Medizinmann in Kenia

Kenia

Land und Leute in Kenia

Besuch beim Medizinmann in Kenia
Besuch bei den Medizinmännern auf dem Lande an der Südküste

In der Tradition verwurzelt – Medizinmänner

Auch wenn die moderne Medizin in Afrika stark an Bedeutung gewinnt, ist der Einfluß der traditionellen Medizin nach wie vor in den Stammeskulturen der Völker fest verwurzelt. Arztpraxen wie wir sie aus Europa kennen sind selten und kosten Geld, Krankenhäuser werden zwar immer zahlreicher gebaut, sind aber bei weitem noch nicht ausreichend über das ganze Land verteilt. Im Buschland, wo die Menschen noch traditioneller Leben, sind die angesehenen Medizinmänner noch die wichtigsten Ansprechpartner und  für das gesunde Wohlbefinden verantwortlich.
Ob Heiler oder Zauberer mit magischen Kräften, für viele sind sie auch die Weisen die mit dem Wissen von Generationen Menschen helfen können. Einige zeigten uns voller stolz ihre staatliche Legitimation als Heilpraktiker zu arbeiten und sie stellten uns als Gäste ihre heimische Buschapotheke vor die sie selbst zusammenstellen. Aus zahlreichen Blättern, Blüten, Rinden, Wurzeln und Mineralien fertigen sie heilende Rezepturen. Aber kaum ein Patient bekommt für sein Leiden nur das bestimmte Kraut oder ein Pulver verschrieben. Jede Behandlung ist mit einem magischen Ritual verbunden und vieles entspricht einer ganzheitlichen Methode die mit Hilfe einer magischen Beschwörung das schlechte aus der Krankheit treiben.

Wir würden in unserer Sprache meinen, dass fast jede körperliche Behandlung auch psychotherapeutisch begleitet wird. Es ist der aus der alten afrikanischen Tradition und Kultur stammende Geist der  die Selbstheilungskräfte eines Kranken anregen soll. Man sollte sich also nicht wundern, wenn neben dem bekannten Handauflegen und dem abklopfen bestimmter Körperstellen auch lautgesprochene Beschwörungen einhergehen und magische Werkzeuge wie z.B. Hühnerfedern, kleine Knochen, Muscheln und kleine Geistpuppen zum Einsatz kommen.
Die Medizinmänner haben neben diesen magischen Kräften aber auch ein unheimliches Wissen über Heilpflanzen. In der Kürze meiner Besuchszeit habe ich viel über das Wissen erfahren wollen und ich war beeindruckt von der Art, wie jeder dieser Medizinmänner von den Heilkräften der Natur sprach und sie erklärte.

Auswahl von Heilpflanzen die noch verarbeitet werden müssen

Für einen kleinen Obolus kann man sich auch seinen eigenen Gesundheitszustand erstellen lassen und man ist erstaunt, wie präzise man diagnostiziert wird.  Viele Touristen waren beeindruckt, wenn der Medizinmann ihnen ihre Leiden vor Augen führte und was sie tun müssen oder worauf sie achten sollten. Eine ältere britische Touristin hatte durch einen Sonnenbrand auf dem Rücken schwere Schmerzen und Entzündungen, die die Haut schälte sich schon. Man überredete sie sich behandeln zu lassen, nach dem Motto, soll er doch zeigen was er kann. Für 500 Schillinge bereitete er einen Brei aus verschiedenen Blättern zusammen und trug ihn auif die vom Sonnenbrand geschädigte Haut der älteren Dame. Mit Bananenblättern deckte er den Rücken ab. 15 Minuten lag die Dame dann so auf dem Bauch bis der Brei seine Wirkung zeigte. Anschließend konnte sie wieder ihr Shirt anziehen und zur Nachbehandlung im Hotel gab er ihr noch in Bananenblättern eingewickelt zwei weitere Breipackungen mit. Zwei Tage später bewunderte jeder im Hotel diese Dame mit einem Erstaunen, denn sie lief wieder über den Strand ohne das man erkennen konnte, das sie auf dem Rücken einen schweren und schmerzhaften Sonnenbrand hatte.
Der Besuch beim Medizinmann war noch Tage später ein beeindruckender und interessanter Gesprächsstoff.
Auch wenn wir ein anderes Verständnis haben, was die medizinische Versorgung anbetrifft, so kann man aber nicht leugnen, das die Medizinmänner mit ihrer traditionellen Behandlungart und der oftmals auch noch tief im Aberglauben verwurzelten Methode der Heilverfahren eine wichtige soziale und gesundheitliche Vorsorge leisten.
Nach dem kenianischen Gesetz dürfen sie allerdings keine Operationen durchführen und jeden betroffenen Patienten müssen sie in das nächste Krankenhaus bringen lassen.

 

Fotos: (c) Michael Kürschner (4), Christel Selke (1)