Komoren Quastenflosser

Systematik

Latimeria chalumnae
Komoren-Quastenflosser

Klasse: Sarcopterygii – Fleischflosser
Ordnung: Coelacanthiformes – Quastenflosser
Familie : Latimeriidae
Gattung : Latimeria
Art: Latimeria chalumnae

Trivialname

deutsch: Komoren-Quastenflosser, englisch: Coelacanths,
französisch: Les Coelacanthes,
swahili: Tassel Flosser, afrikaans: Selakant

Ausschnitt einer Quastenflosser-Darstellung von einem Briefmarken-Kleinbogen der Komoren aus 2009

Vorkommen

In der gesamten Ordnung Coelacanthiformes Quastenflosser gibt es nur zwei lebende Arten. Eine von diesen Arten ist der Komoren-Quastenflosser. Seine Lebensräume liegen in den ostafrikanischen Regionen im  Indischen Ozean vor den vier Hauptinseln des Komorenarchipels. Genetische Untersuchungen haben  ergeben, dass alle gefangenen Quastenflosser von Südafrika bis Kenia zur Art des Komoren-Quastenflossers gehören. Sie leben in Tiefen von 150 – 400 Meter an felsigen Hängen mit Höhlen und großen Spalten, die ihnen am Tage zur Ruhezeit als Versteck dienen können.

Fundort

Wir haben natürlich noch keinen lebenden Komoren-Quastenflosser gesehen und können uns nur auf das Museum in Malindi in Kenia berufen, wo auch ein gut präpariertes Exemplar ausgestellt ist.

Beschreibung

Die zoologische Wissenschaft staunte nicht schlecht als am 23. Dezember 1938 in East London östlich von Kapstadt in der RSA ein seltsam aussehender Fisch von Fischern der damaligen Leiterin des örtlichen Naturhistorischen Museum vorgestellt wurde. Der Fang war eine Sensation, denn es handelte sich tatsächlich um einen Fisch, wo man glaubte er sei bereits in der Kreidezeit vor 70 Millionen Jahre ausgestorben. Weitere Funde gab es dann 1952  zwischen den Komoren und Madagaskar.1992 vor Mosambik, 1995 vor Madagaskar und 2001 vor Kenias Küste im Indischen Ozean. 1987 gelang es vor der Küste der Komoren einer deutschen Forschungsgruppe unter Hans Fricke vom Max-Planck-Institut in 198 Meter Tiefe erstmals Quastenflosser in einem natürlichen Lebensraum zu beobachten.
Quastenflosser entwickelten sich schon im Erdzeitalter Devon vor etwa 400 Millionen Jahren, wo sie als Knochenfische noch eine amphibische Lebensweise hatten. Die anatomischen Merkmale der heute noch lebenden zwei Arten belegen dieses eindeutig, denn der Bau der Brust und Afterflossen ist den Gliedmaßen der Landwirbeltiere sehr ähnlich. Quastenflosser lebten schon weit vor den Dinosauriern und sie überlebten sie sogar. Die zoologische Wissenschaft ging immer davon aus, dass auf Grund fossiler Ablagerungen aus der Oberkreide die Fleischflosser vor etwa 70 Millionen Jahren zum Ende des Mesozoikum zwischen 70 und 66 Millionen Jahren mit zahlreichen anderen Arten ausgestorben waren. Um so sensationeller ist die Entdeckung, dass von der ganzen Ordnung der Fleischflosser zwei Quastenflosser-Arten als lebende Fossilien noch im Indischen – und Indopazifischen Ozean überlebt haben.

Kleiner Steckbrief vom Komoren Quastenflosser

Der Komoren-Quastenflosser kann eine Körperlänge von etwa 200 cm erreichen,  bei einem Gewicht von etwa 100 kg. Vermutlich sind weibliche Tiere etwas größer.  Die Körperfärbung ist überwiegend dunkelblau und häufig nur unterbrochen von hellen bis weißlichen Flecken. Zu den anatomischen Besonderheiten zählt das zum Teil verknöcherte Skelett mit den muskulösen Brust und Bauchflossen. Auffallend ist die fleischige starke und große Rückenflosse, die in der Mitte noch eine schmale verlängerte Schwanzflosse aufweist, die er extra steuern kann. Mit der Schwanzflosse kann er die Geschwindigkeit seiner Schwimmweise beinflussen. Eine überraschende Besonderheit ist das sehr kleine Gehirn, es ist im Verhältnis zum gesamten Körpergewicht extrem winzig und nur wenige Gramm schwer, obwohl die Schädelhöhle ein hundertfaches an Volumen hat. Die restlichen 99 % werden von einer fetthaltigen Substanz ausgefüllt.
In seiner Lebensweise ist er nachtaktiv und bevorzugt eher den Schutz der vulkanischen Felswände in Tiefen von 100 – 400 m. Quastenflosser scheinen keine Einzelgänger zu sein und eher in kleinen Gruppen bevorzugt zu leben.
Über die Fortpflanzung und Sexualität ist nur sehr wenig bis kaum etwas bekannt. Man weiß nur durch gefangene Weibchen, dass der Quastenflosser lebendgebährend ist und die Jungen im Mutterleib aus dem Ei schlüpfen.

Nahrung

Nach Untersuchungen von Mageninhalten  gefangener Quastenflosser kann man davon ausgehen, dass diese Art wahrscheinlich ein reiner Fleischfresser ist.

Artenschutz

Kaum entdeckt und als Wunder der Zoologie gepriesen, wird ihm nun die Berühmtheit zum Verhängnis. Es begann  eine regelrechte Jagd auf den Komoren-Quastenflosser. Die Wissenschaft wollte noch mehr Tiere fangen und die großen Naturkundemuseen der Welt wollten ein Exemplar in ihrer Sammlung haben.. Jetzt steht er auf der ROTEN LISTE der stark gefährdeten Arten. Hoffentlich kommen die notwendigen Schutzmaßnahmen nicht zu spät, denn Sichtungen in der Natur  werden immer seltener. Was die Natur in 400 Millionen Jahren erhalten hat kann die Menschheit in nur wenigen Jahren vernichten.

Der Quastenflosser auf Briefmarken der afrikanischen
Bundesrepublik Komoren

Komoren Quastenflosser

Auf den Komoren ist der Quastenflosser schon fast ein nationales Symbol und ein Tier mit einer ganz besonderen Würdigung. Wie auf dieser Briefmarke aus einem Kleinbogen von 2009, findet man den Komoren-Quastenflosser recht häufig als Motiv vor. Selbst auf einer alltäglichen Kursmünze ließ man auf den Komoren  den Quastenflosser Latimeria chalumnae prägen.

 

Fotos : (c) Michael Kürschner (1), Christel Selke (2)