Land und Leute im Senegal
Insel Gorée bei Dakar
Die schöne Insel Gorée
und die grauenvolle Geschichte für 20 Millionen Sklaven
Gorée – “ Insel ohne Wiederkehr “
Gorée ist eine vorgelagerte Insel von Dakar und etwa 4 Kilometer entfernt. Vom Hafen in Dakar fährt regelmäßig ein Schiff zur berühmten “Insel ohne Wiederkehr”. Auf Gorée leben heute etwas mehr als 1200 Menschen und die Insel gehört verwaltungsmäßig zur Hauptstadt Dakar. Die gut erhaltenen und gepflegten Bauten erinnern heute noch an die kolonialen Baustile der portugiesischen und französischen Zeit. Gorée wirkt wie ein lebendiges Museum. Man bewahrt zwar mahnend das historische Erbe, lebt aber bewußt auch in der modernen Gesellschaft. Gorée lebt heute vom Tourismus und darüber hinaus haben sich viele Künstler hier angesiedelt, die für ein besonderes Flair auf der Insel sorgen.
Bis 1848, wo der Sklavenhandel verboten wurde, war Gorée fast 200 Jahre der größte Weltumschlagsplatz für den Handel mit Menschen. Auf dieser Insel ohne Wiederkehr wurden in dieser Zeit bis zu 20 Millionen Menschen gelagert und in fremde Kontinente deportiert. Viele erreichten nicht ihr Ziel und starben bei der Überfahrt. Allein in den Lagerräumen auf Gorée starben zusätzlich etwa 6 Millionen Afrikaner in der Vorbereitungszeit für die Sklaverei an Krankheiten, Mißhandlungen, Vergewaltigungen und denn psychischen Belastungen. Gorée wurde 1978 von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Die Menschen heute mahnen leise für das Vergessen in den USA, Großbritannien, Portugal und Frankreich für das grauenvolle Leid in der Sklaverei.
Bild 1: Mit einem Schiff erreicht man Gorée von Dakar in wenigen Minuten, Bild 2 und 3: Typische Straßen auf der idyllischen Insel Gorée, Bild 4: Kirche zum Gedenken an die Opfer der Sklaverei
Die historische Sklavenfestung auf Gorée
Wer im Senegal seinen Urlaub verbringt und die Hauptstadt Dakar besucht sollte die Überfahrt nach Gorée in seiner Planung berücksichtigen. Die freundlichen Menschen, die angenehme Atmosphäre und das Empfinden, Geschichte hautnah zu fühlen macht einen Aufenthalt auf Gorée zu einem unvergesslichen Erlebnis. Nach unseren Eindrücken ist ein Ausflug nach Gorée sehr empfehlenswert.
Das Sklavenhaus war mit seinem “perfekten” Menschenhandel nur ein Beispiel und ein Menschen verachtendes grausames Zeugnis für die Ausbeutung Afrikas durch die Kolonialpolitik der Engländer, Franzosen und Portugiesen. Auch in den östlichen Staaten Westafrikas wurden Sklaven gehandelt, aber was sich in Gambia und Senegal zu seiner Zeit abspielte lässt sich historisch wohl kaum noch übertreffen. Das erschütternde Leid der Menschen war auch für den afrikanischen Kontinent ein riesiger Verlust, denn es gibt aus dieser Zeit Berichte, die eine Entvölkerung vieler Regionen beschreiben. Erst 1848 wurde die Sklaverei abgeschafft und Gorée kam allmählich zur Ruhe, auch wenn die historischen Grausamkeiten des Sklavenhandels wohl nie vergessen werden dürfen.
Bild 5: Das berühmte hier beschriebene Sklavenhaus mit der örtlichen Zentrale für alle grausamen Entscheidungen der Sklaverei, Bild 6: Für die Sklaven das berühmt und berüchtigte “ Tor ohne Wiederkehr “, Bild 7: Über einer Kinderzelle fand sich folgender Text:” Unschuldige Kinder weit vom Lächeln und den Tränen der Mütter”, Bild 8: Handschriftliche Vergleiche mit dem neuzeitlichen Holocaust angeheftet an den Sklavenkammern.
Die Geschichte von Rassismus und Menschenverachtung
Das zwischen 1776 und 1778 erbaute große Sklavenhaus mit seinem berühmten “Tor ohne Wiederkehr” ist heute eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf Gorée. Es ist heute ein Museum, dass sehr anschaulich die Schreckensgeschichte der Sklaverei erzählt. In der oberen Etage wohnten die Sklavenhändler in Glanz und Luxus und im Untergeschoss vegetierte das menschliche Leid der Ware Mensch in fensterlosen dunklen Lagerzellen. Wer in so einem Lagerhaus ankam verlor als erstes rechtlich geregelt, sein Menschenrecht und wurde entsprechend seinem Geschlecht, Alter, Größe und Figur in die entsprechenden Lagerzellen sortiert. Männer verloren so ihre Frauen und Mütter ihre Kinder weil sie zu rechtlosen Wesen erklärt wurden. In so einer Zelle mußten die Sklaven angekettet an Hals, Füßen oder Händen viele Wochen verharren bis sie das Lager durch das “Tor ohne Wiederkehr” nach Europa oder Amerika verlassen mußten. Wer den Tod als “Erlösung” fand, wurde wie Müll entsorgt. Hatte ein Händler Lust auf Geschlechtsverkehr bediente er sich seiner Lagerbestände unter den Frauen, die nackt angekettet nach Qualitätsmaßstäben sortiert waren. Wehrte sich eine Frau oder leistete sie gar Widerstand, mußte sie sich mit Prügelstrafe oder Tod abfinden.
Unser einheimischer Museumsführer auf Gorée erzählte uns in allen Details wie die damaligen Skaven untergebracht und behandelt wurden. Die Menschenaufkäufer hatten ein leichtes Spiel, denn schon für wenige Glasperlen, Alkohol und ähnliches wurden Menschen auf dem Festland eingetauscht und auf Gorée zwischengelagert. Danach kam die Qualitätsprüfung der frischen Menschenware. Erst sortierte man grundsätzlich nach Geschlechtern. Männer wurden nach Altersgruppen gelagert bis 14-jährige kamen in eine Zelle. Starke Männer wurden von schmächtigen unterteilt und nackt in ihren Zellen angekettet. Wer zu schwach erschien, wurde in einer besonderen Zelle untergebracht und gemästet damit es keinen Preisverfall gibt. Jungs im Alter unter 14 Jahre und kräftige junge Männer erzielten die Höchstpreise.
Bei den Frauen war es nicht anders, auch sie wurden nach einer genauen Qualitätsprüfung in die entsprechende Lagerzelle sortiert. Mädchen bis 14 Jahre und von den Händlern auf Jungfräulichkeit geprüft, wurden in einer Gruppe zusammen untergebracht. Erwachsene Frauen hatten verschiedene Qualitätsmerkmale aufzuweisen. Die Jungfräulichkeit und Scheide , feste Brüste, große und kleine Brüste, aber auch die körperliche Statur und Leistungsfähigkeit sowie das Alter und ältere Frauen mit hängender Brust, guten Zähnen und arbeitsfähigem Körper wurde von den Händlern genau geprüft und in die jeweiligen Lagerzellen nach dem Qualitätsstandard sortiert. Da diesen Frauen und Männern die Menschenwürde aberkannt wurde, konnten sie als Ware nackt in ihren Zellen angekettet werden. Gab es Zeiten mit hohen Einlieferungszahlen konnte es schon vorkommen, dass die sehr kleinen Zellen völlig überlagert waren mit menschlichen Körpern. Das die Körper täglich geprüft und Wasser ausreichend gegeben wurde, war keineswegs ein Zeichen der Menschenwürde, sondern nur die Prüfung und Versorgung einer Ware, die schließlich auf dem Weltmarkt noch einen guten Preis erzielen sollte. Händler mit viel menschlicher Mangelware blieben entweder auf ihrer “Ware” sitzen oder erzielten einen schlechten Preis. “Restposten” unter den Frauen erzielten im günstigsten Fall noch einen niedrigen Pauschalpreis. “Ware” die nicht verkauft werden konnte ließ man verrecken oder tötete sie gleich, wenn sie nicht noch für eine Vergewaltigung geeignet war.
Fotos: (c) Michael Kürschner (9) 1998