Koptisches Kloster St. Antonius in Ägypten
Das älteste christliche Kloster der Welt
Unser Besuch des koptischen Klosters St. Antonius
Die Geschichte des Klosters geht zurück auf den heiligen St. Antonius, der zu Lebzeiten als Eremit abgeschieden auf einem Berg in einer felsigen Grotte lebte. Etwa 5 Jahre nach dem Tod ihres heiligen Antonius gründeten seine Anhänger unweit des Aufstiegs zur Grotte in einer kleinen Oase an seiner Grabstätte 361 n. Chr. ein Kloster, sie benannten es nach ihrem Vorbild Antonius, weil er als Vater des christlichen Mönchstums angesehen war.
Das Kloster St. Antonius liegt nicht weit von der Küste des Roten Meeres, etwa 150 km südöstlich von Kairo und etwa 250 km von den bekannten Badeorten am Roten Meer entfernt. Das Kloster St. Antonius ist wohl das älteste christliche Kloster der Welt und auch das bekannteste und größte koptische Kloster Ägyptens.
Das hohe Ansehen des Klosters kann man auch daran ablesen, dass in der Kirchengeschichte zwischen 1466 und 1956 zwölf koptische Päpste aus dem St. Antonius Kloster stammen.
Das große Anwesen des St.Antonius Klosters ist wie eine belebte Oase in einer steinigen Wüste und hat eine Fläche von 60.000 Quadratmeter. Heute ist das gesamte Anwesen zur Sicherheit von einer 10 Meter hohen Mauer umgeben. Viele koptische Klöster des Landes hatten in ihrer Geschichte viel Mühe zu überleben, denn politische und religös motivierte Überfälle durch Beduinen und islamischen Arabern vom 8.-11. Jahrhundert erschwerten das christliche Leben. So erging es auch dem St. Antonius Kloster, eine ständige Gefahr durch Überfälle mit Plünderungen durch muslimische Araber gab es in den letzten fünf Jahrhunderten regelmäßig. Obwohl die Mönche oftmals auch auf der Flucht waren kehrten koptische Christen immer wieder zurück um das Kloster zu renovieren und auszubauen. Es ist also sehr verständlich, dass das Areal durch eine hohe Klostermauer geschützt werden mußte. Bis vor wenigen Jahrzehnten gab es noch nicht einmal ein Tor zur Einkehr ins Kloster. Wenn Einlaß gewährt wurde, dann nur über eine Winde mit einem Brett, mit der man hochgezogen wurde bis zur Mauerhöhe. Der Turm mit der Winde funktioniert noch heute und kann auch besichtigt werden.
Impressionen aus dem Kloster St. Antonius
Das St. Antonius Kloster ist wie eine autarke Dorfgemeinschaft von etwa 350 Menschen, darunter sind etwa 200 Bewohner, die für das Kloster ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen und dafür Unterkunft und Essen erhalten. Die wichtigsten Einwohner sind natürlich die Mönche, von denen etwa 120 – 150 heute noch im Kloster leben. Unter den Mönchen befinden sich auch 14 Ärzte aus verschiedenen Fachbereichen. Sie sichern die ärztliche Versorgung der Mönche, aber auch jeder Bedürftige der dringend eine ärztliche Behandlung benötigt erhält sie kostenlos.
Im dörflichen Areal des Klosters gibt es neben den Nutzgärten u.a. verschiedene Wohnhäuser, klösterliche Gemeinschaftsräume, eine wertvolle Bibliothek, eine Mühle und Bäckerei. Ein zentraler Punkt des Klosters sind allerdings die fünf Kirchen, von denen die Antoniuskirche als sakrales Herzstück des Klosters zu den ältesten Kirchen zählt und schon im 6. Jahrhundert erwähnt wird. Der letzte Neubau ist die Kreuzkirche, sie wurde in den Fels geschlagen und liegt zwischen dem Kloster und dem Aufstiegsweg mit den Stufen zur heiligen Antoniusgrotte.
Die Stärke des Klosters St. Antonius liegt nicht nur in der Kraft des christlichen Glaubens, sondern auch an eine heilige Wasserquelle die unermüdlich täglich bis zu 100 Kubikmeter gutes Trinkwasser liefert. Man hatte uns angeboten von diesem Wasser zu trinken, denn nach einer Legende soll es für “das ewige Leben sorgen”.
Allein durch diese Quelle ist das St. Antonius Kloster eine lebenserhaltende und blühende Oase inmitten einer steinigen Wüste, wo es kaum Niederschläge gibt und im Sommer unter der großen Hitze alles vertrocknen würde. Durch diese Klosterquelle können die Mönche ein autarkes Leben führen und alles landwirtschaftlich anbauen, was sie zum Leben benötigen. Es gibt Obst-, Gemüse- und Weingärten, einen Oliven- und Dattelpalmhain und für das Auge auch einen Rosengarten.
Fotos: (c) Michael Kürschner (9), Christel Selke (6)