Madagaskarweber

Systematik

Foudia madagascariensis
Madagaskarweber

Ordnung: Passeriformes – Sperlingsvögel
Familie : Ploceidae – Webervögel
Gattung: Foudia madagascariensis
Art: Foudia madagascariensis

Trivialname

deutsch: Madagaskarweber, englisch: Madagaskar Red Fody,
französisch: Foudi de Madagascar, Foudi rouge,

swahili: —-, afrikaans: Madagaskarwewer,
creolisch: Kardinal  (Seychellen)

Madagaskarweber – Foudia madagascariensis

Vorkommen

Wie dem Vogelnamen zu entnehmen stammt dieser afrotropische Weber aus Madagaskar, wo er auch zu der häufigsten Vogelart zählt. Auf den weiteren Inseln im Indischen Ozean gilt er als eingebürgert, wo er durch seine extreme Anpassung in unterschiedlichen Lebensräumen  sich rasch zu einer  heimischen Vogelart entwickelte. Mitte des 19. Jahrhunderts gelang der Madagaskarweber auf die Seychellen und ist auch dort bereits die häufigste Vogelart. Er ist dort ein intensiver Kulturfolger, der zum endemischen Seychellenweber keine Lebensraumkonkurrenz entwickelte. Neben den Seychellen kommt der Madagaskarweber auch auf den Komoren und Mauritius vor.

Fundort

Inseln Praslin und Curieuse auf den Seychellen 2013 und 2014

Männliche Madagaskarweber

Beschreibung

Auffallend beim Madagaskarweber ist der sehr deutliche Sexualdimorphismus, während das Weibchen nur ein schlichtes olivbraunes Federkleid trägt, haben die Männchen ein prachtvolles und weithin leuchtendes Rot, Orange oder Gelb in der Gefiederfärbung. In der Brutzeit überwiegt meist die intensive Rotfärbung. Die Flügeldecken sind dagegen auch olivbraun mit einem hellen Federsaum.
Der Madagaskarweber kann eine Körperlänge von 14-15 cm erreichen mit einer Flügelspannweite von etwa 18 cm.
In seiner Lebensweise ist diese tagaktive Art sehr gesellig und tritt außerhalb der Brutzeit sogar in größeren Schwärmen auf, wo sie als Kulturfolger in Plantagen nicht immer gerne gesehen werden. Ansonsten wird ihr Auftreten von Reisenden als spektakuläres Ereignis gewertet und bewundert. Die einheimische Bevölkerung unterstützt sogar diese Bewunderung und füttert sie nicht selten auch noch an als besondere Attraktion. Auch für mich war die Begegnung mit den Madagaskarwebern faszinierend und meine Bewunderung galt dem wenig scheuen Verhalten dieser Vögel, die man meist aus sehr naher Distanz beobachten konnte.

Madagaskarweber an seinem nächtlichen Schlafplatz

Nächtliches Foto von einem schlafenden Madagaskarweber. Geschützt in der Falte eines Palmenblattes hält dieses Männchen seine sehr bequeme Nachtruhe. Häufig schlafen sie auch in Gesellschaft und bevölkern dann zur Nacht zahlreich die Kronen der Palmen.

Weibliche Madagaskarweber

Fortpflanzung

Während der Brutzeit geben die Madagaskarweber ihr starkes Gesellschaftsleben auf und konzentrieren sich paarweise um Ihr Brutgeschäft. In dieser Zeit zeigen sie sich auch revierbildend, gelten aber nicht als aggressiv. Das Nest wird meist zwischen Palmenblättern gebaut (siehe Abbildung). Das Weibchen legt etwa drei weiße Eier, die von ihr allein in fast 14 Tagen ausgebrütet werden. Nach dem Schlüpfen verläßt der Nachwuchs nach weiteren 14 Tagen das Nest. Nach dem Ausbrüten versorgen aber beide Elterntiere ihre Kids mit Nahrung. Madagaskarweber können in einem Jahr bis zu zwei  Bruten aufziehen.

Nahrung

Die Nahrung der Madagaskarweber ist vielseitig. Sie erbeuten gerne kleine Insekten und Spinnen. Aber auch vegetarische Kost steht auf dem natürlichen Speiseplan. Aber auch die Pflanzenkost ist sehr unterschiedlich und reicht von Grassamen und kleinen Blüten bis zu Obst und kleinen Beeren. In Nähe von menschlichen Siedlungen werden auch Getreide und anderes Saatgut gerne gefressen. Wo von Hotels und Restaurants Brot und andere Backwaren anfallen, ist der Madagaskarweber nicht weit entfernt. Er erscheint dann meist in großer Gesellschaft, um die Reste der menschlichen Lebensmittel als Leckerbissen zu verwerten.

Diese Fotos zeigen deutlich, wie vielfältig der Speiseplan unter den Madagaskarwebern sein kann, denn sie verspeisen nicht nur Insekten. Sie haben auch eine Vorliebe für das vegetarische. Das ist ein existenzieller Lebensvorteil für die Art, wenn sie in der Ernährung nicht spezialisiert sind. Bild A zeigt, wie frische Triebe von Gräsern oder Kräutern verspeist werden. Bild B belegt auch die Vorliebe für kleine frische Blüten.  Bei Bild C sieht man die eigentliche Hauptspeise der Madagaskarweber, wie sie z.B. kleine Saaten aus Gräsern und Kräutern knabbern. Bieten sich große Futterangebote, können Madagaskarweber sehr verträglich auch in sehr großen Gesellschaften auftreten, wie man auf Bild D deutlich erkennen kann.

Fotos : (c) Michael Kürschner (15), Christel Selke (5)