Land und Leute Ägypten
Assuan-Staudamm
Gigantischer Bau und Prestige-Objekt der ägyptischen Nation
Der Assuan-Staudamm hat riesige Vorteile
aber auch ökologische Nebenwirkungen
Lage
Der Assuan-Staudamm steht im südlichen Oberägypten und 13 Kilometer südlich von der Stadt Assuan. Mit diesem Staudamm wird der Nil zu einem gigantischen Nassersee aufgestaut, er reicht bis in den Sudan, wo er allerdings den Namen Nubia-See trägt.
Zur Geschichte vom Assuan-Staudamm
Am 9. Januar 1960 gab Gamal Abdel Nasser die erste Bauphase frei. Doch bevor es dazu kam, gab es ein jahrelanges globales Politikum. Der Westen unter Führung der USA strich jede zugesagte technische und finazielle Hilfe, es folgten Großbritannien und Frankreich.. Was war durch Ägypten geschehen? Die ägyptische Regierung unter Nasser erkannte die Volksrepublik China als Staat an, er verstaatlichte für das Bauprojekt den Suezkanal, gründete mit dem Jugoslawen Tito die Konferenz der Blockfreien Staaten, kaufte Waffen in der UDSSR Waffen. Der Westen verlor in Ägypten stark an Einfluß und Großbritannien das Spiel als Kolonialmacht. Nasser ging für Ägypten einen selbständigen Weg. Deshalb bestrafte die USA mit Ablehnung die ägyptischen Vorhaben für den Assuan-Staudamm. Mit der Sowjetunion fand Nasser einen neuen Verbündeten und die Sowjets bekamen mehr Einfluß im nordöstlichen Afrika.
Für die UDSSR entwickelte sich der Staudammbau auch zu einem Prestigeobjekt. Die Sowjets sicherten den Großteil der Finanzierung, entsendeten 2000 Ingenieure und viele der benötigten Baugeräte und Baumaschinen.
Insgesamt waren an dem Bau bis zu 30.000 Menschen beschäftigt und zur traurigen Bilanz zählen die 451 Menschen die am Bau des Assuan-Hochdammes ihr Leben verloren haben. Der monumentale Baus des Assuan-Hochdammes wurde zwar noch unter Staatspräsident Gamal Abdel Nasser fertiggestellt, doch erst unter seinem Nachfolger Anwar as-Sadat wurde das für die ägyptische Nation so bedeutende Bauwerk am 21. Januar 1971 feierlich eröffnet.
Daten und Fakten zum Assuan-Staudamm
- Baubeginn: 09.01. 1960
- Fertigstellung: 21.07.1970
- Baukosten: 2,2 Milliarden
- Staudammlänge: 3830 Meter
- Basisbreite: 980 Meter
- Kronenbreite: 40 Meter
- Staudammhöhe: 111 Meter
- Anzahl der Turbinen: 12
- Gesamtleistung: 2,1 Gigawatt
- Stromerzeugung bei Inbetriebnahme: Fast 75 % für ganz Ägypten
- Stromerzeugung 2018: Nur noch knapp 10 % für Ägypten
- Stauseekapazität: 135 – 168 Kubikkilometer Wasser
- Stauseelänge: Etwa 500 Kilometer
- Stauseefläche: Variiert je nach Nilwasserzufluß von 5200 – 6000 Quadratkilometer
Bild 1 und 2: Blick auf den Nil von der nördlichen Seite des Kronendammes und auf Bild 2 sieht man noch das Elektrizitätswerk auf der Nordseite. Bild 3: Das Kraftwerk auf der nördlichen Seite vom Assuan-Staudamm. Bild 4: Der begehbare Weg auf der Krone des Staudamms. Für diesen Weg benötigt man ein kostenpflichtiges Ticket. Es lohnt sich aber, denn man hat einen Blick auf den Nil auf der Nordseite und eine fantastische Weitsicht auf den Stausee (Nassersee) auf der Südseite. Bild 5: Blick auf den Stausee auf der Südseite vom Kronendamm. Bild 6: In unmittelbarer Entfernung zum Assuan-Staudamm steht ein Denkmal in Form einer Lotusblüte für die ägyptisch-sowjetischen Freundschaft am westlichen Ende des Dammes. Es wurde als Dankbarkeit für die sowjetische Hilfe am Bau des Assuan-Staudammes errichtet.
Die geplanten Vorteile vom Assuan-Staudamm
Schon zur Zeit des Pharaonenreiches war Ägypten durch den Nil ein fruchtbares Wüstenland mit einem hohen landwirtschaftlichen Ertrag, dass seine Bevölkerung ernährte und auch Wohlstand über das Land brachte. Das Hochwasser des Nils war aber saisonbedingt und es gab aber auch Jahre der Dürre, wo der Nil weniger Wasser aus Äthiopien brachte. Es fehlte dann der Nilschlamm als Baustoff und die Bewässerungssysteme brachten nicht genug Wasser für die landwirtschaftliche Nutzung. Diese natürliche Eigenschaften des Nils reichten bis in die heutige Zeit. Um das zu ändern und eine jährlich gleichbleibende Wasserversorgung durch den Nil zu gewährweisten und die Bewässerungssysteme ganzjährig von Januar bis Dezember mit Nilwasser zu versorgen, brachte die Idee zu einem großen Nilstaudamm nördlich des 1. Kataraktes. Die Landwirtschaft sollte mit dem Staudamm erweitert werden und eine dauerhafte und gleichbleibende Bewässerung erhalten für noch mehr Ernten zur Versorgung des eigenen Landes und für den Export. Weitere Gründe für den Bau eines supergroßen Staudammes waren eine beabsichtigte Sicherung der Trinkwasser- und Stromversorgung. Im weiteren Sinn erhoffte man sich einen wirtschaftlichen Aufschwung durch verbesserte Möglichkeiten einer Industrialisierung in Ägypten.
Die kulturellen und ökologischen Folgen durch den Assuan-Staudamm
So ein gigantischen Bauwerk von großer Tragweite für das ganze Land hat natürlich auch Nebenwirkungen die von Kritikern schon zur Bauzeit befürchtet wurden. Noch vor dem Bau des Assuan-Staudammes mußten über 100.000 ethnische Bewohner Nubiens umgesiedelt werden. Viele Menschen verloren den Boden ihrer Heimat und ein Großteil von ihnen wurde im Raum von Kom Ombo wieder angesiedelt. Viele sehr alte Kulturstätten Nubiens konnten allerdings nicht gerettet werden und versanken für immer in den Fluten des aufgestauten Nassersees. Es gab nur sehr wenige bedeutende Rettungsaktionen mit internationaler Beteiligung. Beispielhaft sei hier der Tempel von Ramses II, und seiner Gattin Nefertar in Abu Simbel und die Tempelanlage von Philae genannt. Beide Kultustätten in Nubien wurden in einer einmaligen Aktion vor der Fertigstellung des Staudamms abgetragen und auf sicherem Gelände wieder aufgestellt und somit für die Menschheit vor der Zerstörung gerettet. Die so geretteten Kulturstätten sind heute ein weltweiter Touristenmagnet.
Für die Natur sieht es etwas anders aus, hier sind die Folgen langfristig zu sehen, denn ohne Zweifel war der Bau des Assuan-Staudammes ein elementarer Eingriff in die natürlichen Abläufe des Nils. Das wirtschaftlich erfolgreiche Prestigeobjekt Assuan-Staudamm macht langsam auch seine ökologischen Folgen sichtbar. Das Hauptproblem liegt in der sehr intensiven Bewässerung und der schlechten Dränage, es beginnt die Bodenversalzung, die nur abgemildert werden kann mit einer starken künstlichen Düngung. Früher brachte der jährliche kalihaltige Nilschlamm eine natürliche Düngung und man kam ohne Kunstdüngung aus. Doch der Nil bringt weiter den segenreichen Schlamm auf seinem langen Weg nach Ägypten., doch jetzt bleibt er an der Südkante des Assuan-Staudammes im Nassersee hängen und viele Millionen Tonnen davon tragen langfristig zur Verlandung des Stausees bei. Zusätzlich bietet die riesige Fläche des Nassersees in der wüstenhaften Hitze einen hohen Grad der Verdunstung. In Unterägypten im Nildelta, wo die Bevölkerung am dichtesten lebt, werden die Flußränder im Delta immer stärker vom sich ausbreitenden Wüstensand bedroht, denn es fehlen die jährlichen Überflutungen und der Schlamm vom Nil. Früher brachte der Nil Geröll und Sand mit den Deltaflußmündungen ins Mittelmeer, heute nagt das Mittelmeer an der Küste und verschlingt Meter für Meter wertvolles Land. Aber auch der Nil selbst leidet langfristig, er kann keine ausreichenden Nährstoffe mehr ab Assuan nach Norden transportieren und die Folgen erleben die Fischer, weil der Fischbestand im Nil tendenziös sinkt. Auch eine Erkrankung ist im Vormarsch, die es in diesem Ausmaß früher nicht gab. Das gesundheitliche Problem geht jetzt von einem Wurm aus, der die gefährliche Erkrankung Schistosomiasis (Bilharziose) auslöst. Der Wurm lebt in einer Schnecke als Zwischenwirt und kann jetzt in der Dauerbewässerung ganzjährig überleben. In den Trockenperioden vor dem Staudammbau verstarb die Schnecke und mit ihr der Wurm. Neben dem Wurm profitieren auch Mäuse und Ratten vom Staudamm, weil auch sie keine Trockenperioden erleiden müssen, leben sie jetzt praktisch im Wohlstand und können sich wesentlich leichter vermehren und ausbreiten.
Diese ökologischen Beispiele, die durch den Staudammbau ausgelöst wurden, könnte man beliebg fortsetzen. Der Assuan-Staudamm war in der Planung und Durchführung ein wirtschaftlicher Prestigebau der fünfziger und sechziger Jahre in denen man ökologische Kritiker noch nicht ernst nahm.
Fotos: (c) Michael Kürschner (4), Christel Selke (4)