Nacktmull

Systematik

Heterocephalus glaber
Nacktmull

Ordnung: Nagetiere – Rodentia
Familie : Sandgräber – Bathyergidae
Gattung : Heterocephalus
Art: Heterocephalus glaber

Trivialnamen

deutsch: Nacktmull, englisch: Naked mole-rat, 
französisch: Rat-taupe nu, Rat-taupe glabre,
swahili: —-,  afrikaans: —-,

Vorkommen

Nacktmullen kommen ausschließlich nur in Ostafrika vor  in den Trockensavannen und Halbwüsten von Äthiopien, Kenia und Somalia. In Kenia sind sie überwiegend in den Nationalparks Samburu und Tsavo Ost beheimatet und in ihrer Lebensweise führen sie eine reine unterirdische Lebensform.

Fundort

Einen Nacktmull wird auf Safari wohl kaum jemand zu Gesicht bekommen. Auch wenn man vielleicht ganz nah in seiner Heimat unterwegs ist, bleibt eine Begegnung sehr unwahrscheinlich, denn seine unterirdische Lebensweise macht es völlig unmöglich. Selbst ein erfahrener Safari-Guide hat auf einer normalen Safari-Route seine Probleme die unterirdischen Bauten der Nacktmullen zu finden. Die hier gezeigten Fotos stammen aus einer faszinierenden Anlage im Tierpark Berlin, wo man die kleinen ostafrikanischen Nagetiere ausgezeichnet beobachten kann.

Beschreibung

Der Nacktmull ist ein sehr außergewöhnliches Nagetier. In vielen Lebensfunktionen  und Lebensweisen unterscheiden sie sich deutlich von anderen Säugetieren, Sie leben nicht nur in einem tiefen unterirdischen Tunnelsystem sondern organisieren sich  ähnlich einem Insektenstaat in großen Kolonien. Diese Lebensform ist in der Welt der Säugetiere einzigartig und mit nichts vergleichbar. Ihr Sozialsystem ist streng geregelt und gliedert sich in “Arbeiter”, die u.a. für die Instandhaltung und den Ausbau des Tunnelsystems verantwortlich sind.und in “Soldaten”, die nur für die Sicherheit der Kolonie zu sorgen haben. Angeführt wird so ein “Nacktmullstaat” von einer Königin die auch meist wesentlich größer wird als jeder Nacktmull in der gesamten Kolonie.
Nacktmullen erreichen eine Größe von 5 – 15 cm und ein erstaunlich hohes  Alter von 15 – 20 Jahren.

Fortpflanzung

Die Vermehrung in einer Nacktmullkolonie liegt allein bei der Königin, die über 60 Junge pro Jahr gebären kann. Alle anderen Weibchen die als “Arbeiterinnen” leben sind durch das aggressive und Stress verursachende Verhalten der “Königin” unfruchtbar. Auch die männlichen Tiere sind meist steril und nur sehr wenige können Sex mit der Königin haben. Alles ändert sich radikal, wenn die “Königin” stirbt, kommt es zur sexuellen “Revolution” in der Nacktmullkolonie. Unter den Weibchen setzt die Fruchtbarkeit wieder ein und die Macht um die Königinposition  der Kolonie wird durch das Weibchen entschieden, dass den ersten Nachwuchs zur Welt bringt. Sie beendet das sexuelle Chaos und das geordnete System in der Kolonie wird wieder umgesetzt.

Nahrung

Ein Nacktmull ernährt sich hauptsächlich von Wurzeln, Knollen und Zwiebeln. Mangels Wasser trinken sie nicht und decken ihren Flüssigkeitsbedarf ausschließlich aus der rein pflanzlichen Nahrung. Außerdem verzehren Nacktmullen ihren Kot ein zweites Mal um eine höhere Effiziens der Nahrung zu erreichen.

Einige außergewöhnliche Eigenschaften der Nacktmulle

  • Ein Phänomen ist die einzigartige und äußerst schwache bis fehlende Schmerzempfindlichkeit.
  • Nacktmullen kommen mit einem sehr geringen Sauerstoffgehalt aus, sie können es länger im Blut binden und ihre Atmung ist langsamer.
  • Einzigartig in der Welt der Säugetiere sind die besonderen Eigenschaften als wechselwarmes Tier, ähnlich einem Reptil passen sie sich an die Temperatur der Umgebung an und sparen so körperliche Energien.
  • Nacktmullen sind die einzigen eusozialen Säugetiere der Welt, sie haben eine besondere Verhaltensweise zur Staatenbildung.

Fotos : (c) Michael Kürschner (4), Christel Selke (1)