Besuch bei den Massai

Kenia

Land und Leute in Kenia

Besuch bei den Massai
Das bekannteste Volk im Süden Kenias

Junge Krieger vom Volk der Massai in Kenia

Das stolze Hirtenvolk der Massai

Das Volk der Massai gehört zu den bekanntesten Völkern Ostafrikas. Ihr heutiger Lebensraum liegt überwiegend in Südkenia am Rande der Masai Mara, Amboseli und dem Tsavo Nationalpark, aber auch in Nordtansania im Großraum der Serengeti. Die Anzahl der Bevölkerung wird auf etwa eine Million geschätzt. Sie sind ein halbnomadisches Hirtenvolk mit einer ausgeprägten traditionellen Lebensweise. Die Regierungen in Kenia und Tansania sind stets bemüht die Massai sesshaft zu machen, doch es gelingt nur sehr schwer sie in die nationale Gesellschaft der Länder zu integrieren. Die ursprüngliche Herkunft der Massai ist ethnologisch bis heute noch nicht genau geklärt. Es ist nur bekannt, dass sie etwa im 14. und 15. Jahrhundert aus den Norden (zentraler Sudan) südwärts wanderten. Zwischen dem 17. und 18, Jahrhundert erreichten sie die heutigen Gebiete im oastfarikanischen Kenia und Tansania. Auch die Ursachen der Völkerwanderung ist selbst nach Überlieferungen nicht eindeutig geklärt. Man vermutet aber, dass die ständige Suche nach besseren Weidegründen für die Rinder einer der Gründe gewesen sein mag, denn die traditionelle Kultur der Massai ist sehr eng mit ihrem Vieh verknüpft. Ein angesehener Massai besitzt nicht weniger als 50 Rinder.
Der Name Massai kann verschiedene Schreibweisen haben, so sind auch die Stammesnamen Maasai, Maassai und Masai richtig. In der Swahili-Sprache heißen die Massai Wamasai (Plural).
Neben den Landessprachen Swahili und Englisch in Kenia und Tansania haben die Massai auch ihre eigene Volkssprach, die sie Maa nennen.

Die Schattenseite alter Traditionen

Die Länder Kenia und Tansania werben nicht nur mit ihrer atemberaubenden Schönheit der Natur, sondern auch mit dem bunten taditionellen Volk der Massai. Mit der  farbenprächtigen Postkartenidylle wirbt man um Touristen und die Massai profitieren von der Beliebtheit. Es gibt aber auch  Schattenseiten im kulturellen Leben der Massai und der Gesetzgeber hat kaum eine Chance hier wirksam einzugreifen.
Die Massai haben eine polygame Lebensweise und eine Frau hat kaum eine Mitsprache bei der Verheiratung. Sie wird förmlich gegen Rinder getauscht. Während Männer ihr Leben selbst bestimmen, sind die Aufgaben der Frau nach strengen Regeln geordnet. Sie muß Kinder bekommen und aufziehen, muß die Hütten bauen und das Vieh versorgen. Aber das eigentliche Dilemmer der Frauen liegt in der tolerierten grausamen Genitalverstümmelung, bei der die Klitoris und die Schamlippen entfernt werden. Wenn ein Mädchen mit 15 Jahren dieses Ritual über sich ergehen lassen muß, wird sie zur Frau erklärt und muß verheiratet werden. Diese weibliche Beschneidung wird von älteren Frauen mit primitiven Werkzeug durchgeführt und stellt nicht selten  durch Infektionen auch eine gesundheitliche Gefahr dar. Ein eigenständiges Sexualleben werden diese Frauen nie erleben können. Um als Frau diesen Zwangsritualen zu entkommen bleibt einem modernen Massai-Mädchen nur die Flucht aus der Gesellschaft. Frauen mit Kindern leben in ihren eigenen Hütten und nur der Mann bestimmt bei welcher Frau er seine Nacht verbringt. Unter Freunden kann  ein Massai auch erwarten, dass man mit einer Frau  des guten  Bekannten eine Nacht verbringen möchte und derartige Wünsche werden selten abgelehnt.
Die Rolle der Frau bei  den Massai ist für uns  nur schwer zu begreifen. Man sollte es nicht aus den Augen verlieren, wenn man die Postkartenidylle der Massai als Tourist vorgeführt bekommt.

Massai Dorf bei Amboseli 1996

Wenige Kilometer südlich von Amboseli kamen wir an einem Massai Dorf vorbei und wir wollten unbedingt so ein Dorf erleben abseits vom sog. Tourismusrummel. Wir waren neugierig und irgendwie auch fasziniert von dieser Möglichkeit, denn es sollte 1996 unsere erste Begegnung werden. Also gingen wir mit unserem kenianischen Freund und Begleiter Alan ins Dorf, dass wie ein Kral (afrikanisches Runddorf) angelegt war. Wir trafen allerdings nur Frauen, alte Männer und Kinder an, da schon mit Sonnenaufgang die Männer und Jugendlichen zum Vieh auf die riesigen Weideflächen gehen, wo sie bis Sonnenuntergang umherziehen, denn Massai sind ein Volk von Hirten.
Die Begegnung mit den Frauen war anfangs sehr zurückhaltend. Alan gelang es den Kontakt herzustellen und als anfänglicher Vorsicht wurde eine freundliche und herzliche Begegnung. Die kräftige “ Big Mama” hatte im Dorf wohl das Sagen und so zeigte sie mir ihre Hütte und erklärte die Wohnverhältnisse und den Alltag.
Weil  aber alles auch immer seinen Preis hatte, kaufte ich bei ihr auch den selbstgefertigten Schmuck und ein traditionelles Massai Buschmesser mit geschnitzter Scheide.

Bild 1: Eingang zum kreisrunden Kral der mit Strauchwerk gegen Wildtiere umzäunt ist. Bild 2: Wenn die Männer und Jugendlichen tagsüber auf den Weideflächen beim Vieh sind bleiben meist nur die alten Männer, Frauen und Kinder im Kral zurück, denn die Geschlechterrollen sind gesellschaftlich klar aufgeteilt. Bild 3 – 4: Wir haben es immer vorgezogen mit einem unserer kenianischen Freunde uns im Land umzusehen, denn nur so hat man die Möglichkeit etwas vom Land zu erfahren und mehr Verständnis zu entwickeln. Beeindruckend war für uns das freundliche Wesen der Kenianer. Wir gingen auf sie zu und sie empfingen uns wie Freunde. Hier nehmen wir Abschied von den Frauen im Kral mit denen wir einen regemn Konmtakt hatten. Bild 5 – 6: Die traditionellen Massai Hütten in einem Kral sind wie ein Schneckenhaussystem konstruiert und aus Zweigen, Rinderdung und lehmhaltiger Erde gebaut. In der Mitte einer Hütte ist die Schlafstelle und eine Feuerstelle. Zwei Nischen sind für Kinder und Utensilien gedacht. Der einzige Lichteinfall ist dort wo das Feuer ist. So habe ich es in den Hütten selbst erlebt.

Massai Dorf bei Tsavo Ost 2004

Wer Kenia besucht, sollte auch seine Menschen kennen, wenn man das Land verstehen will. Auf unserer Reise im September 2004 machten wir einen weiteren Besuch in einem Massai-Dorf im Anschluss an unsere Safari im Tsavo Ost Nationalpark. Die Massai sind ein selbstbewußtes Hirtenvolk und wohl neben den Samburus das bekannteste Volk in Kenia, obwohl sie in der Gesamtzahl der Bevölkering, in Kenia eine Minderheit sind.
Wir hatten erneut die Gelegenheit etwas über das Leben der stolzen Massai zu erfahren, wir betraten ihre Hütten und bekamen viele Eindrücke von der Lebensweise einer traditionellen Großfamilie. Mit den Kindern waren die Kontakte leicht. Weibliche Einwohner waren dagegen etwas zurückhaltener im Vergleich zu den Männern. Vielleicht lag es auch daran, dass die Massai ihre eigene Sprache haben und nur unter den Männern Suaheli oder Englisch gebräuchlich war.

Das Spiel mit dem Feuer

In einem lustigen Spiel wollte man uns beweisen, dass wir keine Feuerzeuge brauchen, solange man selbst das Feuer erzeugen kann. Während die Massai in 2-3 Minuten ein echtes Feuer erzeugten, dauerte es bei mir erheblich länger und es gelang auch nur mit Massai Hilfe. Ich lernte so in der alten traditionellen Art ein Feuer zu entfachen. Für ein paar Kenia-Schillinge erwarb ich dann auch noch das einfache Werkzeug zum Feuer entfachen, ein kleines Andecken zur Erinnerung.

Fotos: Michael Kürschner (26)