Leben am Nil

Land und Leute Ägypten

Der Nil – Die Lebensader Ägyptens

Ägypten ein Geschenk des Nils

Schon der antike griechische Geschichtsschreiber und Völkerkundler Herodot schrieb 430 v. Ch. nach einer Ägyptenreise “Ägypten ist ein Geschenk des Nils”. Der Nil der seinen Ursprung in Ostafrika hat führt auf seinem langen Weg nach Norden mit viel Wasser und endet in einem riesigen Delta, um letztendlich ins Mittelmeer zu münden. Auf seinem Weg durch Ägypten durchschneidet er das Wüstenland mit einem lebensfreundlichen und fruchtbaren Band. Östlich vom Nil erstreckt sich bis zum Roten Meer die Arabische Wüste  und im Westen die Libysche Wüste. Für die Menschen in Ägypten wurde der Nil somit zur Lebensader der menschlichen Zivilisation.

Bild 1-2 : Der Nil – Ein Wunder der Natur und ein Segen für die Menschheit.  Bild 3: Ein klassisches Nilbild mit Feluke einem traditionellen Segelboot und den grünen Ufern von Theben West. Bild 4: Ein romantischer Sonnenuntergang über Theben West.

Während die Wüsten der Sahara kaum bewohnbar sind, haben  sich Menschen wahrscheinlich schon vor etwa 500.000 Jahren im Niltal aufgehalten. Mit der zunehmenden Klimaveränderung und der sich ausbreitenden Wüstenbildung siedelten immer mehr Menschen in den Niltälern. Aber erst 5000 Jahre v.Ch. begann langsam die zivilisatorische Entwicklung am Nil mit Ackerbau und Viezucht. Bis 3150 v.Ch. gestalteten die Menschen schon Verwaltungen und das Land wurde schon in einem Unterägypten (Nordreich) und Oberägypten (Südreich) geteilt. Jetzt kam die Zeit, wo sich immer mehr Menschen an den Nilufern ansiedelten, sie wollten auch profitieren von dem was die Natur des Nils dem Menschen geben konnte. Ab etwa 3000 v.Ch. nahm die kulturelle Enwicklung an den Nilufern volle Fahrt auf und die Ägypter bauten jetzt ihre gesellschaftliche Entwicklung mit Religion, Handwerk Wissenschaft und Landwirtschaft zu einem hochorganisierten Staat aus. Es war die Zeit, wo die Ägypter mit ihrer beginnenden Hochkultur mit Göttern und Pharaonen, Pyramiden und Tempeln in die Weltgeschichte eintraten. Ohne die Lebensader  Nil hätte es wohl kaum diese hochzivilisierte Geschichte Ägyptens gegeben.
Die Ägypter lernten frühzeitig die natürlichen Eigenschaften des Nils für sich nutzbar zu machen und der Nil brachte ihnen zusätzlich in den Monaten von Juni bis Oktober zusätzlich ein bedeutendes Geschenk.von dem die Menschen auch heute noch zum Teil profitieren. In dieser Zeit führt der Nil seinen kostbaren Nilschlamm und in Tälern seiner Überflutungsregionen einen hochwirksamen und wertvollen Dünger, der die Landwirtschaft sehr ertragreich zum Blühen bringt. In der ägyptischen Antike war für diese Nilüberschwemmungen der Gott Hapi verantwortlich, er brachte die Nilflut und wenn die Jahreszeit sich näherte, hoffte man auf eine segenbringende Ankunft des Hapi.

Bildbeschreibung : Bild 5: Trotz seltener Niederschläge zeigt dieses Bild ein sattes Grün der landwirtschaftlich angebauten Pflanzen. Die Bewässerung durch den Nil macht das erst möglich. Schon im Hintergrund sieht man die trockene Steinwüste der Berge, wo auch das Tal der Könige liegt. In der Mitte erkennt man noch den Tempelkomplex vom Medinet Habu mit dem Tempel von Ramsis III. Bild 6 – 9 : Die vielen kleinen Dörfer im Niltal leben überwiegend von der Landwirtschaft  und die Fotos auf dieser Seite belegen es deutlich, dass es keine ungenutzte Flächen gibt. Jeder freie Quadratmeter wird für den Anbau landwirtschaftlicher Produke genutzt. Für jedes Wachstum sorgt nur der Nil, denn Regen fällt in diesen Gegenden nur äußerst selten. Alles wirkt noch erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass man schon in 10 Minuten Autofahrt die ewig trockenen Wüsten erreicht. Bild 10: Kleine Brücke über einem Bewässerungskanal der das Nilwasser führt. Auch über ein Rohrleitungssystem wird Wasser vom Nil zu den Feldern in den Dörfern transportiert. In den Niltälern versorgt der Nil auf zwei bis vier Kilometer vom Ufer entfernt die Landwirtschaft den Menschen und das Vieh mit dem notwendigen Wasser. Das gute und einmalige Bewässerungssystem am Nil brachte Ägypten im Umfeld seiner Wüsten zu einem gesellschaftlichen Wohlstand und in der Antike eine einzigartige Hochkultur. Bild 11: Ein Bauer im Niltal bei der Arbeit auf einem Feld. Bild 12: Recht häufig konnten wir erleben, dass die vielen Kleinbauern in den Dörfern am Nil auch ihre kleine Anzahl an Schafen auf einer Grasfläche ausführten. Bild 13: Typisches Transportmittel auf dem Land im Niltal. So eine Kalesche wird nicht selten von einem  Esel gezogen.

Der Assuan-Staudamm – seine Vorteile
und die Folgen für den Nil

Wenn in der Antike die Nilgottheit Hapi kam war der jährlich wiederkehrende Nilschlamm gemeint, der mit seinen Überschwemmungen die Fruchbarkeit ins Niltal brachte. Doch woher kam dieser nährstoffreiche Schlamm? Um das zu erfahren, muß man den Nil aufwärts bis nach Schwarzafrika reisen um seinen Ursprung zu entdecken. Die Herkunft des wertvollen Nilschlamms stammt aus dem äthiopischen Hochland, wo es in den Monaten Juni bis September immer wieder heftige Monsunregen gibt. Die Bergmassive in Ärthiopien sind vulkanischen Ursprungs und die Regenmassen überspülen diese Böden. Die mineralstoffreichen verwitterten Vulkanablagen gelangen in die Bäche  und Zuflüsse zum Nil und dieser brachte die kostbare Ladung dann jeweils drei bis vier Wochen später je nach Fließgeschwindigkeit bis ins ägyptische Niltal.
Doch die Zeiten einer natürlichen Regulierung des Nils haben sich im modernen Ägypten drastisch verändert. Mit dem Bau des Assuan Staudamms wurde der Nil in Ägypten gezähmt, es enstand das größte Süßwasserreservoir mit der größtmöglichen Trinkwasserversorgung Oberägyptens. Ein Wasserkraftwerk erzeugt außerdem genügend Strom für die Regionen. Der Nil überflutet jetzt durch Regulierung nicht mehr so stark, wodurch noch mehr Ernten im Niltal möglich sind. Eigentlich klingt alles nach einem großartigen Erfolg moderner Technik und einer verbesserten Wirtschaftlichkeit in Ägypten. Doch jede Münze hat zwei Seiten. Die andere Seite verschweigt natürlich die ökologischen Folgen für die Region und das ganze Land. Während der Nilschlamm jetzt nicht mehr ins Niltal vordringt, verbleibt er im Nassersee und die eigentlich wertvolle Schlammmasse trägt heute zur Versandung des Nassersees bei. Da vor dem Staudammbau das Niltal durch Überflutungen natürlich gedüngt wurde, müssen die Bauern im Niltal heute Kunstdünger verwenden.

 

Fotos: (c) Michael Kürschner (11), Christel Selke (2) 2016