unter günstigen Bedingungen auch eine sehr schnelle Vermehrungsrate entwickeln können, weshalb die Dickstielige Wasserhyazinthe heutzutage in den Regionen, in denen sie eingesachleppt wurde auch als eine stark invasive Pflanze eingestuft wurde.

Nutzung

Unabhängig von ihrer invasiven Art mit ihren ökologischen und ökonomischen Schäden, die von der Dickstieligen Wasserhyazinthe (Pontederia crassipes) ausgehen können, kann diese schwimmende Wasserpflanze stark kontrolliert in künstlichen Anlagen auch kultiviert und genutzt werden. Aus dieser Wasserhyazinthe kann für die Naturheilkunde zum Beispiel ein wirksames homöopathisches Arznreimittel für therapeutische Behandlungen der Pankreatitis gewonnen werden. Außerdem können die Blätter ein wertvolles Ausgangsmaterial für die Herstellung von sehr stabilen Flechtwaren sein. Pontederia crassipes hat außerdem noch eine biochemische Eigenschaft, denn aus Industriegewässern kann sie toxische Stoffe in hoher Konzentration biologisch filtern. Die langen und dichten Wurzeln können Schwermetalle wie zum Beispiel Cadmium, Chrom, Kobalt, Nickel, Blei und Quecksilber aus den Gewässern reinigen. Die ökologische und wirtschaftliche Nutzung hat haber nur einen sinnvollen Erfolg, wenn Pontederia crassipes in künstlichen Anlagen oder im Freiland in gesicherten Feldern kultiviert wird, damit für die Natur keine invasive Gefahr von der Wasserhyazinthe ausgehen kann.

Bild 3: Stabiler Untersätzer aus geflochtener Wasserhyazinthe für Töpfe und Geschirr. Wenn in Afrika die Dickstielige Wasserhyzinthe schon ein ökologische Problem darstellt, könnte man vielleicht verstärkt, dass in Massen gewonnene Pflanzenmaterial industriell und handwerklich nutzen für die Herstellung von Kunstobjekten und Haushaltsgegenständen und wohlgemeint auch für den Export. 

Ökologie

In ihrer natürlichen Heimat in Südamerika ist Pontederia crassipes natürlichen Fressfeinden ausgesetzt, weshalb sie auch nur mit einer hohen Vermehrungsrate überleben kann. In Florida, Süd- und Südostasien, Indien, Australien und Afrika wurde sie von Menschhand eingeschleppt und entwickelte sich sehr schnell zu einer stark invasiven Wasserpflanze mit zum Teil schweren ökologischen Folgen. Unter günstigen tropischen Klimabedingungen kann sich die Dickstielige Wasserhyazinthe – Pontederia crassipes in ihrer Vermehrungsrate in nur 14 Tagen zahlenmäßig mehr als verdoppeln. Kleine Seen könnten somit in kürzester Zeit von dieser Schwimmpfanze völlig abgedeckt werden und endemische Pflanzen würden bei dieser Verdunkelung ohne Sonnenlichteinwirkung absterben mit schweren ökologischen Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt. Da Pontederia crassipes in den eingeführten Ländern kaum Fressfeinde hat, müssen Menschen, wie z.B. in Afrika für einen Gewässerschutz massiv eingreifen. Am Viktoria See in Kenia besteht die Gefahr, dass sehr viele Menschen sogar ihre wirtschaftliche Lebensgrundlage verlieren und Fischer in den nahen Uferbereichen zentnerweise die Wasserhyazinthe  regelmäßig einsammeln, damit der See nicht zuwächst, denn die Binnenschiffer und die Fischer selbst sind durch diese Schwimmpflanze mit dem rasanten Wachstum massiv in ihrer Existenz behindert. In anderen Ländern die an den Viktiria See grenzen werden auch Herbizide eingesetzt mit unbekannten Ausgang, man drängt zwar die Wasserhyazinthe zurück, doch der Einsatz von Herbiziden ist für die betroffenen Gewässer mit den ökologischen Nebenwirkungen noch nicht erforscht. Im Sudan und in westafrikanischen Staaten ist man zwischenzeitlich dazu übergegangen mit zwei Rüsselkäferarten  (Neochetina eichhorniae, Neochetina bruchi) ziemlich erfolgreich den Kampf gegen die Wasserhyazinthe aufzunehmen. Da für diese beiden Insektenarten die Dickstielige Wasserhyzinthe eine Lieblingsspeise darstellt, klingt dieses Experiment ziemlich vielversprechend.

 

Fotos: (c) Christel Selke (3)